vor 4 Stunden
Trainerwechsel in Flensburg
Die Entlassung von Nicolej Krickau bei der SG Flensburg-Handewitt hat für viele Fragezeichen gesorgt. Auch Dyn-Experte Pascal Hens ist ratlos über die Vorgänge. Einen Aspekt sieht er jedoch sehr kritisch.
Die SG Flensburg-Handewitt steht seit Samstagabend ohne Trainer da. Der Bundesligist trennte sich überraschend von Nicolej Krickau, bis zur Winterpause übernehmen Co-Trainer Anders Eggert und der Sportliche Leiter Ljubomir Vranjes.
"Wir machen ständig Analysen von jedem Spiel und waren auch regelmäßig im Austausch mit dem Trainer-Team. Wir hatten in der letzten Saison 18 Minuspunkte, jetzt sind es neun und wir haben vor allem gegen die Top-Teams einige Punkte liegen gelassen", begründete Geschäftsführer Holger Glandorf die Entscheidung bei Dyn.
Dennoch sorgt die Entscheidung nicht überall für Verständnis. "Nicolej Krickau ist glaube ich ein Typ, der hier sehr gut vorbereitet herkam, der einen Plan hatte, der auch mit jedem gut klarkommt. Dass er jetzt gehen musste, nachdem er Simon Pytlick und Lukas Jörgensen mitgebracht hat und sehr viele Dänen hier sind, die glaube ich zufrieden mit ihm sind, gibt es schon einige Fragenzeichen", meint Dyn-Experte Pascal Hens.
Dabei hat er durchaus Verständnis für die sportliche Lage. "Fakt ist, dass du mit 19:9 Punkten glaube ich schon weit unter dem bist, was du dir selbst vorgenommen hast. Und dass dir dann die hohen Ambitionen irgendwann mal um die Ohren fliegen kann, ist auch normal", so der Ex-Profi weiter.
Allerdings ergänzte er auch, dass manchmal Kleinigkeiten in Top-Spielen entscheiden. So wurde David Späth beim Sieg der Rhein-Neckar Löwen zum Matchwinner in der zweiten Halbzeit, denn er parierte zahlreiche Würfe. "Das kann mal passieren", sagt Hens und ergänzt, "wenn du diese Spiele gewinnst, sieht die Situation anders aus."
Schließlich hat die Truppe von Krickau in seinen Augen auch gezeigt, dass sie gegen die Top-Teams bestehen. "Wenn man sich die Flensburger teilweise anguckt wie gegen den THW Kiel auswärts, wo sie auch am Anfang weit hinten gelegen haben und das Ding noch sehr souverän gewonnen haben. Sie haben also schon gezeigt, was in ihnen steckt", betont der einstige Nationalspieler.
Was ihm besonders kritisch ins Auge sticht, ist die Rolle von Vranjes. Der Schwede saß von 2010 bis 2017 auf der Trainerbank der Flensburger, im vergangenen Jahr kehrte er als sportlicher Leiter zurück. "Es ist immer so ein bisschen ein Geschmäckle dabei, wenn der ehemalige Trainer im Hintergrund und jetzt wieder auf der Bank sitzt - wo auch immer das hinführt. Es ist ein bisschen ein komisches Gefühl", betont Hens. Vranjes selbst hat indes ein Comeback bereits ausgeschlossen.
Darüber hinaus glaubt der Dyn-Experte nicht daran, dass das Spiel in Mannheim letztlich ausschlaggebend dafür war, dass Krickau entlassen wurde: "Vielleicht sind im Hintergrund schon länger Überlegungen da, dass man getrennte Wege gehen will. Vielleicht hatte man auch Angst: Hey, wenn wir jetzt diese zwei Spiele gewinnen, dann kann man sich nicht mehr trennen, weil man doch erfolgreich ist. Das sind halt erneut diese vielen Fragezeichen."
Viel mehr hätten er sich gewünscht, dass man Krickau mehr Zeit gibt. "Ich habe sehr viel von ihm gehalten. Ich glaube, er hätte mit dieser Mannschaft viel erreichen können", so Hens. "Das wird interessant sein, was hier in den nächsten Wochen passiert."
smu