30.10.2024, 16:44
Ehemalige Austragungsorte außen vor gelassen
Am Montag wurden die sechs Spielorte für die Handball-Weltmeisterschaft 2027 in Deutschland bekanntgegeben. Im Gegensatz zur Europameisterschaft 2024 sind fünf neue Arenen dabei. Die Reaktionen fielen gemischt aus.
"Die Spielorte vereinen vieles, was uns ausmacht: Sie sind Zentren der Bundesliga, sie stehen für Tradition, aber - wie München mit dem neuen SAP Garden - auch für die Moderne. Mit dieser großartigen Infrastruktur sind wir bereit für ein weiteres Highlight im Jahrzehnt des Handballs", hatte DHB-Präsident Andreas Michelmann bei der Präsentation der WM-Spielorte betont.
"Wir wollten es anders machen als bei der Europameisterschaft. Wir hatten als Arbeitstitel 'Back to the roots'. Wir gehen dahin, wo die Bundesliga spielt oder wo sie mal gespielt hat", erklärte Mark Schober, Vorstandsvorsitzender beim Deutschen Handballbund. "Es nehmen 32 Mannschaften teil, das heißt wir haben über 100 Spiele - rund 40 mehr als bei der letzten Europameisterschaft. Das ist durchaus eine Herausforderung. Wir wollten nah zu den Fans kommen, die in den Bundesligastandorten sind und die bei der letzten EM nicht waren."
Vier neue Spielorte und fünf neue Arenen gibt es im Vergleich zur Handball-EM 2024. "Die Spielorte der Handball-Weltmeisterschaft 2027 spiegeln die hohe Qualität und Vielseitigkeit der wunderbaren Arena-Landschaft in Deutschland wider und erzählen eigene Geschichten", sagte Mark Schober. Auch bei München habe der DHB überlegt, ob man die bayrische Landeshauptstadt noch einmal berücksichtigt, nachdem man in diesem Jahr in der Olympiahalle spielte, ließ DHB-Präsident Andreas Michelmann durchblicken.
"Handball ist die zweitbeliebteste Ballsportart in München, wir haben da Umfragen gemacht. Da brauchst du Heroes und die generierst du am besten mit medialer Aufmerksamkeit bei internationalen Veranstaltungen. Ich würde mir wünschen, dass es den Breitensport noch ein bisschen mehr pusht. Für mich ist Handball eine der Kampfsportarten schlechthin. Beim Handball geht es schon ans Eingemachte und er lebt wie keine andere Sportart von der Gruppe", erklärte Münchens Oberbürgermeister Dieter Reiter.
Köln als Finalspielort schien mehr oder weniger gesetzt zu sein, auch weil die Anforderungen für die Finalrunde neben den Lanxess Arena nur noch Fußballstadien in Düsseldorf oder Auf Schalke erfüllen könnten. "Das ist ein weiterer bedeutender Meilenstein für uns und eine erneute Möglichkeit, den Handball-Sport auf die große Bühne zu bringen. Wir werden alles daransetzen, die Arena mal wieder in einen Hexenkessel zu verwandeln - voller Emotionen, Spannung und unvergesslicher Momente!", betonte Stefan Löcher, Geschäftsführer der Lanxess-Arena. Auch kicker-Kolumnist Bob Hanning ordnete den Finalspielort der WM 2007 und der EM 2024 als "größte und interessanteste Halle" ein.
"Köln hat sich international einen Ruf als Handball-Hauptstadt erarbeitet und wird nun nach 2007 und 2019 erneut Austragungsort der Handball-Weltmeisterschaft sein. Zuletzt hat die Europameisterschaft im Januar dieses Jahres gezeigt, wie handballbegeistert unsere Stadt ist", so Kölns Oberbürgermeisterin Henriette Reker. "Die Lanxess Arena als Olymp des Handballsports und die Kölnerinnen und Kölner werden die Spieler und Fans aus aller Welt mit offenen Armen empfangen."
"Wir sind selbstbewusst genug um sagen zu können, dass es nur folgerichtig war, dass unsere Stadt mit dabei ist. Die zentrale Lage Hannovers, unsere Infrastruktur und die hervorragende Halle bieten beste Voraussetzungen für ein solches Großereignis. Und natürlich ist das handballbegeisterte hannoversche Publikum ein großer Pluspunkt", so Hannovers Oberbürgermeister Belit Onay.
Mit den Spielen bei der U21-WM und der Olympiaqualifikation hatte Niedersachsens Landeshauptstadt schon in den vergangenen Jahren Pluspunkte beim Verband gesammelt. "Für Mannschaften verschiedenster Nationen sowie Fans aus aller Welt wird es ein unvergessliches Erlebnis werden, bei dem wir zusammen mit der Stadt Hannover ein wunderbarer Gastgeber sein werden", verspricht Günter Papenburg, Geschäftsführer der Betriebsgesellschaft der ZAG Arena.
"Das zeigt einmal mehr die große Bedeutung der Handball-Region Stuttgart. Wir sind stolz darauf, dass in der Porsche-Arena gleich zwei Handball-Weltmeisterschaften stattfinden werden", erklärt Andreas Kroll, Geschäftsführer der in.Stuttgart Veranstaltungsgesellschaft, denn schon bei der Frauenhandball-WM im kommenden Jahr wird man in der Landeshauptstadt von Baden-Württemberg Spiele ausrichten. "Diese Herausforderung, mit zwei großen internationalen Turnieren innerhalb von 14 Monaten, nehmen wir gerne an."
"Dass Kiel Austragungsort der Handball-WM 2027 wird, finde ich absolut fantastisch. Kiel verdient das, die Leute verdienen das so ein Event hierhin zu bekommen", erklärte Kiels Linksaußen Rune Dahmke dem NDR und betonte: "Aber auch der Welthandball verdient das in so einer Arena wie in Kiel, wo Handball gelebt wird, auch der Handball zelebriert wird. Ich bin voller Vorfreude. Kiel wird dem Spektakel, was man von deutschen Handballhallen gewohnt ist, gerecht. Es werden fantastische Spiele werden."
"Nach 2007 und 2017 ist Magdeburg erneut Austragungsort von Spielen einer Handball-Weltmeisterschaft. Für die Landeshauptstadt ist die WM 2027 wieder eine perfekte Gelegenheit, sich als gute Gastgeberin eines internationalen Turniers zu präsentieren. In der Sportstadt Magdeburg und der gesamten Region wird Handball nicht nur gespielt, sondern auch gelebt. Hier gibt es ein Publikum, das vom Handballsport fasziniert ist", freute sich auch Magdeburgs Oberbürgermeisterin Simone Borris.
"Wir sind natürlich enttäuscht, diesmal nicht den Zuschlag bekommen zu haben", betonte Daniel Hopp, Geschäftsführer der SAP-Arena gegenüber dem Mannheimer Morgen. "Handball ist für uns ein Highlight - so auch das Länderspiel der deutschen Nationalmannschaft gegen die Schweiz, das am Donnerstag nächster Woche in der SAP Arena ausgetragen wird."
"Warum nicht Berlin? Das kann ich persönlich gut nachvollziehen", erklärte Bob Hanning, Geschäftsführer der Füchse Berlin und Head of Sports vom 1. VfL Potsdam. "Ich finde gut, dass der DHB sich auf verschiedene Orte, wo Bundesliga gespielt wird, auch fokussiert hat plus die neue Halle in München. Das wird ein Riesenspektakel. Handball in die Breite zu bringen ist der völlig richtige Ansatz und wir haben ja schon 2029 die nächste Handball-WM mit Frankreich übernommen und uns 2032 für die EM mit Frankreich beworben. Da bleibt dann genügend Raum für die Hauptstadt."
Das ließ auch Mark Schober durchblicken: "Wir werden auch noch andere Sportgroßveranstaltungen durchführen, das bietet auch noch Chancen für andere Städte", so Schober und betonte: "Wir haben den Anspruch Handball in ganz Deutschland zu zeigen. Deshalb werden andere Standorte die Chance bei anderen Veranstaltungen haben dabei zu sein."
Elf Bewerbungen hatte der Deutsche Handballbund für die WM erhalten, nach außen gedrungen sind nicht alle. Neben den sechs Spielorten sowie Mannheim, Berlin und Hamburg kämen mit Bundesliga-Hallen in den letzten Jahren nur Düsseldorf mit dem PSD Bank Dome (als Heimspielstätte des Bergischen HC sowie als Supercup-Austragungsort), die Arena Nürnberger Versicherung als Heimhalle des HC Erlangen und die Quarterback Immobilien Arena als Spielstätte des SC DHfK Leipzig in Frage.
Flensburgs Campushalle hat zwar nominell 6.300 Zuschauer, allerdings eine 1.500 Zuschauer umfassende Stehplatztribüne, die unter Umständen zu Sitzplätzen umgebaut werden müsste und dann unter die Mindestanforderungen fallen könnte. In Leipzig könnten die VIP-Plätze durchaus eine Herausforderung darstellen.
chs