vor 1 Tag
Tabellenführer, Meister und Pokalsieger
Lange waren die Machtverhältnisse in Polen klar verteilt: Elf Jahre in Folge wurde Kielce polnischer Meister. Das hat sich 2024 allerdings geändert. Gibt es eine neue Nummer eins?
Kielce galt lange Zeit als Polens unangefochtene Nummer eins. Mittlerweile hat allerdings Wisla Plock in der Titelvergabe ein Wörtchen mitzureden und rüstet immer weiter auf. 2024 holte Plock zum ersten Mal seit 13 Jahren die polnische Meisterschaft. Auch den polnischen Pokal sicherte sich Plock in den letzten drei Jahren. Wurde Kielce vom Thron gestoßen?
In der polnischen Liga führt Plock die Tabelle mit 57 Punkten an, Kielce folgt mit 54 Zählern. Es sind heiße Duelle zwischen Polens Topklubs: Das Hinspiel, das Plock mit 29:25 für sich entscheiden konnte, brachte Rassismus-Vorwürfe, Spuck-Anschuldigungen, Rote und Blaue Karte, Geldstrafen und Suspendierungen mit sich. Das Rückspiel steigt am 02. März in Kielce.
In der Champions League sind beide Teams ebenfalls im Rennen: In Gruppe A belegt Wisla Plock mit 6:16 Punkten den sechsten Platz und hat den Einzug in die Play-offs in der eigenen Hand. Zuletzt machte Plock mit einem 31:28-Auswärtssieg bei Paris Saint-Germain auf sich aufmerksam. Zuvor unterlag der polnische Meister in vielen Spielen nur knapp (23:24 gegen Paris, 24:25 gegen die Füchse, 24:27 gegen Veszprem).
Kielce steht in Gruppe B mit 8:14 Punkten ebenfalls auf Rang sechs. Zwei knappen Siegen gegen Kolstad (31:30) und Magdeburg (27:26) stehen deutliche Niederlagen gegen Aalborg (26:34, 28:35), Szeged (31:35) und Barcelona (28:32) sowie im Rückspiel gegen den SCM gegenüber. Punktgleich mit Kolstad und lediglich zwei Punkte vor Schlusslicht Zagreb ist das Weiterkommen für Kielce noch lange nicht sicher.
Kielce hat in der vergangenen Saison den prominentesten Abgang hinnehmen müssen: Den Wechsel von Andreas Wolff zum THW Kiel konnte der Vizemeister bislang nicht kompensieren. Da die Leistungen des Trios um Bekir Cordalija, Sandro Mestric und Milosz Walach die Verantwortlichen des Klubs nicht zufriedenstellten, wurde Ende November Klemen Ferlin vom HC Erlangen nachverpflichtet.
Auch Europameister Nicolas Tournat hatte den Verein im Sommer verlassen, im Gegenzug wechselte mit Theo Monar und Jorge Maqueda ein Duo aus Nantes nach Kielce. Der Kern der Mannschaft um Alex und Daniel Dujshebaev, Artsem Karalek, Routinier Igor Karacic und Dylan Nahi ist allerdings weiterhin stark und erfahren.
250 Kilometer nördlich von Kielce rüstet Wisla Plock fleißig auf. Seit 2023 zieht der Ex-Kieler Miha Zarabec die Fäden im Angriffsspiel. 2024 wechselte das 21-jährige Rückraum-Talent Mitja Janc, der kleine Bruder von Barcelonas Blaz Janc, zum polnischen Pokalsieger. Im linken Rückraum verpflichtete Plock Rückkehrer Zoltán Szita vom ungarischen Spitzenclub Szeged.
Auf der Torwartposition hat Plock im Vergleich mit Kielce das große Plus: Zur laufenden Saison wechselte Viktor Hallgrímsson, der in Nantes eigentlich noch einen gültigen Vertrag bis 2025 besaß, zum polnischen Spitzenreiter. Im Sommer folgt Torbjørn Bergerud aus Kolstad.
Der norwegische Torwart ist nicht der einzige Transfercoup: Auch Melvyn Richardson, der in der vergangenen Champions-League-Saison als MVP ausgezeichnet wurde, wechselt vom FC Barcelona nach Plock. Es bleibt also abzuwarten, wie sich die Machtverhältnisse in Polen zukünftig verändern.
kli