13.07.2024, 10:00
Handball-Hoffnung für Olympia
Marko Grgic war die Überraschung im DHB-Kader. Sein enormes Talent will der Shootingstar gleich im Olympia-Härtetest gegen Frankreich unter Beweis stellen.
Als Bundestrainer Alfred Gislason zur Eloge auf seine große Olympia-Überraschung ausholte, erlaubten sich Andi Wolff und Johannes Golla einen Spaß und piksten ihr Team-Küken liebevoll in die Seite. Grünschnabel Marko Grgic, das wird dieser Tage im deutschen Mannschaftsquartier überdeutlich, ist schon voll integriert.
Doch nicht nur abseits des Spielfeldes scheint der 20 Jahre alte Senkrechtstarter des ThSV Eisenach angekommen zu sein in der Nationalmannschaft. "Ich habe ihn schon liebevoll Frechdachs getauft, weil er trotz seiner Jugend schon sehr viel Abgezocktheit und sehr viel Spielwitz offenbart", sagte Wolff beim Medientermin in Hennef.
"Ich hatte sehr gute Eindrücke von ihm, auch aus der Bundesliga für Eisenach, wo er beide Duelle für sich entscheiden konnte und sehr gut gespielt hat. Er ist ein Riesentalent, ist megajung. Was ihn besonders ausmacht, das ist seine Coolness", erklärte DHB-Spielmacher Juri Knorr.
Diese Qualitäten stellte Grgic in seiner Premierensaison in der 1. Liga eindrucksvoll unter Beweis. Die 100 Tore des 1,98 Meter großen Rückraumspielers sind das eine, DHB-Coach Gislason überzeugte der Shootingstar aber auch durch seine Spielintelligenz und den Blick für den Nebenmann. "Kein anderer Rückraum-Linke hat sich vor ihm gezeigt", sagte der Isländer, als er ihn für viele überraschend ins 14-köpfige Olympia-Aufgebot berief.
"Marko wurde beim letzten Lehrgang in einer Woche eingeladen, wo es relativ entspannt war und wo man einiges ausprobieren konnte. Aber er hat es so gut gemacht und weiter Leistung in der Liga gezeigt, so dass er sich die Einladung zu 100 % verdient hat", betont auch Johannes Golla, der Kapitän ist aktuell Zimmerkollege von Grgic.
"Ich liebe es einfach Handball zu spielen und ich mache mir keinen allzu großen Kopf. Ich habe einen Spielwitz, spiele gerne mit dem Kreisläufer oder den Außen und ich bereite auch gerne vor", beschreibt sich der Shootingstar selbst und betont: "Ich habe mal zu Alfred gesagt, das beste, was ich kann, ist einfach Handball spielen ohne mir großartig Druck zu machen."
"Er bringt die Unbekümmertheit mit, die er auch in Eisenach auf die Platte bringt. Er SPIELT Handball, er kommt nicht über viel Kraft und nicht nur mit dem Kopf durch die Wand. Er kann trotz seiner Größe sehr gut das Spiel lesen und bringt uns da einen gewissen Spielwitz mit, der uns gut zu Gesicht steht", findet Golla.
Grgic selbst war im ersten Moment "ganz schön überrascht" von der Nominierung. "Das war so nicht geplant", berichtet er. Dass er sich nun mit auf den Weg nach Paris macht, sei "Wahnsinn". So einen großen Traum so früh zu erreichen - "das ist überragend. Ich werde alles aufsaugen und jeden Moment genießen, aber trotzdem Gas geben."
Das mit dem Gas geben glaubt man ihm aufs Wort. Denn obwohl er im Gespräch überlegt, unaufgeregt und abgeklärt rüberkommt - an intrinsischer Motivation mangelt es nicht. "Am liebsten würde ich bei meinen ersten Spielen gleich Olympiasieger werden", sagt er. Herrlich ehrlich. "Damit rechnet niemand, das würde für einen Knall sorgen."
"Ich lege nach seinen ersten Eindrücken Hoffnung in ihn, dass er sich noch stark weiterentwickeln wird. Er hat das Potential und wird als ein weiterer unserer jungen Wilden den Handball erfolgreich nach vorne bringen", so Wolff.
Eine Kostprobe seines Talents wird Grgic am Samstag (17.30 Uhr/ARD) im Testspiel-Kracher gegen Europameister und Olympia-Gastgeber Frankreich geben. "Auf der anderen Seite sind nur Weltklasse-Spieler", sagt Grgic voller Vorfreude auf sein zweites Länderspiel anerkennend. Ganz so viele davon hat Deutschland (noch) nicht zu bieten. Aber einen Grgic. Mit richtig viel Lust.
chs, SID