14.12.2024, 09:32
Weltmeister hat "mit angezogener Handbremse gespielt"
Frankreich lief im Halbfinale gegen Dänemark hinterher, erspielte sich dann zwar ein paar Momente, in denen das Spiel hätte kippen können, aber: "Es hat nicht klick gemacht", fand Tamara Horacek, während Dänemark - wie 2022 - den Finaleinzug bejubelt. Für den Weltmeister geht es am Sonntag gegen Ungarn um Bronze.
Aus Wien berichtet Felix Buß
"Es fühlt sich an, wie eine kalte Dusche", meinte Frankreichs Tamara Horacek nach der 22:24 (11:13)-Niederlage gegen Dänemark. Dennoch wolle man versuchen zu schlafen und sich zu erholen, denn das Spiel am Sonntag werde über die mentale Stärke entschieden. Dann kämpft der amtierende Weltmeister gegen Co-Gastgeber Ungarn um die Bronzemedaille - und will bis dahin diese Niederlage verdauen.
"Momentan sind wir enttäuscht, aber wir werden den Kopf wieder hoch bekommen", kündigte Horacek an. Antworten, warum das Halbfinale aus französischer Sicht so schiefgelaufen war, warum nach dem 14:14-Ausgleich (39.) ein 0:6-Lauf folgte und warum es am Ende so lange dauerte, den Abstand noch einmal zu verringern und warum das am Ende nicht klappte - Antworten hatte die 29-Jährige keine.
Horacek bilanzierte die vergebenen Würfe - Frankreich hatte gegen Dänemark zwischenzeitlich einen Angriffserfolg von unter 40 Prozent - und die Ballverluste. Und sie lobte die gegnerische Torhüterin Anna Kristensen, die dänische Torhüterin, die insgesamt 16 Versuche abwehrte (43 Prozent). "Sie war großartig. Heute war sie besser als wir. Vielleicht hat sie sich in unsere Köpfe geschlichen. Ich weiß es nicht."
"Ein wenig im Angriff, ein wenig in der Abwehr, wir haben in allen Bereichen gesündigt", meinte Hatadou Sako, die in der zweiten Halbzeit ins Tor kam. "Ich habe den Eindruck, dass wir viel gezweifelt haben." Normalerweise würde das französische Team "viel laufen, viel miteinander sprechen, den Weg gemeinsam gehen". Aber im Halbfinale habe man "mit angezogener Handbremse gespielt", so Hatadou.
Die französische Torhüterin ging mit ihrer Kritik am eigenen Team noch weiter. "Wir haben den Ball nicht laufen lassen und wir wussten oft nicht, wo die Mitspielerinnen sind", fand Hatadou. "Wir haben Zeit gebraucht, Türen zu finden, um die Probleme zu lösen und letztlich haben wir es nicht geschafft, alle Aufgaben zu verarbeiten. Wir haben keine gute Distanz zum Gegner gefunden." Das galt insbesondere für die Phase, als sich Dänemark mit sieben Feldspielerinnen vorentscheidend auf 14:20 absetzte.
Hatadou haderte mit der Wurfausbeute ihrer Mitspielerinnen und lobte das Spiel der Däninnen mit der Kreisläuferin. "Wir haben nicht umgesetzt, was wir wollten." Das lag auch an der Geschwindigkeit im Spiel, die Frankreich im Halbfinale nicht beherrschte und woraus Fehler entstanden. "Wir konnten unser Tempo nicht ausnutzen, daher haben wir verloren", brachte es Trainer Sebastién Gardillou auf den Punkt.
Frankreich spielt grundsätzlich eine 6:0-Abwehr. "Wir haben alternativ eine 5:1-Abwehr versucht, aber das war zu wenig", gab Gardillou Einblick in die Abwehrtaktik gegen Dänemark, die am Ende auch nicht aufging. "Ich habe dann entschieden, dass wir 4:2 spielen, aber das haben wir seit den Olympischen Spielen nicht trainiert", sagte der Nationaltrainer, der sich auf die Defensiv-Deckungen verlassen hatte.
"Wir würden von mehr Würfen aus dem Rückraum profitieren, dann müssten wir nicht eine Stunde lang gegen eine 6:0-Formation spielen, aber so ist die Situation", stellte Gardillou einen Schwachpunkt der aktuellen französischen Equipe heraus - und kündigte nach der EM einen Umbruch im Kader an. Die Juniorinnen sollen integriert werden. Am Sonntag geht es aber zunächst gegen Ungarn um Bronze.
"Mit einer Niederlage komme ich klar, eine zweite wäre schmerzhaft", fand Gardillou, der das Traineramt im Oktober übernommen hat und zuvor Co-Trainer war. "Wir haben ein sehr gutes Turnier gespielt, wir möchten es mit einem Sieg abschließen." Für die Magyarinnen gilt dasselbe, jedoch ist es für sie der erste Kampf um Medaillen seit 2012. Frankreich ist Weltmeister, auch das im Halbfinale nicht zu spüren war.
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