05.08.2024, 14:42
Wer überraschte, wer enttäuschte?
Zwölf Teams sind ins Olympische Turnier der Frauen gestartet, den Umzug nach Lille machen nur acht Mannschaften mit.
Die große Enttäuschung des Turniers. Direkt zum Auftakt gegen Brasilien ließ man den Kampfgeist vermissen, im zweiten Schlüsselspiel gegen Angola verlor man in der Schlussphase die Nerven, gab das Spiel mit einem 0:7-Lauf in der Schlussviertelstunde aus der Hand.
Sloweniens Frauen haben den erwarteten Sieg über Südkorea geholt, dann aber gegen Deutschland eine empfindliche Pleite kassiert, die letztlich zum letzten Platz in der Vorrundengruppe führte. Das Problem im Team von Dragan Adzic wurde allerdings im letzten Spiel gegen Schweden deutlich, die Bank ist einfach zu schmal für ein besseres Ergebnis.
Südkoreas Paukenschlag gegen Deutschland zum Auftakt war die Überraschung in der Vorrunde. Gegen Slowenien spielten dann aber auch die Nerven nicht mit ob der großen Chance das Viertelfinale zu erreichen. Rang 10 im Abschlussklassement kommt auch nur durch den Dreiervergleich zustande.
Der Afrikameister war kurz vor dem Sprung ins Viertelfinale, ein Remis gegen Ungarn und eine knappe Niederlage gegen die Niederlande zeigten das Potential. Gegen Brasilien verlor man allerdings das Schlüsselspiel deutlich, nicht nur wegen der schweren Verletzung von Albertina Kassoma. Nervenstärke zeigte man gegen Spanien.
Dem Team von Markus Gaugisch gelang nur ein einziger Sieg über Slowenien. Enttäuschend war das 22:23 zum Auftakt gegen Südkorea, Mut machte die 27:28-Niederlage gegen Dänemark. Gegen Schweden überzeugte man kämpferisch, gegen Norwegen gab man sich zeitweise auf und schenkte das Ergebnis förmlich ab. Gastgeber, Titelverteidiger und Weltmeister Frankreich wartet als nächster Kontrahent - der Halbfinaleinzug wäre eine Sensation.
Mit zwei Galaauftritten gegen Spanien und Angola buchte Brasilien das Viertelfinale. Es war mehr drin für die Selecao, vor allem der Schlussphase gegen Ungarn wird man hinterhertrauern, die Niederlande und Frankreich waren eine Nummer zu groß. So trifft man nun auf Vizeweltmeister und Europameister Norwegen - ein Weiterkommen wäre eine große Überraschung.
Die Magyarinnen zitterten sich zum wichtigen Erfolg über Brasilien, kamen gegen Angola nur zu einem Remis und einem Sieg über Spanien. Die Topteams Niederlande und Frankreich konnte man fordern, letztlich aber nicht besiegen. Im Duell mit Schweden ist man Außenseiter.
Oranje hatte keine Mühe durch die Vorrunde zu kommen, das größte Problem im Team von Per Johansson ist die Fokussierung auf wenige Spielerinnen. Gegen Dänemark kommt nun die nächste Reifeprüfung, dennoch geht der WM-Sechste nur als Außenseiter ins Duell mit dem WM-Dritten und EM-Zweiten.
Nach der Auftaktpleite kam die älteste Mannschaft des Turniers in Schwung, zeigte eine Demonstration gegen Dänemark und hatte auch gegen die schwächeren Teams kaum Probleme. Dennoch, die Belastung könnte sich am Ende bemerkbar machen - nur zwei Spielerinnen aus dem Kader in Paris sind unter 29 Jahren alt.
Kreisläuferin Vilde Ingstad fällt mit einem Kreuzbandriss aus und kann nur mit einer Rückraumspielerin ersetzt werden, auch Nora Mörk hatte schon mit den Belastungen zu kämpfen. Gegen Brasilien ist man dennoch klarer Favorit. Im Halbfinale hat man zudem 12 Stunden weniger Zeit zur Regeneration als der Gegner.
Die Tre Kronor sorgten gleich zum Auftakt gegen Norwegen für einen Paukenschlag, hätten eigentlich auch Dänemark besiegen können. In den letzten Minuten versagten ein wenig die Nerven. Gegen Ungarn ist man klarer Favorit, die Auslosung würde ein Halbfinalduell mit Frankreich vorhersehen, das könnte zu viel sein.
Dänemarks Frauen wirkten nicht immer souverän, eine deftige Pleite kassierte man gegen Norwegen. Dafür wird man sich in einem möglichen Halbfinale revanchieren wollen. Gegen Schweden und auch gegen Deutschland bewies man am Ende aber auch Nervenstärke und konnte beide Partien für sich entscheiden. Im Duell mit den Niederlanden könnte die breitere Bank ein Erfolgsrezept sein, in einem möglichen Halbfinale gegen Norwegen spricht auch die längere Erholungszeit für die Däninnen.
Der Gastgeber, Titelverteidiger und als Weltmeister auch Sieger des letzten Großturniers, ging bislang souverän durch das Turnier. Eine Schwierigkeit wird der Ausfall von Lena Grandveau werden, mit Grace Zaadi Deuna kommt eine erfahrene Kraft ins Team. Das "kleinste Team" des Turniers zeigt seine Klasse, verteilte die Belastung gleichmäßig und ist das "Team to beat", wenn es um den Titel geht.
chs