08.03.2025, 07:30
Zweite Welle - Deine Handball-Kolumne
Die DHB-Frauen sind mit einer mäßig überraschenden Niederlage gegen Frankreich und einer sehr überraschenden Personalentscheidung ins WM-Jahr gestartet. Am heutigen Weltfrauentag sollte den ersten Fragezeichen ein erstes Ausrufezeichen folgen.
Eine Kolumne von Daniel Duhr
In einer Zeit, in der sich ein paar alte Männer anschicken, die Welt autokratisch und diktatorisch unter sich aufzuteilen, kommt der Weltfrauentag gerade recht. Genau genommen müsste jeder Tag Weltfrauentag sein, schaut man sich die - auch in Deutschland - immer noch klaffenden Lücken zwischen den Geschlechtern an.
Was das mit Handball zu tun hat? Zumindest kann man den Weltfrauentag mal wieder zum Anlass nehmen, den Frauenhandball in den Fokus zu rücken - was übrigens auch an jedem anderen Tag passieren darf und passieren sollte. Denn auch hier gibt es zwischen Männern und Frauen noch immer einen großen Gap, beispielsweise, was die Aufmerksamkeit angeht.
Gerade im Jahr der Heim-WM sollte doch der Frauenhandball in Deutschland einen Hype erleben. Ausgelöst - natürlich - vom Zugpferd: der deutschen Frauen-Nationalmannschaft. Und genau da lohnt sich ein prüfender Blick, haben doch die DHB-Frauen gleichermaßen die Chance, den Handball positiv zu pushen, wie auch die Chance, ihn mit schwachen Auftritten (wie zuletzt) zumindest nicht zu pushen, vielleicht sogar zu bremsen.
Klar ist: Nach dem enttäuschenden Abschneiden und Auftreten bei der Europameisterschaft zum Jahresende sollte jetzt zum Jahresanfang ein positiver Impuls gesetzt werden, bestenfalls mit Erfolgen im Doppelduell mit Frankreich verziert. Teils eins ist am Donnerstag in Trier mit 25:28 nach schwacher erster Halbzeit und guter Aufholjagd in Durchgang zwei in die Hose gegangen.
Heute läuft Teil zwei in Besançon. Und wie schon am Donnerstag wird auch heute das Gesicht der deutschen Frauen-Nationalmannschaft nicht dabei sein: Emily Bölk wurde überraschend nicht für diesen ersten Lehrgang des WM-Jahres berücksichtigt. Und mehr noch: Die frisch gebackene ungarische Pokalsiegerin wurde auch noch als Kapitänin abgesetzt und durch Linksaußen Antje Döll ersetzt.
Bundestrainer Markus Gaugisch begründete die viel diskutierte Entscheidung kurz und knapp mit dem merkwürdigen Argument, andere Spielerinnen testen zu wollen. Das hätte er natürlich auch tun können, ohne das DHB-Zugpferd im Stall zu lassen.
Von Bölk selbst war bislang zu der Entscheidung nichts zu hören. Was unter dem Strich zu ersten Fragezeichen im WM-Jahr führt. In einem Jahr, in dem es eigentlich besser Ausrufezeichen als Fragezeichen geben sollte.
In Zweite Welle schreibt Bestseller-Autor Daniel Duhr regelmäßig über aktuelle Handballthemen auf und neben der Platte. Und lädt Euch damit zur Diskussion ein. Welchen Standpunkt vertretet Ihr? Wir freuen uns auf Eure Meinungen!