01.08.2024, 16:32
Memorandum of Understanding
Am Freitag unterzeichnet Bundesinnenministerin Nancy Faeser im Deutschen Haus in Paris das sogenannte Memorandum of Understanding - ein wichtiger, und doch nur kleiner Schritt beim Vorhaben, Olympische Spiele zum ersten Mal seit 1972 wieder nach Deutschland zu holen. Der SID beantwortet die wichtigsten Fragen und Antworten zum Stand der Bewerbungspläne.
Was genau passiert in Paris?
Mit dem Zeichnen der sogenannten Gemeinsamen Erklärung mit dem Deutschen Olympischen Sportbund (DOSB) sowie den an einer Bewerbung interessierten Bundesländern und Städten macht SPD-Politikerin Faeser offiziell, was das Kabinett vor einer guten Woche beschlossen hat: Der Bund bekennt sich zu einer deutschen Olympiabewerbung und unterstützt das Vorhaben auch finanziell mit 6,95 Millionen Euro bis 2027.
Wie geht es danach weiter?
Der DOSB will mit dem Internationalen Olympischen Komitee (IOC) zeitnah informelle Gespräche aufnehmen. Ziel ist es, wie DOSB-Präsident Thomas Weikert zuletzt erklärte, "das für Deutschland beste Bewerbungskonzept zu finden". Der DOSB will einerseits die Gesellschaft vom Mehrwert Olympischer Spiele im Land überzeugen und zugleich eine international aussichtsreiche Bewerbung auf die Beine stellen.
Für die DOSB-Mitgliederversammlung am 7. Dezember in Saarbrücken hatte das Präsidium die Vorstellung eines konkreten Bewerbungskonzepts ins Auge gefasst, allerdings deutete Weikert bereits an, dass es eher im ersten Halbjahr 2025 zu einer außerordentlichen Mitgliederversammlung kommen wird, um die Bewerbung "final auf den Weg zu bringen".
Für welche Olympia-Ausgaben will sich Deutschland bewerben?
Die Politik hat eine klare Präferenz: Sommerspiele 2040. Dies betonten Faeser und auch Bundeskanzler Olaf Scholz erst am vergangenen Samstag bei einem Besuch des Olympischen Dorfs. 50 Jahre nach der Wiedervereinigung wird diese Jahreszahl als durchaus charmant empfunden. Anders als 2036 - 100 Jahre nach Hitlers Nazi-Spielen in Berlin.
Der DOSB aber will auch eine Bewerbung dieser Edition in der aktuellen Phase nicht ausschließen. Allein, um dem IOC zu signalisieren, wie ernsthaft das Interesse ist. Bewerbungen um die Winterspiele 2038 oder 2042 sind unwahrscheinlich. Interessierte Städte und Regionen in Deutschland für die Gastgeberrolle sind Berlin, Hamburg, Leipzig, München (und Bayern) sowie Nordrhein-Westfalen. Der DOSB würde sich wohl mit zwei dieser Kandidaten bewerben.
Wie groß ist die internationale Konkurrenz?
Groß. Laut dem IOC ist die Zahl der Bewerber für die Spiele 2036 zweistellig, auch für 2040 gebe es bereits einige Interessenten. Die Ringe-Organisation ist stets auf der Suche nach neuen (Wachstums-)Märkten, wie gerade erst die Vergabe der ersten olympischen E-Sport-Games nach Saudi-Arabien gezeigt hat. Für 2036 etwa werden Katar, Indien oder Südkorea gehandelt.
Staatliche Garantien sind dort kein Problem - für das IOC sind sie eine unverhandelbare Bedingung. Wenn Deutschland für Olympia infrage kommen will, wird sich der Bund also wohl noch weitaus stärker engagieren müssen. Das wiederum müssen die Steuerzahler mitmachen. Der DOSB betont stets, nur mit den Bürgern im Rücken einen weiteren Anlauf auf Olympia zu nehmen. Die letzten sieben Versuche scheiterten.
SID