07.08.2024, 16:45
Nach Viertelfinal-Aus bei Olympia
Das Olympia-Märchen von Nikola Karabatic hat sein Ende gefunden. Nach einem dramatischen Krimi gegen Deutschland schied Frankreich im Viertelfinale der Olympischen Spiele 2024 in Paris aus und der französische Superstar verpasst somit die letzte Krönung seiner unfassbaren Karriere, die in Lille vor 27.000 Zuschauern nun endet.
Bereits vor dem Start der Olympischen Spiele 2024 in Paris war klar, dass dies das letzte Turnier von Nikola Karabatic werden würde. Bei dem Turnier vor heimischen Publikum nahm Karabatic zum sechsten Mal an Olympischen Spielen teil, dreimal gewann er die Goldmedaille. Der Dauerbrenner der französischen Nationalmannschaft - der 40-Jährige bestritt 26 der 27 letzten Großereignisse; nur die WM 2021 verpasste er verletzt - war nach der durchwachsenen Vorrunde seines Teams froh die Reise nach Lille überhaupt antreten zu dürfen.
"Ich bin sehr froh, dass wir es nach Lille geschafft haben, denn wenn wir gegen Ungarn verloren hätten, hätte ich das nie erlebt", atmete Karabatic nach dem letzten Vorrundenspiel im Interview mit handball-world durch. Bereits zu diesem Zeitpunkt war klar, dass jedes Spiel von nun an das letzte Spiel in seiner großen Karriere sein könnte. Mit der Niederlage gegen Deutschland war der Moment dann im Viertelfinale gekommen - und das erst nach Verlängerung. Der Großmeister sagt nach über 20 Jahren dem Handball Adieu.
Bei der EM 2024 fuhr Nikola Karabatic den insgesamt elften (!) Triumph mit der französischen Nationalmannschaft ein: Nun sind es vier EM-Titel, vier Mal WM-Gold und drei Olympiasiege. Bei Olympia in Paris wollte er sich zum Abschluss auch noch zum vierten Mal Olympia-Gold schnappen.
Angesprochen auf sein anstehendes letztes großes Turnier, die Olympischen Spiele in seiner Wahlheimat Paris, hatte der 39-Jährige nach dem EM-Titel der ARD gesagt: "Ich will erst mal feiern, richtig feiern. Heute ist Zeit zu feiern. Dann ist die Familie an der Reihe, dann Paris. Mal schauen, was es wird bei Olympia."
Mit dem Feiern nahmen es Karabatic und Co. nach dem EM-Triumph ganz genau. Gemeinsam mit seinen Teamkollegen schmetterte der Rückraumriese die Marseillaise bei der Siegerehrung, der Champagner spritzte. Dann, kündigte Karabatic an, werde das französische Team in den Clubs der Domstadt noch einen draufsetzen.
"Es ist unglaublich - gegen so eine starke Mannschaft und nach so einer Verlängerung", so der frühere Kieler am ARD-Mikrofon nach dem Duell gegen den amtierenden Triple-Weltmeister, der seine EM-Durststrecke nicht beenden konnte.
Wie schon im Halbfinale ging es auch gegen Dänemark in die Verlängerung und wieder hatte Frankreich das bessere Ende für sich. Bereits in den Jahren 2006, 2010 und 2014 hatten die Franzosen jeweils auf europäischer Ebene triumphiert - bei jedem Titel stand Karabatic auf dem Parkett.
"Wenn ich auf die Platte gehe vor dem Spiel, werde ich versuchen, den Moment zu genießen. Dann gucke ich nach oben, in diese Halle. Ich weiß, dass ich vielleicht nicht mehr zurückkomme", hatte Nikola Karabatic dem SID vor dem Finale der Handball-EM gesagt.
Zu einer Rückkehr sollte es dann tatsächlich nicht mehr kommen. In der Champions League schied er mit Paris bereits im Viertelfinale gegen den späteren Titelträger aus Barcelona aus und die letzte Reise ins Handball-Mekka zum Final Four fiel für Karabatic aus. Während der Titeltraum mit Paris unerfüllt bleibt, gewann der Franzose die Königsklasse bereits mit Montpellier, Kiel und Barcelona.
Nikola Karabatic wird dabei auch verschmerzen können, dass er einen seiner beiden individuellen Rekorde am Finaltag bei der Handball-EM abgeben musste. Rekordspieler der EM war er bereits vor Turnierbeginn, nach der EM 2024 stehen nun 79 Einsätze alleine bei EM-Endrunden für ihn zu Buche.
Den Rekord für die meisten Tore bei einer Handball-EM holte er sich zu Beginn ausgerechnet gegen Kroatien, mit fünf Treffern beim 34:32-Erfolg zog er an Gudjon Valur Sigurdsson vorbei - und zeigte sich danach als Prophet: "Ich bin mit einem Tor vor meinem sehr lieben, guten Freund Goggi Sigurdsson, aber ich weiß, dass Mikkel Hansen irgendwann mal vor mir stehen wird."
Und mit den neun Toren im Finale zog Mikkel Hansen dann zum Ende der Handball-EM um ein Tor an Nikola Karabatic vorbei. Dass der Verlust des Rekords seine Freude heute nicht trüben wird, erklärte er bereits, als er den Rekord holte: "Ich bin froh, Top-Torschütze zu sein. Aber es ist nicht so viel wert wie eine Medaille", hatte er während des Turniers gesagt.
Mikkel Hansen hatte sich unterdessen gegenüber dem kicker beeindruckt von Nikola Karabatic gezeigt: "Er kann Frankreich immer noch sehr viel geben, er hat bei der EM richtig stark gespielt. Es ist nicht nur seine Erfahrung, vor allem seine Art Handball zu spielen ist beeindruckend. Diese gewisse Robustheit überträgt sich auf die Mitspieler. Er ist immer noch unglaublich auf beiden Seiten des Feldes."
Nikola Karabatic werfe zwar "nicht mehr 10-, 15-mal aufs Tor, aber alles, was er tut, tut er mit 100 Prozent". Mikkel Hansen schwärmte vom "sehr starken Eins-gegen-eins", einem "guten Wurf" und dem "starken, sehr intelligenten Abwehrspieler".
"Es ist ein bisschen anders, wenn du weißt, dass es deine letzte Saison ist, weil dann siehst du deinen Sport ein bisschen anders", berichtete Nikola Karabatic dann vor dem Finale. Einem weiteren in einer großen Karriere.
"Du bist mehr dran an dem Gefühl, das du hattest, als du ein junger Handballer warst. Das Spaß war die wichtige Sache und nicht der Druck, jedes Mal zu gewinnen. Deswegen habe ich sehr viel Spaß auf dem Spielfeld. Ich spiele mit einer anderen Energie", so Nikola Karabatic.
Nach den Olympischen Spielen in Paris im Sommer ist für Nikola Karabatic, den Großen, den Größten und erfolgreichsten aller Handballer, nun Schluss. Deswegen waren die Augen im Endspiel der Handball-EM vor allem auf ihn gerichtet. Trotz der vielen Stars, vor allem beim dänischen Gegner. Trotz Niklas Landin. Trotz Mathias Gidsel. Trotz Mikkel Hansen. Und, und, und.
Zu was die Franzosen mit ihrem EM-Rekordschützen und Rekordspieler Nikola Karabatic imstande sind, hatten sie bereits im Halbfinale gegen Schweden (34:30) gezeigt. Mit einem direkt verwandelten Freiwurf von Elohim Prandi, der mit der Schlusssirene von der Unterkante der Latte ins Tor knallte, rettete sich der Rekordweltmeister in die Verlängerung. Dort drehten die routinierten Franzosen auf, die Moral der Skandinavier war gebrochen.
Nikola Karabatic habe sich selbst einst versprochen, "der beste Handballer der Welt" zu werden, hatte der 39-Jährige in einem offenen Brief geschrieben.
"In all diesen Jahren habe ich mein Herz und meine Seele diesem Sport geopfert. Ich habe meinen Geist und meinen Körper für diesen physisch und mental so fordernden Sport eingesetzt", so Karabatic weiter.
Seit 2002 tat er das bereits in der Nationalmannschaft. Bis auf die WM 2021, bei der er aufgrund eines Kreuzbandrisses fehlte, hat der dreimalige Welthandballer in dieser Zeit kein großes Turnier verpasst. Die EM in Deutschland war sein 26., Olympia sein 27.
Mental fühle er sich auch im hohen Alter "sehr stark", sagte Nikola Karabatic. Geliebt wurde Karabatic jedoch nicht immer. Als ein Gericht den Handballer und seinen Bruder 2017 nach einem jahrelangen Verfahren wegen eines Wettskandals zu jeweils zwei Monaten Haft auf Bewährung und 10.000 Euro Geldstrafe verurteilte, bröckelte das Bild des Superstars. Die Vorwürfe hatten die Brüder stets zurückgewiesen.
"Es ist eine Befreiung, wenn man weiß, dass danach Schluss ist. Denn als Profisportler denkt man immer an das nächste Spiel, den nächsten Wettbewerb, man setzt sich selbst unter Druck", sagte der fast 40-jährige Nikola Karabatic in der Vorrunde der Handball-EM und ergänzte: "Ich bin auch sehr froh, dass es endlich mal zum Ende kommt, ich will das genießen."
Zu den zahlreichen Titeln mit der Nationalmannschaft kommen auf Vereinsebene u.a. drei Erfolge in der Champions League und über zwanzig Meisterschaften in Frankreich, Spanien und Deutschland. Nikola Karabatic ist der Titelsammler im Handball - und vielleicht auch der "Goat", der Greatest of All Times. Bock auf Handball besuchte ihn 2022 in Paris.
Manchmal muss Nikola Karabatic an eine Begebenheit zurückdenken, als er noch jung war und für den THW Kiel spielte: Für eine wissenschaftliche Arbeit an einer Universität wurden damals anonyme Umfragen unter Sportlern durchgeführt.
Eine der Fragen lautete sinngemäß wie folgt: "Wenn ich Dir heute verspreche, dass Du in Deiner Karriere alle großen Titel gewinnen wirst, Du Dich aber mit 40 Jahren nicht mehr normal bewegen kannst - wirst Du es trotzdem tun?" Nikola Karabatic zögerte keinen Augenblick: "Mit Anfang 20 habe ich natürlich 'Ja' gesagt."
"Heute, mit 38 Jahren, sehe ich viele Dinge anders. Wenn Du jung bist, denkst Du einfach nicht in der gleichen Weise. Mit zunehmendem Alter versteht man die Zusammenhänge besser. Niemand erzählt Dir vorher, dass Du für Deine Karriere Deine Gesundheit aufs Spiel setzt. Auch als Athlet hast Du noch jede Menge interessanter Dinge über den Sport zu lernen", so Nikola Karabatic 2022 bei der Stippvisite von Bock auf Handball in Paris.
"Es gibt Tage, an denen mir beim Aufstehen alles weh tut und ich eigentlich keinen Bock auf Training habe", gesteht Nikola Karabatic offen ein. "Aber es gibt auch immer noch die Tage, an denen es richtig viel Spaß macht."
Es waren in erster Linie die Spiele, die ihn noch immer herausforderten, "auch wenn Siege nicht mehr den gleichen Stellenwert wie zu Beginn meiner Karriere haben, als ich noch nicht alle Titel gewonnen hatte." Trotzdem sagt er vehement: "Klar will ich noch immer gewinnen - und Rekorde brechen!"
Trotz aller persönlichen Superlative und nunmehr über 70 Medaillen sind "Titel nach wie vor das Schönste" für den dreimaligen Welthandballer, der sich in solchen Momenten besonders für seine Mitspieler gefreut hat, für die es womöglich der erste Triumph ist.
"Für mich selbst war es immer wichtig, die Unterstützung meiner Teamkameraden zu spüren, und nicht, der Chef zu sein." Das galt auch für den Olympiasieg: "In Tokio mit einer neuen Mannschaft und auch mit meinem Bruder gemeinsam Olympiasieger zu werden, war deshalb etwas besonderes."
"Ebenso wie meine persönliche Geschichte, nach einem Kreuzbandriss und nur sieben Monaten Rehabilitation rechtzeitig zurückzukommen", fügt Nikola Karabatic an. Der Kreuzbandriss war auch daran Schuld, dass mit der Handball-WM 2021 erstmals seit 2003 - als er mit 18 Jahren als Ersatzmann dabei war, aber nicht auf dem Parkett stand, als Frankreich Bronze holte - ein Großereignis ohne Nikola Karabatic stattfand.
Mit den Olympischen Spielen in Paris im Jahr 2024 schien das perfekte Ende für eine unglaubliche Karriere vorgeplant. Denn bei Paris und bei Frankreich zeigte er weiterhin seine Klasse.
"Ich habe in meiner Karriere stets versucht, alle vorherigen Titel zu vergessen. Denn sonst geht die Motivation in den Keller", so der Superstar, der bereits jetzt der Handballer mit den meisten Spielen bei Olympia ist und mit einer Teilnahme der einzige Handballer mit sechs Teilnahmen bei Olympia werden könnte.
Aber kann man all die vielen Titel denn tatsächlich vergessen? "Ich verdränge sie", sagt Nikola Karabatic. "Klar vergesse ich sie nicht. Die Kinder spielen zu Hause ab und zu mit den Medaillen", erzählt er.
"Aber sie sind noch nicht groß genug, um ihren Wert zu erfassen und um nachzufragen, welche Geschichten sich dahinter verbergen. Wenn meine Kinder mich eines Tages danach fragen, dann werde ich ihnen diese Geschichten erzählen."
"Aber ich werde nicht der Papa sein, der seinen Kindern jeden Tag die gleichen Geschichten erzählt, wie er Weltmeister oder Olympiasieger wurde", lacht er und schüttelt mit dem Kopf. "Nein, Handball ist nicht mehr alles für mich", sagt Nikola Karabatic.
Er betont: "Ich bin an einem Punkt in meinem Leben angekommen, an dem meine Familie die allerwichtigste Sache der Welt ist. Klar, Handball ist auch weiterhin meine Leidenschaft, aber die Prioritäten haben sich verschoben. Dennoch hat der Sport mir sehr viel gegeben und mich sehr glücklich gemacht." Gemeinsam mit seiner Frau Geraldine hat er einen Sohn, Alek, und eine Tochter, Nora.
"Meine Handball-Laufbahn neigt sich dem Ende entgegen, deshalb versuche ich mir vorzustellen, wie meine nächste Karriere aussehen wird. Und trotzdem versuche ich, noch möglichst viel Spaß am Handball zu haben und die letzten Jahre zu genießen", blickt Nikola Karabatic voraus.
Beim Fernsehsender Canal Plus hat er bereits einen Vertrag unterzeichnet, arbeitet schon heute als Experte. "Ich denke, das wird auch später ein Teil meiner Arbeit werden. Zudem beschäftige ich mich sehr damit, wie Sport und Umwelt miteinander harmonieren können. Das ist ein Thema, das mich sehr interessiert und sehr wichtig für mich ist - insbesondere seitdem ich selbst Papa geworden bin."
"Ich glaube, ich habe es unter anderem auch deswegen geschafft, so lange auf so hohem Niveau Handball zu spielen, weil ich mich gesund ernähre und eine gute Lebenshygiene habe", erklärt Nikola Karabatic.
Er betont aber auch: "Wir waren sehr oft über die Belastungsgrenze hinaus und weit über dem Limit. Das ist unser Problem im Handball. Heute frage ich mich ernsthaft, wie ich das geschafft habe."
Manchmal hat auch er Spiele gespielt, obwohl alle wussten, dass das mit einem hohen Verletzungsrisiko behaftet war. "Aber ich habe es für mein Team, für meine Freunde in der Mannschaft getan", sagt Nikola Karabatic rückblickend.
"Sie waren das Wichtigste, das mir der Handball gegeben hat. Der Handball hat mich viel über das Leben gelehrt, wie sich Leute benehmen, wenn es gut läuft, und wie sich Leute benehmen, wenn es schlecht läuft. Und ich habe gelernt, welche Person ich selbst sein möchte." Vermutlich würde er heute in der Umfrage doch noch einmal die gleiche Antwort ankreuzen. "Ja", sagt Nikola, "es war das alles wert".
Er ist gleich drei Mal Olympiasieger geworden, wurde vier Mal Welt- und drei Mal Europameister. Er gewann mit drei unterschiedlichen Klubs die EHF Champions League, holte in Frankreich, Deutschland und Spanien über zwanzig Meisterschaften und ist - neben zahlreichen weiteren Auszeichnungen als MVP oder Berufungen ins All-Star Team auch dreimaliger Welthandballer des Jahres und Ritter der Ehrenlegion. Nikola Karabatic, der personifizierte Erfolg.
Doch wie ist er zum besten Handballer der Welt geworden? "Zunächst einmal ist Handball meine Leidenschaft, seit ich ein kleiner Junge war. Der Handball war die erste Sache in meinem Leben, die wirklich wichtig für mich war, seit ich laufen kann", erinnert sich der Ex-Kieler. "Und ich habe sehr viel Glück gehabt, meinen Vater an meiner Seite gehabt zu haben. Er hat mich den Handball gelehrt und mir sehr viel beigebracht."
Sein Vater Branko Karabatic, ein gebürtiger Serbe, war als Handballprofi in Frankreich gelandet, als Nikola vier Jahre alt war. Später wurde Branko Trainer und sogar Nikolas Sportlehrer in der Schule. "Ich konnte sehr früh sehr viel trainieren", blickt Nikola zurück auf seine ersten Stationen bei ASL Robertsau in Strasbourg und bei Thau in der Nähe von Montpellier. Als Branko Karabatic 2011 viel zu früh verstarb, brach für Nikola eine Welt zusammen. In Straßburg wurde danach die Sporthalle von ASL Robertsau nach seinem Vater benannt.
Aber nicht nur vom Vater bekam er Unterstützung: "Meine Mama Lala hat uns neben dem Spielfeld sehr unterstützt. Sie war immer unser größter Fan, hat meinen Bruder Luka und mich bedingungslos unterstützt und immer sehr viel Energie gegeben. Ich glaube, sie mag den Handball noch mehr als ich. Sie ist ein großer Fan. Sie schaut jedes Spiel an, ist immer auf der Tribüne. Dabei hat sie nie selbst gespielt. Aber sie hat es aus reiner Liebe zu ihren Kindern und zu ihrem Sport getan", erklärt Nikola Karabatic.
"Ich bin mit Sport aufgewachsen und habe viele verschiedene Sportarten kennengelernt, aber meine Leidenschaft war immer der Handball. Das war entscheidend für meine Karriere", so Nikola Karabatic im Rückblick. Mit sechs Jahren war der Handball zunächst ein Hobby, irgendwann mit neun Jahren sah Nikola zum ersten Mal die Nationalmannschaft im Fernsehen. "Von da an wusste ich, dass ich Profi werden möchte", sagt er heute noch mit leuchtenden Augen.
Es stellte sich damals schnell heraus, dass er schon mit zehn Jahren besser war als seine vier oder fünf Jahre älteren Mitspieler. Von da an wusste er, dass er auch mit 18 Jahren besser sein würde als die meisten anderen. "Das war damals meine Logik", lacht er. "Und mein Ziel. Ich wollte sowieso schlicht der Beste sein." Und dafür hat er fortan alles gegeben.
"Ich habe einfach mehr trainiert als alle anderen", so Nikola Karabatic, der viel mit älteren Jungen trainierte. "Ich hatte fast ein Profi-Programm - allerdings auch nur, weil es mir Spaß gemacht hat. Ich wollte einfach immer mehr Handball spielen. Am liebsten jeden Tag."
Für den jungen Nikola war der Schwede Stefan Lövgren stets ein großes Vorbild. "Als ich ein Kind war, hießen die Finals immer Schweden gegen Russland. Die 'Bengan Boys' waren eine geile schwedische Mannschaft - und ich ein riesiger Fan davon, wie sie gespielt haben", schwärmt Nikola Karabatic noch heute.
Zudem begeisterte er sich für den damaligen THW Kiel, bei dem viele der Schweden unter Trainer Noka Serdarusic - ein enger Freund von Branko Karabatic und für Nikola ein väterlicher Mentor - gespielt haben: "Dieser Tempo-Handball war toll anzusehen. Ich war insbesondere ein Fan von Stefan und habe versucht, seine Bewegungen zu kopieren. Es hat mich außerordentlich stolz gemacht, später mit ihm gemeinsam in Kiel zu spielen." 2007 reckten beide Seite an Seite den Champions-League-Pokal in die Höhe und wurden zu der Zeit gemeinsam vier Mal deutscher Meister in Serie.
Dass er inzwischen längst selbst zu einem Idol für junge Handballer geworden ist, berührt ihn. "Das war nie mein Ziel. Ich spiele Handball nicht, um ein Vorbild zu sein. So etwas entsteht aus sich selbst heraus - und ist eine große Ehre." Und eine Verpflichtung: "Als ich noch ein Kind war, habe ich selbst Autogramme gesammelt", verrät er. "Und ich habe mich immer darüber gefreut, dass prominente Sportler so nett waren. Das habe ich nicht vergessen."
Wenn heute ein junge Handballer oder gar ein jetziger Mitspieler auf ihn zukommt und ihm erzählt, er sei sein Vorbild, dann lächelt er stolz. "Wenn es so ist, ist das geil, nicht nur cool, sondern supercool! Am Ende geht es im Sport auch immer darum, jungen Menschen ein Ziel in ihrem Leben zu geben. Wenn ich dazu etwas beitragen kann, dann macht mich das stolzer, als wenn ich ein Spiel gewinne", so Nikola Karabatic, der betont: "Der Handball hat mich viel über das Leben gelehrt. Und ich habe gelernt, welche Person ich selbst sein möchte."
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Bock auf Handball, dpa, SID, red