07.09.2024, 13:51
Droht wieder ein Fehlstart?
Beim mit Spannung erwarteten Comeback von Andreas Wolff in der Handball Bundesliga gab es für den THW Kiel bei den Rhein-Neckar Löwen direkt einen Dämpfer. Der Fehlstart weckt Erinnerungen und setzt das Team vor dem ersten Heimspiel gegen Göppingen direkt unter Druck. Filip Jicha hat - auch aufgrund der personellen Sorgen - aber auch "viele positive Elemente gesehen".
Andreas Wolff brüllte, er jubelte mit weit aufgerissenem Mund und reckte nach gehaltenen Bällen beide Fäuste in die Höhe. Doch am Ende halfen auch die 16 Paraden des prominenten Rückkehrers in die Handball Bundesliga nicht: Der THW Kiel hat einen Saisonstart zum Vergessen erlebt.
"Das ärgert mich natürlich sehr", sagte Wolff nach der 27:32-Niederlage bei den Rhein-Neckar Löwen geknickt: "Wir haben gesagt, wir wollen oben angreifen - und jetzt haben wir schon zwei Minuspunkte nach dem ersten Spieltag."
Statt zwei Punkten und einer großen Comeback-Show gab es für Wolff und den Rekordmeister nichts zu feiern. "Es tut weh, direkt das erste Spiel zu verlieren nach der Rückkehr. Aber Mund abputzen, weiter gehts", sagte Wolff, für den es die erste Bundesliga-Partie seit fünf Jahren war, bei Dyn und verwies auf die verbleibenden 33 Saisonspiele.
An Wolff lag es nicht, dass die mit großen Ambitionen gestarteten Kieler direkt einen Dämpfer kassierten. In der Schlussphase des hitzigen Duells in Mannheim fehlte es dem ersatzgeschwächten Team schlicht an Energie.
Tomas Mrkva, Harald Reinkind, Mykola Bilyk und Elias Ellefsen á Skipagötu fehlten - zudem fiel mit Karl Wallinius ein weiter wichtiger Akteur für die Deckung aus. "Er hat etwas an der Hüfte, konnte weder gehen noch laufen noch verteidigen", berichtete THW-Coach Filip Jicha nach Spielende.
Und auch Patrick Wiencek stand bereits nach 45 Sekunden nicht mehr zur Verfügung - wegen einer frühen Roten Karte. "Die Rote Karte war sehr, sehr ärgerlich, weil ich meiner Mannschaft nicht mehr helfen konnte", so der Kreisläufer.
"Wenn man überlegt, wie nah wir dran waren, ist es wirklich schade, dass wir das Spiel verloren haben. Man hat aber gesehen, dass die Jungs bis zuletzt gekämpft haben. Sie waren nachher komplett platt, haben alles reingeworfen. Man kann denen, die heute auf der Platte standen, überhaupt keinen Vorwurf machen", so Patrick Wiencek.
Was für den Angriff nach ganz oben fehlt, wurde Wolff nach der Partie gefragt. "Die Breite auf der Bank", antwortete der Torhüter salopp. Tatsächlich agierte Kiel lange Zeit auf Augenhöhe, führte kurz vor der Pause sogar mit 11:9 - in der Schlussphase hatte der THW aber nichts mehr zuzusetzen. Auf der Gegenseite lief nun David Späth, Wolffs Keeperkollege in der Nationalmannschaft, heiß.
"Wir hätten bei den gut herausgespielten Möglichkeiten ein wenig mehr Kaltschnäuzigkeit gebraucht, um das Spiel zu kippen", bemängelte Jicha die Chancenauswertung seines Teams. Dennoch sei es "eine Niederlage, die wir akzeptieren müssen. Ich hoffe, dass in der kommenden Woche der ein oder andere Spieler zurückkommt."
"Wir sind zu dieser Herkulesaufgabe schon dezimiert angereist. In dieser Hitze, in der der Hallenboden nicht trocken zu bekommen war, war klar, dass es dann am Ende konditionell schwer werden würde. Die Rhein-Neckar Löwen haben das dann gut gemacht, haben uns mit viel Tempo attackiert", berichtete der THW-Coach. "An positiven Dingen nehme ich mit, dass wir nie aufgebeben haben, obwohl meine Jungs in dieser Hitze beinahe nur zu sechst durchspielen mussten."
Bei manch einem Fan dürfte der Auftaktdämpfer böse Erinnerungen wecken. Bloß nicht wieder so ein Fehlstart wie in der vergangenen Serie, als die Meisterschale nach fünf Niederlagen in den ersten zwölf Spielen praktisch schon nach einem Saisondrittel verloren war. Am Ende sprang Platz vier heraus und, ignoriert man den Supercup zu Saisonbeginn, die erste titellose Spielzeit seit 2018.
Filip Jicha allerdings betonte trotz der Niederlage: "Ich habe viele positive Elemente gesehen." Dazu gehört auch Neuzugang Emil Madsen, der als Alleinunterhalter im rechten Rückraum bester Schütze der Kieler war. "Über meine zehn Tore kann ich mich nicht freuen, ich wollte mit meiner Mannschaft dieses Spiel gewinnen." Vorfreude hat er nun aber auf sein erstes Pflichspiel in der heimischen Wunderino Arena gegen Göppingen.
SID, red