vor 1 Tag
Länderspiel 244 mit einer Premiere
Auch im Alter kann von 42 Jahren kann man noch Premieren in der Nationalmannschaft feiern: Der finale EM-Test gegen Österreich am heutigen Sonntag (Anwurf 15.15 Uhr, live im Videocenter von handball.net) ist für Anja Althaus das erste Länderspiel in ihrer neuen Funktion als Managerin der Frauen-Nationalmannschaft.
Länderspiele sind hingegen keine Seltenheit, nachdem sie von 2002 bis 2015 insgesamt 243 Mal als Kreisläuferin im DHB-Trikot auf dem Feld gestanden hatte und damit zu den Top10 im deutschen Frauenhandball zählt. "Es kribbelt, und ich freue mich total. Ich kenne natürlich die Routinen, aber es ist aber was anderes von der Seitenlinie", sagt Althaus vor ihrem Debüt.
Seit Montag war die gebürtige Magdeburgerin mit dem Nationalteam in Garching, seit Samstag befindet sich der DHB-Tross am EM-Spielort Innsbruck, wo am 29. November das erste Vorrundenspiel gegen die Ukraine stattfindet. Weitere Vorrundengegner in Gruppe F sind die Niederlande (1. Dezember) und Island (3. Dezember). Althaus gibt zu, dass die ersten Tage in neuer Funktion "eine echte Reizüberflutung, gemischt mit richtig viel Freude" waren. Neben vielen organisatorischen Dingen, die sie dem Trainerstab abnahm, ist die dreifache Champions-League-Siegerin auch für die Atmosphäre zuständig: "Ich versprühe hier die good vibes."
Dies hat auch Bundestrainer Markus Gaugisch als positiven Nebeneffekt der Zusammenarbeit mit Anja Althaus festgestellt: "Die ersten Tage mit Anja waren super. Wir kannten uns ein bisschen, haben dann aber sofort gemerkt, dass wir ähnlich ticken und in die gleiche Richtung wollen. Anja hat ihren Bereich super im Griff, hält uns den Rücken frei, damit wir das Sportliche in den Fokus rücken können. Sie hat alles schnell geregelt, ich fühle mich sehr wohl. Das war ein sehr guter Anfang, ich hoffe, dass es noch besser weitergeht."
Für Althaus, die über 500 Länderspieltore erzielen konnte, ist es am Anfang wichtig, Einblicke in alle Abläufe zu gewinnen: "Ich will alles kennenlernen, führe viele Gespräche mit den Spielerinnen, das ist mir superwichtig. Ich will reinkommen, ankommen und dort helfen, wo ich es kann. Ich bin supertoll aufgenommen worden, das war überragend und perfekt."
Althaus hatte ihre Profikarriere bei der DJK/MJC Trier als 18-Jährige begonnen, war dort zur Nationalspielerin und 2003 deutsche Meisterin geworden. 2007 wechselte sie zu Viborg HK nach Dänemark, gewann 2009 und 2010 unter dem heutigen Ludwigsburg-Trainer Jakob Vestergaard die Champions League.
2012 kehrte Althaus für zwei Jahre nach Deutschland zurück, lief für den Thüringer HC auf, ehe sie nochmals ins Ausland ging - mit Vardar Skopje stand sie zweimal im Champions-League-Finale, hatte dann 2017 eigentlich ihre Karriere beendet, ehe sie einen Anruf von CL-Rekordsieger Györ aus Ungarn erhielt - und noch eine Saison dranhing und ihre Karriere schließlich mit ihrem dritten Erfolg in der Königsklasse 2018 beendete.
Seither lebt sie wieder in Skopje, war dort Co-Trainerin in einem Verein, ist im Trainerstab der mazedonischen Beach-Handballnationalmannschaft, war bei der Männer-EM 2024 in Deutschland Medienmanagerin der nordmazedonischen Männer und ist zudem in verschiedenen Funktionen für die EHF tätig: als Moderatorin, Botschafterin und Expertin bei der Frauen-Champions-League und der EHF EURO sowie im Nachwuchsprojekt "Respect your talent".
Mit ihren Vorgängerinnen Maren Baumbach oder Grit Jurack, mit denen sie sowohl im Verein wie auch im Nationalteam zeitweise zusammenspielte, hat sie sich nicht ausgetauscht. Sie will ihren eigenen Weg und Stil finden. "Es ist die gleiche Sportart, aber Frauen haben ganz andere Facetten, die man einfach noch hervorbringen kann und ich glaube, das Verständnis haben noch nicht alle aufgegriffen. Man kann das noch ganz anders vermarkten", hatte Althaus schon Anfang des Jahres gegenüber handball-world erklärt.
Wenige Wochen, nachdem der DHB Benjamin Chatton als Manager der Männer-Nationalmannschaft präsentiert hatte, startete Althaus dann in den gleichen Job bei den Frauen. "Ich habe mit Benjamin geschrieben, er hat mir seine Hilfe angeboten, da werde ich natürlich bei Bedarf draufzukommen. Ansonsten will ich jetzt alles aufsaugen, für mich zählt nur das jetzt, nicht, was einmal war. Denn ich mache die Sachen so wie ich es denke und für richtig halte. Ich will mit offenen Augen und Ohren in meinen neuen Job gehen und mir mein eigenes Bild machen", sagt die WM-Dritte von 2007. Und dazu zählt am Sonntag erst einmal die Premiere im neuen Job.
chs, DHB