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31:26-Erfolg gegen den Nachbarn
Deutschlands Handballer können auch ohne ihre Stars bestehen. Die Abwesenheit von Juri Knorr und Renars Uscins nutzt ein Geburtstagskind für sich. Bald geht's wohl wieder in die dänische Einöde.
Entkräftet, aber voller Vorfreude auf das eigene Bett traten die deutschen Handballer nach der fast sicheren EM-Qualifikation noch am Samstagabend die Heimreise an. "Ich freue mich auf einen freien Sonntag. Erst mal ausschlafen", kündigte Matchwinner Julian Köster kurz vor seinem Geburtstag mit einem breiten Grinsen an. Die letztendlich erfolgreiche Doppelrunde gegen Österreich mit nur einem Tag Pause und wenig Stunden Schlaf hatte ihre Spuren hinterlassen.
Durch das 31:26 im Rückspiel rückte nicht nur das ernüchternde Remis zwei Tage zuvor in den Hintergrund. Der leidenschaftliche Auftritt stimmte den WM-Sechsten optimistisch, in gut zehn Monaten wieder um die Medaillen mitspielen zu können.
"Das tut unserem Gefühl gut. Von der zweiten Halbzeit wünsche ich mir mehr, weil das war das Spiel, das wir uns vorstellen. Im Vergleich zum Januar war das ein Schritt in die richtige Richtung", befand Kapitän Johannes Golla über sechs Wochen nach dem Viertelfinal-Aus gegen Portugal.
Deutschland baute durch den Erfolg seine Tabellenführung auf 7:1 Punkte aus und kann schon fast für die EM vom 15. Januar bis 1. Februar in Dänemark, Schweden und Norwegen planen. Die jeweils zwei besten Teams der acht Gruppen qualifizieren sich sicher für den Saisonhöhepunkt, die vier besten Dritten sind ebenfalls dabei. "Jetzt sind wir qualifiziert. Das war ein sehr guter Auftritt von uns", lobte Gislason sein personell arg gebeuteltes Team.
Zum Abschluss der EM-Qualifikation muss Deutschland im Mai gegen die Schweiz und die Türkei ran. "Wenn wir gegen die Schweiz gewinnen, sind wir Gruppenerster. Das wäre wichtig", sagte der Bundestrainer mit Blick auf die vermeintlich leichteren Auftaktgegner in Herning. In der dänischen Einöde im mittleren Jütland wird Deutschland wohl - mal wieder - seine EM-Spiele bestreiten.
Viele Lehrgänge wird Gislason bis dahin nicht mehr bekommen. Seine Mannschaft sollte sich daher den Auftritt gegen Österreich gut einprägen. Die Abwehr packte aggressiv zu. Die Offensive um den Top-Torschützen Marko Grgic (7 Treffer) leistete sich trotz einiger überhasteter Abschlüsse in der Schlussphase insgesamt wenig Fehler.
Und die vielleicht wichtigste Erkenntnis: Gislasons junges Team kann es auch ohne seine Leistungsträger. "Wir haben gesehen, dass die anderen es gut machen können. Es ist eine junge Mannschaft, die immer besser zusammenwächst", urteilte der 65-Jährige zufrieden.
Spielmacher Juri Knorr schmorte auf der Bank, Torgarant Renars Uscins lag erkältet im Bett - und beide sahen, wie sich ihre Vertreter Luca Witzke, Nils Lichtlein und Miro Schluroff für weitere Einsätze empfahlen. Und wie Köster seine Rolle als Anführer bravourös ausfüllte. Der Gummersbacher Rückraum-Hüne überzeugte gleichermaßen als treffsicherer Schütze und aggressiver Verteidiger. "Ich bin hier, um zu spielen und auch, um viel zu spielen", sagte Köster sichtlich erschöpft nach fast 60 Minuten auf dem Parkett.
Für Gislason wird der 25 Jahre alte Dauerbrenner immer unverzichtbarer. "Er ist ein super intelligenter Spieler. Gott sei Dank nimmt er die Führungsrolle immer stärker an", sagte Gislason und stellte klar: "Julian ist für mich absolut Weltklasse. Ich gehe davon aus, dass er die Leistung bringt".
Im Mai will Köster seine Leistungen dann bestätigen. "Ich will nicht alles auf den Kopf stellen. Der Kern der Mannschaft wird genauso bleiben", kündigte Gislason an und schob einschränkend hinterher: "Aber nach dem Ergebnis heute kann ich ein paar Leute testen, die noch nicht dabei waren".
Jordan Raza - dpa, red