15.12.2024, 18:02
Team Kaufmann? Team Witte? "Gibt ausschließlich den ThSV Eisenach"
Der Riss durch den ThSV Eisenach war beim Heimspiel gegen Stuttgart zu spüren: Geschäftsführer René Witte war nicht in der Halle, ein "Team Kaufmann" unter den Fans forderte offen seine Ablösung. Maik Nowak versuchte als Sportlicher Leiter die Wogen zu glätten, appellierte vor dem Spiel und in der Pressekonferenz an alle Beteiligten. Von einem Vorgang zeigte er sich aber schockiert, das Ausbuhen von Günther Oßwald war aus seiner Sicht "erbärmlich".
In der mit 2.800 Zuschauern ausverkauften Halle führte der ThSV Eisenach mit 25:24 - erzielte dann aber in den verbleibenden zehn Minuten keinen Treffer mehr und unterlag dem TVB Stuttgart mit 25:29. Das Thema in der Halle war aber die Zukunft von Misha Kaufmann, dem der Verein - eigener Auskunft zu Folge auf Bitte des Trainers - einen Auflösungsvertrag angeboten hat. Die Fanszene scheint gespalten, auf Bannern und Plakaten wurde von einem Teil Geschäftsführer René Witte zum Buhmann gemacht.
"Zunächst einmal ganz kurz René Witte, der sitzt ja sonst hier. Er ist heute nicht gekommen, weil er den Fokus aller Beteiligten auf das Spiel halten und nicht auf seine Person ziehen wollte. Und sicherlich auch, um vielleicht das eine oder andere nicht erleben zu müssen, was er heute in der Halle erlebt hätte", erklärte Maik Nowak, der als Sportlicher Leiter normalerweise gemeinsam mit dem fehlenden Geschäftsführer neben Misha Kaufmann auf der Bank des ThSV Eisenach sitzt.
"In der Pressemitteilung ist alles gesagt", hatte er vor dem Spiel bei Dyn erklärt, den Sachstand dann aber noch einmal erläutert: "Wir sind als Verein von der Entscheidung von Misha, den Verein verlassen zu wollen, überrascht worden. Dort ist auch angegeben, dass die entsprechenden Unterlagen beim Spielerberater liegen und jetzt weiter entschieden werden muss."
Auf Nachfrage bestätigte er: "Es ist richtig, dass Misha nach wie vor einen Vertrag bis 2027 in Eisenach hat. Aber auf den Wunsch von Misha, den Verein zum Sommer 2025 verlassen zu wollen, haben wir entsprechende Unterlagen erarbeitet und die liegen beim Spielerberater."
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Die Entwicklungen rund um diese Thematik und die Wellen, die diese in der Werner-Aßmann-Halle schlugen, schockten den Sportlichen Leiter des ThSV Eisenach allerdings. "Wir erleben in dieser Welt immer mehr Radikalismus und Krieg und das ist so ungesund. Und ja, ich bin auch traurig, dass selbst solche Dinge dann hier in dieser Halle, auf die wir alle so stolz sind, auch eingekehrt sind. Sehr, sehr traurig", so Maik Nowak nach dem Spiel in der Pressekonferenz.
Was den früheren Meistertrainer der Frauen des HC Leipzig dabei besonders beschäftigte, war eine Situation vor dem Spiel. "Ich finde es sehr traurig - das will ich auch hier so sagen, auch weil ich ihn als Mentor sehe und als wichtigen Menschen für mich - dass Günter Oßwald am Anfang seiner Rede ausgebuht wird und nicht zu Wort kommen darf. Das ist unfassbar für mich. Ich schäme mich. Ich schäme mich für diese Menschen, die das gemacht haben", so ein aufgewühlter Maik Nowak.
"Warum?", fügte der Sportliche Leiter mit Blick auf den langjährigen Sponsor und Gesellschafter, der für seine generellen Verdienste vor gut einem Jahr auch das Bundesverdienstkreuz bekam, an. "Weil Günter Oßwald seit weit über dreißig Jahren für diesen Verein da gewesen ist. Mit sehr viel Herzblut, mit sehr viel Energie. Der hat den Verein durch mehrere Krisen geführt, inklusive Insolvenzen. Der hat hier unfassbar viel Geld investiert in diesen Verein. Und da finde ich es erbärmlich."
Zum Riss, der derzeit durch den Verein geht und sich auf einigen Plakaten zeigte, stellte Maik Nowak klar: "Es gibt in Eisenach kein Team Witte, was das Recht hat, das für sich in Anspruch zu nehmen. Und auch kein Team Kaufmann, was das Recht hat, das für sich in Anspruch zu nehmen. Sondern es gibt ausschließlich den ThSV Eisenach."
"Der ist das alles Entscheidende. Der ist das Wichtigste von uns allen", so der Sportliche Leiter. "Und das will ich allen zurufen, die sich wie gesagt einer Partei derzeit zugehörig fühlen: Das müsst ihr nicht. Ihr müsst euch nur dem ThSV Eisenach zugehörig fühlen. Und nichts und niemandem anderen. Das wäre meine große Bitte, mein Appell nochmal an alle hier: Viel Besonnenheit, viel Ruhe, viel Sachlichkeit einfließen zu lassen in die kommenden Tage, in die kommenden Wochen. Um für den Verein die besten Entscheidungen herbeizuführen."
"An alle Fans, die sicherlich Antworten wollen" und an alle Beteiligten, richtete Nowak zudem noch einen Appell: "Ich wünsche mir, dass wir alle wieder, was Mischa gesagt hat, über Gespräche zur Tagesordnung zurückkommen können. Und unseren tollen Sport, den wir hier vorangetrieben haben, hier weiter so machen können, wie wir es uns alle vorstellen."
"Was es vor allem bedarf, ist Respekt, Respekt untereinander", fügte Nowak an. "Und was wir heute in der Halle lesen mussten zu einer Person, die mit Sicherheit auch ihren Anteil hat an dieser tollen Entwicklung des Vereins, das ist dieser Person gegenüber respektlos. Und da, finde ich, sind wir alle aufgefordert. Das will auch niemand sehen. Das hat Mischa auch in der Mannschaftssitzung gerade betont: Das will man in der Halle nicht sehen, sowas. Und ich wünsche mir auch dort von allen Seiten respektvollen Umgang. Denn das ist das wichtigste Grundkriterium, um Krisen zu bewältigen, dass man respektvoll aufeinander zugeht."
cie