17.12.2023, 12:48
"Einknicken vor Mullahs"
Bei der Handball-WM der Frauen traf Deutschland in der Vorrunde auf den Iran und landete einen Kantersieg. Sportlich setzte es weitere Niederlagen für den Außenseiter, der mit einem Sieg gegen Grönland aber zumindest den letzten Platz vermeiden konnte. Für DHB-Präsident Andreas Michelmann hat das Auftreten des Teams allerdings auch eine politische Dimension.
Andreas Michelmann hat die unmittelbar vor der Handball-WM der Frauen vorgenommene Regeländerung des Weltverbands IHF bezüglich der Kleidung der Spielerinnen heftig kritisiert. Erst durch diesen Schritt sei eine Teilnahme des Irans beim Turnier in Skandinavien möglich geworden, so die dpa.
"Damit sind die Frauen aus dem Iran mit Ausnahme des Gesichts nahezu in Vollverhüllung angetreten. Wer weiß, wie dynamisch und schweißtreibend unser Sport ist - da kann ich mir das nicht unbedingt als passend vorstellen", sagte der Präsident des Deutschen Handballbundes am Sonntag in Herning.
Michelmann zeigte keinerlei Verständnis für die Maßnahme der IHF, nach der die Iranerinnen mit Kopftuch und langen Hosen antreten durften. "Für mich war der Sport bisher dadurch gekennzeichnet, dass es gewisse Regeln gibt und jeder, der daran teilnehmen möchte, sich an diese Regeln auch hält", sagte der deutsche Verbandschef.
"Ich habe das Gefühl, dass wir vor den Mullahs eingeknickt sind, damit sie teilnehmen können", so der 64-jährige DHB-Präsident, der hinzu fügte: "Ich würde mir wünschen, dass es für deren Männer ähnliche Regeln würde." Der Weltverband war für eine Stellungnahme zur Kritik Michelmanns angefragt.
Er könne nachvollziehen, "dass die IHF eine Lösung finden wollte, dass die iranischen Frauen mit ihren Kopftüchern und langen Hosen an der WM teilnehmen können", sagte Andreas Michelmann weiter - und räumte ein: "Wenn man die leuchtenden Gesichter der Spielerinnen gesehen hat, könnte man sagen, okay, das ist es möglicherweise Wert."
Ihm gehe es aber um die generelle Frage: "Ist der Sport in der Lage, unabhängig von politischen und religiösen Bekenntnissen zu sein oder haben sich bestimmte religiöse Bekenntnisse inzwischen schon so weit in den Sport eingegraben, dass wir es als normal betrachten."
dpa, red