17.04.2024, 18:30
Viele Fragen und einige Antworten
Seit einer Woche beschäftigt die positive Doping-Probe von Nikola Portner, der eine wissentliche Einnahme bestreitet und für den die Unschuldsvermutung gilt, den Handball in Deutschland und der Schweiz. Es gibt weiterhin mehr Fragen als Antworten. Der Versuch einer Bestandsaufnahme.
Vor einer Woche bestätigten Handball-Bundesligist SC Magdeburg und Nikola Portner eine positive Doping-Probe des Torhüters - und kurz darauf die NADA, dass es sich um den Wirkstoff Methamphetamin handelt, der unter anderem auch als Crystal Meth bekannt ist. Der SC Magdeburg tätigte eine Nachverpflichtung, wurde Pokalsieger, die Wohnung von Nikola Portner wurde durchsucht und es sprießen Spekulationen über die leistungssteigernde Wirkung und die Konzentration in der Probe. Doch der Reihe nach.
"Nikola Portner und die HBL haben uns darüber informiert, dass aufgrund einer positiven Wettkampfkontrolle seitens der HBL ein Ergebnismanagementverfahren gegen unseren Spieler Nikola Portner eingeleitet worden ist", mit diesen Worten bestätigte Handball Bundesligist SC Magdeburg die positive Doping-Probe am 10. April 2024.
"Uns sind bislang sehr wenige Details zum Vorwurf und Verfahrensstand bekannt. Nikola Portner nimmt einstweilen nicht am Trainings- und Spielbetrieb unseres Klubs teil. Wir unterstützen Nikola Portner bei der Aufklärung und stehen im Austausch mit der HBL", so der SC Magdeburg in der ersten Stellungnahme weiter.
Einen Tag später gab die Handball Bundesliga offiziell die "vorläufige Suspendierung" das Torhüters bekannt. "Diese Entscheidung basiert auf der Information der Nationalen Anti Doping Agentur (NADA), dass im Rahmen einer Wettkampfkontrolle in der A-Probe des genannten Spielers ein von der Norm abweichendes Analyseergebnis festgestellt wurde", so der Liga-Verband, der darauf hin ein sogenanntes "sportrechtliches Ergebnismanagement-Verfahren" gegen den Spieler einleitete.
"Liebe SCM- und Schweizer Handball-Familie, liebe Fans", wandte sich Nikola Portner am Mittwoch parallel zur Pressemeldung des SC Magdeburg via Instagram an die Öffentlichkeit: "Leider muss ich euch Folgendes mitteilen: Ich wurde darüber informiert, dass eine Wettkampfkontrolle von mir offenbar ein » Von der Norm abweichendes Analyseergebnis « aufweist und daher ein Ergebnismanagementverfahren eingeleitet worden ist."
"Diese Information hat mich zutiefst schockiert", so der Torhüter, der beteuerte: "Ich bedauere die Situation sehr und werde alles daransetzen, um darzulegen, dass ich keine Anti-Doping-Bestimmungen verletzt habe und immer im Sinne der Werte des Sports gehandelt habe und auch künftig handeln werde." Nikola Portner fügte zudem an: "Ich bitte euch um Verständnis, dass ich vorerst keine weiteren Verlautbarungen hierzu machen kann."
Nikola Portner kam 2022 vom französischen Klub Chambéry Savoie HB zum SC Magdeburg und hat dort noch einen Vertrag bis 2027. Zuvor war er nach den ersten Profi-Stationen BSV Bern und Kadetten Schaffhausen in der Schweiz im Jahr 2016 nach Frankreich zu Montpellier gewechselt. 2018 gewann er mit MAHB die Champions League im Handball.
Der Torhüter wurde im vergangenen Jahr in seiner Premieren-Saison mit dem SC Magdeburg zum zweiten Mal Sieger der Champions League und holte mit dem Klub den IHF Super Globe. Für die Nationalmannschaft der Schweiz debütierte Nikola Portner 2011 und bestritt zuletzt mit den Eidgenossen die Handball-EM in Deutschland.
Auch in der laufenden Saison war der 30-jährige Torhüter bis zu seiner Suspendierung ein sicherer Rückhalt des SC Magdeburg und verbuchte in bis dato 27 Ligaspielen insgesamt 191 Paraden - eine Quote von über 30 Prozent abgewehrter Würfe, womit er in beiden Kategorien in den Top10 der Handball Bundesliga steht.
Die Nationale Anti Doping Agentur Deutschland (NADA) teilte auf Anfrage der Deutschen Presse-Agentur am Donnerstag, den 11. April 2024, mit, dass es sich bei der gefundenen Substanz um Methamphetamin handelt.
Die NADA konkretisierte gegenüber handball-world, dass es sich um einen Fund von D-Methamphetamin handele. "Das ist ein sehr starkes Dopingmittel", erklärte Doping-Experte Fritz Sörgel, Professor für Pharmakologie, im Gespräch mit handball-world allgemein zum Wirkstoff.
"Nikola Portner wurde darüber informiert, dass er positiv auf Methamphetamin getestet wurde", bestätigte Prof. Dr. Rainer Tarek Cherkeh als vom SC Magdeburg beauftragter Fachanwalt für Sportrecht den Befund am gleichen Tag in einer zweiten Stellungnahme des SCM und fügte an: "Nach aktuellem Kenntnisstand beträgt die gemessene Konzentrationshöhe einen Bruchteil einer typischen Einnahme dieser Substanz."
Einen "Wert von 78 Nanogramm(pro Milliliter, Anm.)" benennt Rechtsanwalt Helge-Olaf Käding, seit Jahren als Experte im Bereich "Handball-Recht" anerkannt, in einem Youtube-Video seinen Kenntnisstand zur Höhe in der Urinprobe. Eine offiziell bestätigte Angabe über die Menge gibt es bislang nicht.
Dieser Wert würde sich mit der Stellungnahme des vom SC Magdeburg beauftragten Rechtsanwalts Prof. Dr. Rainer Tarek Cherkeh hinsichtlich eines "Bruchteil einer typischen Einnahme dieser Substanz" decken. "Das könne sogar durch Hautkontakt indirekt übertragen werden, so gering sei die Menge", berichtet Helge-Olaf Käding von Aussagen aus einem Gespräch mit erfahrenen Doping-Anwälten über den vermeintlichen Wert von 78 ng/ml.
Käding führt zur Einordung der Höhe als Beispiel einen bei einer Verkehrskontrolle von der Polizei verwendeten Drogen-Schnelltest an, der erst bei einer Menge von 1000 ng/ml ausschlagen und einen genaueren Bluttest nach sich ziehen würde. In Online-Apotheken erhältliche Urin-Schnelltests auf Methamphetamin gibt es in sogenannten Cut-off-Varianten von 300 oder 1000 ng/ml.
Wenn der Wert von 78 ng/ml in der Urinprobe von Nikola Portner stimmen sollte, hätten diese nicht angeschlagen. Allerdings gibt es im Sport im Doping-Bereich aktuell keine Nachweisgrenze für Methamphetamine, d.h. mit den unbestätigten 78 ng/ml wäre eine Doping-Probe als positiv zu bewerten und - wie geschehen - ein Ergebnismanagementverfahren zu starten.
Methamphetamin regt die sympathischen Teile des vegetativen Nervensystems stark an und wird daher auch als Droge genutzt - Crystal Meth oder Ice sind die geläufigsten Bezeichnungen. Der Besitz ist in Deutschland und den meisten anderen Ländern strafbar.
Neben dem Einsatz als Partydroge wird es auch zur Leistungssteigerung im Berufs- oder Studienbereich verwendet. Crystal Meth kann dabei laut drugcom.de nicht nur zu Schädigungen am Gehirn sondern auch zu schwerwiegenden Herzproblemen und Gefäßschäden führen.
Methamphetamin hat dabei eine lange Geschichte als Mittel zur Leistungssteigerung. Es kann die Konzentration erhöhen sowie die Müdigkeit verringern. Als Pervitin wurde die Substanz bereits im Zweiten Weltkrieg als sogenannte "Panzerschokolade" oder "Fliegermarzipan" millionenfach eingesetzt und auch danach wurde es vom Militär sowie als Medikament - zum Beispiel zur Behandlung von ADHS - eingesetzt.
Eine gewisse psychische Abhängigkeit könne entstehen, wenn man wisse, "unter diesen Bedingungen mit diesem Medikament geht es besser", so der Pharmakologie-Professor Fritz Sörgel, der anfügte: Damit eine echte Sucht im klassischen Sinne entstehe, müsse es über längere Zeit mehr oder weniger täglich eingenommen werden.
Doch nicht wenige dürften sich - abseits des Falls Portner auch allgemein - fragen: Welchen Nutzen könnte einem Handball-Torwart diese Droge, die umgangssprachlich besser als Crystal Meth bekannt ist, überhaupt bringen?
Im Leistungssport kann Methamphetamin zur Steigerung der Wachsamkeit genutzt werden. Amphetamine würden physisch als auch psychisch die Leistung stimulieren - und wie bei der "Panzerschokolade" Müdigkeit entgegenwirken. "Beim Torwart geht es allerdings weniger ums Durchhaltevermögen", sagte Doping-Experte Sörgel der dpa.
"Für einen Torhüter ist die Reaktionsgeschwindigkeit wichtig. Da wäre die Substanz auf jeden Fall hilfreich", führte der 74 Jahre alte Professor für Pharmakologie gegenüber handball-world allgemein zum Wirkstoff Methamphetamin aus und ergänzte: "Einer, der eine Zehntelsekunde schneller die Hand hochreißt, hält den Siebenmeter."
Bei einer Einnahme solcher Methamphetamine ein oder anderthalb Stunden vor dem Spiel sei deren Wirkung lange genug, dass sie ein Handball-Spiel aushalten würden, erklärte Sörgel weiter.
In den letzten Jahren gab es nur vereinzelt Dopingfälle mit dem Wirkstoff Methamphetamin. Aktuell ist die Angelegenheit Jason George. Der deutsche Basketballer, der auf Leibasis von Bayern München für die Niners Chemnitz in der BBL auflief, wurde nach seinem auffälligen Befund im Mai 2023 suspendiert und wartet bislang, so der SID, auf eine Rückkehr auf den Court.
Ein prominentes Beispiel aus der Vergangenheit ist Andre Agassi, der während seines Formtiefs 1997 die verbotene Substanz zu sich nahm. Einer Sperre ging die Tennis-Ikone damals aber aus dem Weg, weil er "einen Brief voller Lügen, verwoben mit kleinen Wahrheitsschnipseln" an die ATP schrieb und auf Verständnis und Nachsicht traf, wie er laut spiegel.de in seinen Memoiren schrieb.
Der frühere Weitsprung-Weltmeister Luvo Manyonga hatte laut SID zu Beginn seiner Karriere mit Drogenprobleme zu kämpfen, die zu einer 18-monatigen Sperre führten, nachdem er wegen des Missbrauchs von Tik, einer südafrikanischen Variante von Crystal Meth, positiv getestet worden war. Danach stieß er sportlich in die Weltklasse vor. 2016 gewann er bei den Olympischen Spielen in Rio Silber, ein Jahr später bei der WM in London Gold - aktuell ist er aufgrund verpasster Doping-Tests gesperrt, wie die BBC berichtet.
Generell und unabhängig vom Fall Nikola Portner: Eine Erklärung für einen positiven Befund in einer Doping-Probe ist die bewusste Einnahme eines Wirkstoffes mit der Absicht die eigene Leistung zu steigern. Eine zweite ist eine absichtliche Einnahme aus anderem Grund, die dritte, dass der Wirkstoff unabsichtlich in den Körper gelangt ist.
Ein Beispiel für die bewusste Einnahme abseits einer leistungssteigernden Wirkung könnte zum Beispiel eine medizinische Indikation sein, bei der ein Medikament mit einem eigentlich verbotenen Wirkstoff aus gesundheitlichen Gründen eingenommen wird.
Das Vorliegen einer für den medizinischen Gebrauch für Leistungssportler vorgeschriebenen Ausnahmegenehmigung würde dabei bereits vor der Einleitung eines Ergebnismanagement-Verfahrens berücksichtigt.
Die Kontamination von Nahrungsergänzungsmitteln wurde bereits mehrfach als Ursache für eine positive Doping-Probe festgestellt. Auch eine Verunreinigung von Lebensmitteln oder Unregelmäßigkeiten bei deren Verarbeitung sowie eine absichtliche Hinzufügung durch einen Dritten könnten für eine unbeabsichtigte und unbemerkte Aufnahme eines verbotenen Wirkstoffes sorgen.
"Die Analyse von Methamphetamin im Urin wird dadurch kompliziert, dass es auch Metabolit einiger anderer Arzneimittel ist (z.B. von Selegilin)", verweist das European Monitoring Centre for Drugs and Drug Addiction hinsichtlich der Nachweisverfahren zudem auf die Möglichkeit eines Abbauproduktes.
Martial Saugy, früherer Leiter des Antidoping-Labors in Lausanne, äußerte sich gegenüber der Neuen Züricher Zeitung nicht direkt zum Fall Portner. "Er geht bei einer positiven Probe auf Methamphetamin aber davon aus, dass nicht kontaminierte Nahrungsergänzungsmittel Grund für den positiven Dopingtest sind, sondern eher eine Party, an der Personen diese Droge konsumierten", so die NZZ.
Ein weiterer Grund für eine absichtliche Einnahme könnte - gerade bei Wirkstoffen wie Methamphetin - zudem die Nutzung als Rauschmittel oder Party-Droge sein. Auch durch indirekte oder durch eine Kreuzkontamination ist das Entstehen geringer Konzentrationshöhen denkbar.
Maximilian Gerbl, Nationalmannschaftskollege von Portner in der Schweiz, kann sich eine direkte Einnahme der Droge nicht vorstellen, der Torhüter gelte nicht als Party-Gänger. "Nikola geht ja noch nicht mal mit uns bei der Nationalmannschaft nach Siegen etwas trinken oder feiern", so der für Hannover spielende Außen gegenüber der Bild.
"Für alle ist unvorstellbar, dass Portner Crystal Meth als Droge konsumiert oder sie zur Leistungssteigerung eingenommen hat. Portner gilt als Musterprofi", berichtet auch die Neue Züricher Zeitung von Gesprächen mit mehreren nicht namentlich genannten Personen aus der Schweizer Handball-Szene.
Nach der positiven A-Probe durch die mit Doping-Tests beauftragte NADA ist die Handball Bundesliga für das sogenannte Ergebnismanagementverfahren verantwortlich.
"Der nächste Schritt ist, dass die B-Probe geöffnet wird", erklärte HBL-Geschäftsführer Frank Bohmann gegenüber handball-world und fügte mit Blick auf die in einem Institut in der Nähe von Dresden liegende B-Probe an: "Den Termin gibt es noch nicht, aber die Öffnung ist beantragt."
"Sollte die B-Probe zu einem anderen Ergebnis kommen, ist der Fall erledigt. Die Wahrscheinlichkeit ist allerdings äußerst gering", so Frank Bohmann. Sollte die B-Probe jedoch das Ergebnis der A-Probe bestätigen, "wird sich die Anti-Doping-Kommission mit dem Fall beschäftigen."
Laut der Homepage des DHB ist Berndt Dugall, früherer langjähriger Vorsitzender der Handball Bundesliga Frauen und früheres Präsidiumsmitglied des DHB, deren Vorsitzender. Rolf Nottmeier als Vertreter Ligaverband männlich, die frühere Nationalspielerin Nikola Pietzsch als Vertreterin Ligaverband weiblich sowie Dr. Marcus Laufenberg und Dr. Philip Lübke für den medizinischer Bereich weiblich und männlich sind weitere Kommissionsmitglieder.
Bei der Verhandlung durch die Anti-Doping-Kommission des DHB droht Nikola Portner ein Strafmaß von vier Jahren, eine Reduzierung auf zwei Jahre ist dabei allerdings ebenso möglich wie eine geringere Strafe oder ein Freispruch. Nach dem Fund des Wirkstoffes in der Probe liegt die Beweislast dabei allerdings nun beim Athleten.
Wie schwer es ist, nach einem positiven Doping-Test seine Unschuld nachzuweisen, hatte in der Dokumentation "Geheimsache Doping: Schuldig" der ARD das Beispiel des Schweizer Handballers Simon Getzmann gezeigt - mit Glück, viel Aufwand und der Hilfe der Schweizer Anti-Doping-Agentur konnte er beweisen, dass der bei ihm gefundene Stoff Hydrochlorothiazid aus einer Verunreinigung einer eingenommenen Schmerztablette stammte.
In seinem und anderen Fällen konnten Sportler bereits glaubhaft nachweisen, dass es sich nicht um eine wissentliche Einnahme gehandelt habe. Die Seite von Portner könnte beispielsweise eine eventuell niedrige Konzentrationshöhe sowie alternative Szenarien für deren Zustandekommen und weitere gegen die Nutzung eines Dopingmittels sprechende Argumente anführen.
Indizien - in beide Richtungen - könnte auch ein auf Grundlage der positiven Dopingprobe eingeleitetes "Ermittlungsverfahren wegen Verstoßes gegen das Anti-Doping-Gesetz bzw. Betäubungsmittelgesetz" liefern, das die Staatsanwaltschaft gegenüber der dpa bestätigte.
Bei einer Durchsuchungsanordnung, die dem Vernehmen nach vor der Bekanntgabe der positiven Dopingprobe erfolgte, sollen beispielsweise keine verbotenen Substanzen gefunden worden sein. Auch eine zweite Dopingprobe, nur zwei Wochen nach dem positiven Ergebnis entnommen, soll negativ gewesen sein.
"Das strafrechtliche Ermittlungsverfahren gegen Nikola Portner wegen des Verdachts eines Verstoßes gegen das Anti-Doping-Gesetz wurde mit heutiger Verfügung der Staatsanwaltschaft Magdeburg nach § 170 Abs. 2 StPO mangels Tatverdachts eingestellt", erklärte der vom SC Magdeburg beauftragte Rechtsanwalt Prof. Dr. Rainer Tarek Cherkeh auf der Homepage des Vereins am 22. April.
"Es lägen, so die Staatsanwaltschaft, `keine Anhaltspunkte dafür vor, dass der Beschuldigte gegen das Anti-Doping-Gesetz oder das Betäubungsmittelgesetz verstoßen` habe", heißt es in der Stellungnahme weiter. Diese bezieht sich aber nur auf den strafrechtlichen Bereich, das Verfahren im sportrechtlichen Bereich läuft weiter.
Bis das Verfahren abgeschlossen ist, bleibt der Spieler vorläufig suspendiert und darf nicht am Trainings- und Wettkampfbetrieb teilnehmen. Der SC Magdeburg ist somit gestraft, weil er den Spieler während des Verfahrens - und bei einer Verurteilung auch über dieses hinaus - nicht einsetzen kann.
Ein Punktverlust droht nicht. Dieser oder andere Strafen gegen den Verein kommen laut Artikel 11.2 der Anti-Doping-Ordnung des DHB erst zur Anwendung, "wenn bei mehr als zwei Mitgliedern einer Mannschaft in einer Mannschaftssportart während der Dauer einer Wettkampfveranstaltung ein Verstoß gegen Anti-Doping-Bestimmungen festgestellt wurde".
Bereits am Tag der Suspendierung von Nikola Portner nahm der SC Magdeburg Kontakt zu Mikael Aggefors auf, der im Sommer eigentlich seine Karriere beendet hatte. Bereits vor dem Final4 war die Nachverpflichtung perfekt und der Routinier saß beim SCM auf der Bank - musste dank der starken Leistung von Sergey Hernandez aber nicht zwischen die Pfosten.
» Mikael Aggefors über seinen Wechsel zum SC Magdeburg
Die Mannschaft des SC Magdeburg machte unterdessen deutlich, dass sie hinter Nikola Portner steht - Michael "Mika" Damgaard trug bei der Siegerehrung nach dem Pokalfinale beispielsweise das Trikot des Torhüters und nach der Rückkehr in der Nacht bekam der Schweizer laut einer dpa-Meldung die Medaille für den Pokalsieg von Trainer Bennet Wiegert umgehängt.
"Wir stehen alle hinter Niko. Er ist ein Teil der Mannschaft, er ist einer von uns, keine Frage", sagte Gisli Kristjansson. Das gilt auch für die Fans, die in Köln beim Final4 immer wieder seinen Namen skandierten. "Wir haben auch für ihn gespielt", erklärte Janus Dadi Smarason und Lukas Mertens fügte an: "Wir haben eine turbulente Woche hinter uns. Umso schöner, dass wir den Pokalsieg für den SC Magdeburg und Niko geholt haben."
Mit 25/1 Paraden (31,7 Prozent) in den beiden Partien gegen die HSG Wetzlar und die Rhein-Neckar Löwen hatte Portner den SCM zur Endrunde nach Köln geführt. Pokalheld Sergey Hernandez hat fast alle seine 33/3 Paraden (42,3 Prozent) im Pokalwettebewerb beim REWE Final 4 gegen die Füchse Berlin und die MT Melsungen gezeigt. Nur gegen die Löwen hatte er zuvor einen Siebenmeter gehalten.
Nikola Portner meldete sich am Abend des Pokalsiegs auch noch selbst kurz auf Instagram: "Ohne Worte... danke Jungs", schrieb der Torhüter des SC Magdeburg bei Instagram angesichts der Unterstützung. Diese unterstrich am Montag auch SCM-Vereinspräsident Dirk Roswandowicz, der laut Bild bei einem Fan-Empfang nach dem Pokalsieg erklärte: "Ich darf es nur als Privatperson sagen, aber ich sag’s jetzt als Privatperson. Ich persönlich unterstütze Niko Portner, weil ich ihm glaube."
"Glückwünsche gehen an dieser Stelle auch an ihn. Er ist Teil dieses Teams und hat seinen Anteil", wandte sich Bennet Wiegert in der ARD am Sonntag nach dem Pokal-Finale in Richtung Nikola Portner, der das Endspiel zu Hause am TV verfolgte. "Wir sind in dieser schweren Zeit definitiv bei ihm", so der Coach des SCM.
Am Rande des Liga-Spiels in Flensburg bat Wiegert dann am Dyn-Mikro um Verständnis und Geduld: "Das ist jetzt ein Thema von Anwälten, und die belehren uns immer wieder, dass wir uns in einem schwebenden Verfahren bitte nicht äußern sollen. Damit können wir Nikola schaden. Wir wollen in das Thema Ruhe reinbringen, ich bin alles andere als ein geduldiger Typ, aber das braucht jetzt einfach Zeit, und darum bitte ich alle Medienvertreter, das zu verstehen."
Christian Ciemalla, mit Material dpa, sid sowie red