20.08.2024, 11:17
Mit Olympia-Silber zu den Rhein-Neckar Löwen
Sebastian Heymann wechselt in diesem Sommer mit Olympia-Silber im Gepäck zu den Rhein-Neckar Löwen. Der Rückraumspieler blickt optimistisch auf seine neue Herausforderung in Mannheim. Trotz verpasstem Gold ist er stolz und motiviert für die kommende Saison.
Wenn Sebastian Heymann in den kommenden Wochen seine neue Wohnung fertig einrichtet, muss er noch einen passenden Ort für seine Silbermedaille finden. "Ich weiß noch nicht genau, wo sie hinkommt", sagte der Rückraumspieler nach der Siegerehrung in Lille, betonte aber: "Sie wird einen Ehrenplatz bekommen."
Dass sich der Rückraumspieler überhaupt darüber Gedanken machen kann, kam für alle einschließlich ihm selbst überraschend. Eigentlich schien der 26-Jährige, der nach acht Jahren bei Frisch Auf Göppingen zu den Rhein-Neckar Löwen wechselt, ganz in Ruhe in seinem neuen Verein ankommen zu können. Dann verzichtete jedoch Marian Michalczik aus privaten Gründen auf die Olympia-Teilnahme und Bundestrainer Alfred Gislason nominierte Heymann kurz vor dem Vorbereitungsstart nach.
Im Laufe des Turniers steigerte sich Heymann, bekam nicht nur in der Abwehr Spielzeit, sondern durfte im Laufe der Vorrunde auch immer wieder im Angriff ran und erzielte im dramatischen Viertelfinale gegen Frankreich schließlich sechs Tore. Insgesamt stehen acht Spiele, 3:35:47 Stunden Einsatzzeit und 20 Treffer für ihn zu Buche.
"Ich bin sehr zufrieden, das ist für mich eine wunderschöne Geschichte", sagte Heymann, die Silbermedaille um den Hals, nach dem Finale gegen Dänemark (26:29). "Es freut mich, dass ich nach den Verletzungen und Rückschlägen, die ich hatte, jetzt der Mannschaft helfen konnte, Silber zu erreichen." Nach den Europameisterschaften 2022 und 2024 waren die Olympischen Spiele erst das dritte Großturnier für den Rückraumspieler.
Dass es am Ende nicht für die Goldmedaille reichte, schmerzte den Rückraumspieler, aber er erkannte auch neidlos die Qualität der Dänen an. "Natürlich tut das Finale weh, wir hätten den letzten Step gerne auch noch gemacht, aber die Dänen waren in allen Belangen besser als wir", bilanzierte Heymann nach dem Endspiel. "Es war phänomenal, wie sie aufgetreten sind und da hat es für uns einfach nicht gereicht."
Der Rückraumspieler war dennoch stolz. "Es ist Wahnsinn, was wir geleistet haben", betonte Heymann. "Wir hatten viele schwere Momente im Turnier, waren gefühlt schon raus und haben es als Mannschaft geschafft. Wir haben gekämpft bis zum Ende und haben uns dadurch die Medaille verdient." Es brauche zwar "noch ein bisschen, weil wir uns jetzt ärgern, aber der Stolz ist da und wir können auch absolut stolz sein, dass wir Silber gewonnen haben."
Für die Zukunft gibt der Erfolg neuen Schwung. "Den Glauben an uns selbst, dass wir nie aufgegeben haben und immer weiter gekämpft haben, können wir für die nächsten Jahre mitnehmen", zeigte sich Heymann überzeugt. "Wir haben uns vom Januar bis heute gesteigert und haben einige Schritte nach vorne gemacht - und ich bin sicher, wenn wir da in den nächsten Turnieren weitermachen, reicht es hoffentlich irgendwann auch für eine Goldmedaille. Das ist das große Ziel für uns alle."
Nach dem Abschluss der Olympischen Spiele hatte Heymann eine Woche frei, bevor er bei den Rhein-Neckar Löwen ins Training einstieg. "Ich will die ganzen schönen Momente verarbeiten, sodass ich sie als Erinnerung für das Leben behalten kann, aber ich freue mich extrem auf das neue Kapitel", betonte er in Lille. "Ich werde alles dafür tun, hundertprozentig fit zu werden mit meinem Ellbogen und mir noch mehr Vertrauen in den Körper und die eigenen Stärken zu holen - und kann es gefühlt gar nicht abwarten."
Dass er die ersten Vorbereitungswochen in seinem neuen Verein verpasste, war ein Nebeneffekt der kurzfristigen Nominierung. "Vielleicht wäre es für mich gut gewesen, von Anfang an im Verein zu sein, um alles kennenzulernen. Ich habe jedoch die freie Zeit genutzt, bevor der Vorbereitungslehrgang in Hennef losging, und erste Kontakt geknüpft und alles kennengelernt", berichtete er bereits während der Gruppenphase in Paris. "Das hilft mir sicherlich, mich nach den Spielen relativ schnell einzuleben. Hinzu kommt, dass einige Mitspieler aus dem Verein auch hier sind. Mit denen macht es sehr viel Spaß und wir verstehen uns gut."
Mit dem kroatischen Olympiateilnehmer Ivan Martinovic fehlte ein weiterer Neuzugang. "Wenn man im Rückraum zwei neue Jungs dazubekommt, muss sich das erstmal einmal einspielen", weiß Heymann, dennoch ist das Saisonziel für ihn klar: "Auf jeden Fall besser abzuschneiden! Am Ende sind die Rhein-Neckar Löwen eine Mannschaft, die immer das Ziel haben, international dabei zu sein."
Am Ende der vergangenen Saison standen die Mannheimer auf dem 12. Rang - mit gerade einmal sechs Punkten Vorsprung auf die Abstiegsränge - und verpassten den erneuten Schritt aufs internationale Parkett. "Die Mannschaft hat extrem viel Qualität und einen super Trainer, der das gut handhaben und alles gut zusammenfügen wird", ist Heymann optimistisch. E„s wird am Ende natürlich auch viel darum gehen, dass alle gesund bleiben - und dann bin ich mir sicher, dass wir eine gute Rolle in der Liga spielen können und den Fans viel Freude bereiten werden."
Julia Nikoleit