18.10.2024, 16:00
Ex-Kapitän der Füchse im Interview
Aufgrund eines Knorpelschadens im linken Knie musste Paul Drux vor zwei Wochen seine Karriere vorzeitig beenden. Jetzt ist der 127-malige Nationalspieler erfolgreich operiert worden. Mit handball-world spricht der 29-Jährige über seine kurz- und mittelfristige Rolle bei den Füchsen Berlin, über welche Nachricht er sich zu seinem Abschied besonders gefreut hat und über kostenloses Athletiktraining mit seinen Töchtern.
handball-world: Paul, wir erreichen dich im Krankenhaus, du bist gestern frisch operiert worden - wie ist die OP verlaufen?
Paul Drux: Ja, ich sitze tatsächlich noch hier auf der Station und warte auf das Mittags-Curry, darf aber später schon wieder nach Hause. Heißt auch: Die OP ist sehr gut und planmäßig verlaufen.
Was genau wurde gemacht?
In meinem linken Knie hatte sich Knorpel vom Knochen gelöst. Das war auch der Grund für die bittere aber leider alternativlose Entscheidung, meine Karriere zu beenden. Und diese Knorpelablösung ist jetzt durch die Operation wieder korrigiert worden.
Trotzdem wirst Du leider nicht mehr aufs Feld zurückkehren können…
Richtig. Das Ziel der OP war es, dass ich demnächst dann wieder ohne Schmerzen meinen Alltag bewältigen und bestenfalls auch wieder Alltagssport machen kann. Aber das Risiko einer Hochbelastung bei Leistungssport wäre einfach zu hoch.
Deine Entscheidung, die Karriere zu beenden, ist jetzt ein paar Tage her - kannst du es mittlerweile schon einigermaßen annehmen?
Einerseits ja, weil ich ja auch in den vergangenen Monaten trotz des zwischenzeitlichen und hoffnungsvollen Aufwärtstrends immer wieder mal gespürt habe, dass mein Knie nicht mehr so will, wie ich es möchte und bräuchte. In der vollen Dimension, die das Karriereende für mich bedeutet, begreife ich es aber erst nach und nach. Ich würde sagen: Ich kann langsam erahnen, was so ein abruptes Ende bedeutet.
Wie geht es jetzt in den nächsten Wochen weiter für dich? Du bist ja noch angestellt bei den Füchsen - und sicher auch trotzdem weiter Teil der Mannschaft - oder?
Ja, auf jeden Fall. Klar, das Rad dreht sich weiter und der Sport ist extrem schnelllebig. Trotzdem werde ich so oft es geht bei der Mannschaft sein, immer wieder vorbeischauen und bei den Spielen auch nah dran sein. Wenn ich irgendwo helfen kann, mache ich das sehr gerne. Vielleicht beratend und mit einem offenen Ohr.
Und mittelfristig? Wie laufen die Gespräche über deine Rolle als möglicher Nachfolger von Bob Hanning?
Wir führen da schon länger immer wieder gute Gespräche und mit etwas Abstand zu den turbulenten letzten Wochen werden wir da eine Lösung finden. Ich bin auf jeden Fall sehr dankbar für den Support, den mir Bob und die Füchse insgesamt geben. Und ich kann mir sehr gut vorstellen, da in passender Funktion etwas von dem zurückzugeben, was ich in den vergangenen Jahren bekommen habe. Die Füchse waren mein Beruf, bleiben meine Herzensangelegenheit und werden ja vielleicht dann wieder mein Beruf.
Bei all der Trauer und Tragik rund um deine Verletzung gab es auch eine richtig gute Nachricht: Du bist zum zweiten Mal Vater geworden. Das heißt, dass du zumindest nicht gleich von hundert auf null runterfahren musstest trotz Sportpause, oder?
Ich würde sagen, ich bin nach wie vor bei hundert gerade, absolut (lacht). Aber Spaß beiseite: Auf Krücken die nächsten sechs Wochen die zwei Kleinen hochzunehmen und mit ihnen zu spielen, wird sicher anstrengend. Sozusagen Athletiktraining frei Haus. Aber das Spielen mit ihnen und ihr Lächeln sind natürlich auch mit das Schönste, was es überhaupt gibt.
Apropos schöne Nachrichten: Du hast mit Bekanntwerden deines Karriereendes tröstende Worte und aufmunternde Nachrichten aus der großen Handballfamilie bekommen. War da unter den zahlreichen WhatsApps eine dabei, die dich besonders überrascht oder berührt hat?
Zunächst mal war ich überwältigt von der Menge an Nachrichten. Und ich habe mich wirklich über jede einzelne sehr gefreut. Das zeigt, wie eng der Zusammenhalt im Handball ist und hilft auch, mit so einer Situation umzugehen. Besonders schön war, dass nicht nur Mitspieler und Freunde, sondern auch andere langjährige Weggefährten und sogar Gegenspieler sich gemeldet haben. Matze Musche aus Magdeburg zum Beispiel, mit dem ich wirklich etliche Schlachten geschlagen habe.
Dass Sportler urplötzlich durch eine Verletzung ihre Karriere vorzeitig beenden müssen, passiert Gott sei Dank selten, kommt aber immer mal wieder vor. Kann man sich auf diesen Worst Case vorbereiten - oder geht das nicht?
Sich darauf vorzubereiten, ist schwierig. Man hofft als Sportler immer, den Zeitpunkt des Karriereendes selbst bestimmen zu können. Was auf jeden Fall enorm hilft, sind Freunde und Familie, also einen guten Rückhalt zu haben. Und was auch sicher sinnvoll ist: sich früh mit dem Weg danach zu beschäftigen und immer auch die Zeit nach der aktiven Karriere mitzudenken.
duh