18.07.2024, 20:40
Das nötige Quäntchen Glück zum Schluss
Bei der U-20-EM in Slowenien war die Lage für die deutschen Junioren vor dem entscheidenden letzten Hauptrundenspiel gegen Schweden klar: Durch den 33:29-Sieg von Dänemark gegen Norwegen waren Rechenspiele und der vorab befürchtete Vierer-Vergleich aus dem Spiel. Ein Remis würde den Deutschen zum Halbfinaleinzug reichen. So sollte es letztendlich auch kommen: Nach einer dramatischen Schlussphase konnte Deutschland über ein 27:27 (16:15) jubeln.
Frederik Höler startete mit einer Parade in die Partie. Doch auch auf der anderen Seite konnte Torwart Arvid Skoog mit einem abgewehrten Ball glänzen - sein einziger in der Anfangsphase. In der Folge ging es schneller: Nachdem den Schweden der erste Torerfolg gelang, tankte sich David Móré nach einem schnell angeführten Anwurf in der zweiten Welle durch und netzte nur sieben Sekunden nach dem Gegentreffer ein.
Zunächst konnten die deutschen nach einem Pfostentreffer der Gegner durch Fritz Leon Haake in Führung gehen. Beim 2:2-Ausgleich kassierte Anton Preußner dann eine Zeitstrafe. Diese sollten die Deutschen allerdings nahezu unbeschadet überstehen (3:3, 6.). Die Anfangsphase gestaltete sich von nun an ausgeglichen: Die Schweden legten vor, Deutschland zog nach (5:5, 12.).
Eine Siebenmeter-Parade des gut aufgelegten Frederik Höler nutzten die Deutschen, um erneut in Führung zu gehen. Nach dem dritten Tor von Kreisläufer Jan Schmidt (7:8, 13.) griff Schwedens Coach Dennis Sandberg zu seiner ersten Auszeit. Besonders in der Abwehr hatte er Bedarf zum Nachjustieren.
Und war zunächst erfolgreich: Nach dem erneuten Ausgleichstreffer fing Schwedens Pelle Segertoft einen Ball ab - scheiterte im Konter allerdings an Höler. Der Abpraller landete jedoch bei den Schweden und Axel Mansson sorgte dann doch für die erneute Führung, welche Jan Schmidt unmittelbar wieder ausglich (9:9, 15.).
Die sechste Parade von Frederik Höler, der damit bis zur 17. Minute bei 40% stand, nutzte Jarnes Faust auf der Gegenseite für den erneuten Führungstreffer. Wenig später fing Magnus Grupe einen Ball ab und Fritz-Leon Haake sorgte für den ersten Zwei-Tore-Vorsprung. Schwedens Trainer Dennis Sandberg griff nun von nun an zum siebten Feldspieler - jedoch zunächst ohne Erfolg: nach einem Ballgewinn traf David Móré zum 12:9 ins leere Tor (19.). Ins schwedische Angriffsspiel schlichen sich immer mehr Fehler ein. Auch im nächsten Angriff hatte Deutschland die Chance zum Treffer ins Empty Goal, scheiterte allerdings an der Latte.
Den Drei-Tore-Vorsprung konnten die deutschen Junioren in den Folgeminuten halten. Beim 14:12 in der 24. Minute rief Martin Heuberger seine Mannschaft dann doch zusammen und gab ihnen ein paar neue Impulse für den Angriff mit auf den Weg. Nach einer überambitionierten Abwehraktion kassierte Nicholas Schley eine Zeitstrafe. In der Folge konnten sich die Schweden kurz vor der Pause erstmals seit der 17. Minute wieder auf ein Tor herankämpfen (15:14, 28.). Den Ausgleichstreffer kassierten die Deutschen mit etwas Glück allerdings nicht und gingen mit einer knappen 16:15- Führung in die Kabine.
Zur zweiten Halbzeit vollzog Martin Heuberger in der Startaufstellung einige Wechsel. Während die schwedischen Torhüter in der ersten Hälfte mit insgesamt zwei Paraden überhaupt keine Rolle spielten, wurde Arvid Skoog nun immer mehr zum Faktor und konnte nach acht Minuten schon drei Paraden vorweisen. So drehten die Schweden einen 15:17-Rückstand innerhalb von acht Minuten in eine 21:18-Führung (41.). Ins deutsche Angriffsspiel schlichen sich neben der schlechten Wurfausbeute nun auch einige technische Fehler, sodass sich Martin Heuberger nach diesem 6:1-Lauf zu seiner zweiten Auszeit gezwungen sah.
Jan Schmidt war es dann, der die Deutschen erlöste und nach sechs torlosen Minuten zum 19:21 netzte. Die neuen Impulse im Angriff trugen ihre Früchte. Per Doppelschlag verkürzte Deutschland durch Haake und Marvin Siemer auf 21:22 (44.). Spätestens als der extra eingewechselte Julian Buchele einen Siebenmeter parieren konnte, schien die Partie wieder offen (22:23, 47.). Der Ausgleich sollte allerdings nicht gelingen: Vorne scheiterte Connar Battermann an Arvid Skoog, hinten war Sebastian Durlunau im erneuten Siebenmeter gegen Buchele dann doch erfolgreich und Schweden zog wieder auf zwei Tore davon (22:24, 49.).
Trotz des Vorsprungs rief Sandberg seine Mannschaft zur Auszeit zusammen, um ihr für die Crunchtime neue Taktikanweisungen mitzugeben. Den Vorteil daraus zogen jedoch die Deutschen und erzielten den Anschlusstreffer zum 24:25 (52.). Auch Julian Buchele, der seit dem Siebenmeter dauerhaft anstelle von Frederik Höler im Tor stand, spielte sich nach und nach in die Köpfe der Schweden. Die Chance zum Ausgleich konnten die Deutschen allerdings nicht nutzen. Als Tim Gömmel in der folgenden Abwehraktion auch noch eine Zeitstrafe kassierte, konnten sich die Schweden nach zwei Ballgewinnen mit Treffern auf das leere Tor erneut auf drei Tore absetzen (24:27, 54.).
Nun griff auch Martin Heuberger zum siebten Feldspieler - jenes taktische Mittel, das bei den Schweden über das gesamte Spiel immer wieder gut geklappt hat. Die Deutschen konnten von Glück sprechen, dass die Schweden die Fehler nicht noch härter bestraften. Per Doppelschlag trafen die Deutschen erneut zum Anschluss 26:27 (58.). Da auch ein Remis zum Halbfinaleinzug reicht, war noch immer alles offen.
Nach langem Zeitspiel konnte Connar Batterman im Freiwurf aus dem Rückraum den langersehnten Ausgleichstreffer zum 27:27 erzielen. 18 Sekunden standen noch auf der Uhr als Sandberg die Schweden zur letzten Auszeit zusammenrief. Ein Torwurf schafften die Schweden nicht mehr. Axel Mansson versuchte es noch einmal mit dem direkten Freiwurf, schaffte allerdings nicht den Siegtreffer. Deutschland jubelte über den Halbfinaleinzug und trifft dort schon morgen auf Vorrundengegner Portugal. Im ersten Duell hatte das DHB-Team eine 17:14-Führung in den Schlussminuten aus der Hand gegeben und mit 17:21 verloren.
Schweden: Noren (1 Parade), Skoog (8 Paraden); Borg, Montebovi 2, Lundstad, Mansson 6/2, Andersson 2, Durlanu 3/1, Källhage 2, Björkman 2, Sundewall 3, Boquist, Starck 1, Segertoft 5, Johannisson 1
Deutschland: Buchele (3 Paraden), Höler (8/1 Paraden); Móré 6/2, Faust 2, Newel 2, Siemer 2, Anselm 1, Haake 4, Gömmel 1, Preußner 1, Pabst, Grupe, Schley 1, Schmidt 6, Battermann 1, Scheerer
Schiedsrichter: Igor Covalciuc / Alexei Covalciuc (MDA)
Siebenmeter: 3/5 ; 2/2
Strafminuten: 4/8
Merle Klingenberg