11.04.2024, 17:25
SCM-Torhüter unter Doping-Verdacht
Die positive Doping-Probe von Nikola Portner sorgt für Wirbel. Doping-Experte Fritz Sörgel schätzt die Lage ein - und macht dem Keeper vom SC Magdeburg wenig Hoffnung.
Die Nachricht von dem positiven Doping-Befund von Nikola Portner hat für Wirbel gesorgt. Der Schweizer ist im Rahmen einer Wettkampfprobe positiv auf Methamphetamine getestet worden, wie die Nationale Anti-Doping Agentur (NADA) der dpa zuerst bestätigt hat. Auf handball-world-Anfrage konkretisierte die NADA, dass es sich um D-Methamphetamin handelt.
"Das ist ein sehr starkes Dopingmittel", schildert Doping-Experte Fritz Sörgel im Gespräch mit handball-world. Als Pharmakologe weiß er genau, wovon er redet. Seit über 30 Jahren betreibt er das Institut für biomedizinische und pharmazeutische Forschung in Heroldsberg (bei Nürnberg) und ist ein angesehener Wissenschaftler und Doping-Experte.
Während der Handball-Sport bisher relativ doping-frei gewesen ist, verwundert die vermeintliche Einnahme von Methamphetamine durch einen Handball-Torwart den Experten nicht. "Für einen Torhüter ist die Reaktionsgeschwindigkeit wichtig. Da wäre die Substanz auf jeden Fall hilfreich", erklärt Sörgel mit Blick auf die generelle Wirkweise.
Die synthetisch hergestellte Substanz ist als Droge besser bekannt als Crystal Meth oder Ice. Als Pervitin wurde sie bereits im Zweiten Weltkrieg als sogenannte "Panzerschokolade" oder "Fliegermarzipan" eingesetzt. Im Leistungssport kann sie zur Steigerung der Wachsamkeit genutzt werden - und könnte so auch in einer reaktionsschnellen Sportart wie dem Handball für einen Wettbewerbsvorteil sorgen.
"Diese Information hat mich zutiefst schockiert", hatte sich Nikola Portner von dem Analyseergebnis überrascht gezeigt und angefügt: "Ich bedauere die Situation sehr und werde alles daransetzen, um darzulegen, dass ich keine Anti-Doping-Bestimmungen verletzt habe und immer im Sinne der Wert des Sports gehandelt habe und auch künftig handeln werden."
Laut dem offiziellen WADA-Dokument gibt es keinen Grenzwert für die Substanzen, sodass ein positiver Befund bereits schnell festgestellt wird. Somit könnte Portner für vier Jahre gesperrt werden. "Auch wenn es zuletzt geringere Strafen gab, würde eine längere Sperre hier Sinn machen", meint Sörgel und verweist auf die Stärke des Dopingmittels.
Ein beauftragter Anwalt gab am Donnerstag auf der Homepage des SC Magdeburg eine Erklärung ab und betonte: "Nach aktuellem Kenntnisstand beträgt die gemessene Konzentrationshöhe einen Bruchteil einer typischen Einnahme dieser Substanz", erklärte Prof. Dr. Rainer Tarek Cherkeh.
Für Magdeburg wäre das angesichts eines eigentlich bis 2027 laufenden Vertrags mit Nikola Portner ein herber Rückschlag, denn damit bräuchte der Klub einen neuen Keeper. Die Suche nach einem kurzfristigen Ersatz für die restliche Spielzeit hat bereits begonnen, denn das Verfahren könnte sich noch hinziehen. So hat Portner eine Woche Zeit, die Probe B zu beantragen, die dann Klarheit über ein Dopingvergehen schaffen würde.
Die Handball Bundesliga hat den Spieler unterdessen "mit sofortiger Wirkung vorläufig suspendiert". Die Liga erklärte zur Entscheidung des Präsidiums: "Der Spieler ist somit von jeglicher Teilnahme an Wettkämpfen, Trainings oder anderen sportlichen Aktivitäten ausgeschlossen, bis eine endgültige Entscheidung im nachfolgenden Disziplinarverfahren gefällt ist."
Sebastian Mühlenhof