26.06.2024, 19:45
"Halte davon überhaupt nichts"
Trotz positiver Dopingprobe wird Nikola Portner von der Handball-Bundesliga nicht gesperrt. Die Liga spricht von einer "unverschuldeten Kontamination". Gegenüber handball-world äußert sich Doping-Experte Fritz Sörgel sehr kritisch zu der Entscheidung.
Das Aufatmen beim SC Magdeburg und Nikola Portner ist groß. Der Torhüter ist nach seinem positiven Dopingbefund auf Methamphetamin von der HBL freigesprochen worden und darf somit ab sofort wieder das Tor des SCM hüten.
Die Liga begründet die Entscheidung unter anderem damit, dass "die im Körper des Athleten nachgewiesene Menge der verbotenen Substanz eine so geringe Dosierung hatte, dass eine aktive Einnahme und eine leistungssteigernde Wirkung ausgeschlossen werden kann und dass weder von einer absichtlichen noch einer verschuldeten Einnahme auszugehen ist."
Ein endgültiger Freispruch ist es aber noch nicht. Die Nationale Anti-Doping Agentur (NADA) will Entscheidung und Begründung prüfen. Der renommierte Doping-Experte Fritz Sörgel hat unterdessen keinerlei Verständnis für die Entscheidung der Handball-Bundesliga gezeigt. "Ich halte davon überhaupt nichts", sagte Sörgel im Gespräch mit handball-world.
Die Liga weist in ihrer Mitteilung neben geringer Werte, einer negativen Haarprobe und einer befundlosen Hausdurchsuchung auch auf den von Portner dargestellten Lebensweg und dessen Lebensgewohnheiten hin.
Nach Gesprächen mit oder Stellungnahmen von Wegbegleitern des Schweizers würde ein absichtlicher Konsum von Dopingmitteln als "sehr unwahrscheinlich" erscheinen, so die HBL in ihren Erläuterungen zum Ergebnismanagementverfahren.
"Er wäre nicht der erste Sportler, der einen guten Leumund hat und trotzdem gedopt hat", kritisiert der 74-jährige Sörgel. Portner war positiv auf Crystal Meth getestet worden. Eine wissentliche Einnahme von Dopingmitteln hat der Schweizer stets bestritten.
Neben der Kritik an Portner und der Liga nimmt sich Sörgel auch die Welt-Anti-Doping-Agentur (WADA) zur Brust. "Bei der WADA muss man sich Gedanken machen, wie man mit Halbwertszeiten von Dopingstoffen wie Crystal Meth umgeht und wissenschaftlich eindeutige Grenzen festlegt, welcher Wert am Wettkampftag erlaubt ist", appelliert er.
"So wie jetzt, einfach zu sagen, das sei eine niedrige Konzentration und deshalb kann er nicht gedopt sein, ist eine Diskussion auf Laienbasis, bei der man vor Nanogramm großen Respekt hat und das als sehr niedrig ansieht. Das kann aber keine Grundlage für einen Freispruch sein", so der Doping-Experte weiter auch mit Blick auf die Verweildauer von Metamphetamin.
Unabhängig vom Fall Nikola Portner äußert Dr. Fritz Sörgel mit Blick auf potenzielle Fälle in der Zukunft eine klare Forderung: "Wer ein Dopingmittel im Blut oder Urin hat, ist zu sperren."
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