01.03.2024, 10:11
Manager stärkt Hartmut Mayerhoffer den Rücken
Der HC Erlangen befindet sich in dieser Saison in einer prekären Lage, denn sie stehen nur knapp vor den Abstiegsrängen. Das nährt die Kritik am Trainer Hartmut Mayerhoffer. Der Klub hat aber ein anderes Vorgehen.
"Es wird richtig gut werden mit uns, dessen bin ich mir sicher." Mit diesen Worten begrüßte Raul Alonso im Sommer den neuen Trainer Hartmut Mayerhoffer. Der Sportdirektor hatte sich den Mann geholt, der "die beste Lösung für die Besetzung unserer Trainerposition".
Der Schwabe sollte endlich die Konstanz in den Verein bringen. Die Achterbahnfahrten im Laufe einer Saison wollte man im Frankenland endlich hinter sich lassen und den nächsten Schritt in seiner Entwicklung machen - und damit das Potential ausschöpfen, von dem Experten wie Stefan Kretzschmar, Bob Hanning und Co. schon so lange sprechen.
Doch ein halbes Jahr später lässt sich festhalten: Diese Hoffnung hat sich noch nicht erfüllt. Als 14. befindet sich der HCE nur vier Punkte vor den Abstiegsrängen - eine ruhige Saison sieht anders aus.
Hinzu kommt ein extrem breiter Konkurrenzkampf, denn zehn Spieltage vor Saisonende befinden sich zehn Mannschaften in der fast gleichen Lage. "Das ist eine besondere Situation", sagt auch Geschäftsführer René Selke gegenüber handball-world. "Der Abstand zwischen den einstelligen Tabellenplätzen und den Abstiegsrängen ist in diesem Jahr außergewöhnlich gering." Ebenso wie alle anderen Teams wisse man "um die Risiken nach unten und die Chancen nach oben."
Die Situation ist dennoch angespannt. Mayerhoffer sprach nach der jüngsten 26:27-Heimpleite gegen die HSG Wetzlar von "zu vielen Baustellen" in seinem Team. Dabei tut sich in dem neuen Kalenderjahr vor allem das eigentliche Prunkstück, die Defensive, schwer. Nico Büdel vermisste bei der Niederlage vor allem die notwendige Aggressivität in der Abwehr. Hinzukommt eine Offensive, die bisher die wenigsten Tore erzielt hat.
Selke sieht aber kein generelles Problem. "Der kämpferische und leidenschaftliche Auftritt der letzten Wochen hat gezeigt, dass jeder verstanden hat, worum es geht", schildert der einstige Bundesliga-Spieler.
Danach handelte der Klub auch in der Winterpause. Statt in Aktionismus zu verfallen, setzten sich die handelnden Personen zusammen und analysierten den Status Quo. Über allem stand die Frage: Was hilft der Mannschaft?
"Wir haben uns viele Gedanken gemacht und unserer Meinung nach war es wichtig, dass die Mannschaft eine bessere Rollenverteilung bekommt. Es herrschte aufgrund der Kadergröße zu viel Unsicherheit im Team", schildert Selke das Ergebnis.
So trennte man sich von Mittelmann Veit Mävers und ließ auch Gedeon Guardiola nach Spanien ziehen - zwei Spieler, die erst im Sommer gekommen waren. "Wir haben bewusst unseren Kader verkleinert und werden vermehrt auf eigene Talente setzen", so der Ex-Keeper.
In diesen ganzen Prozess war Mayerhoffer involviert, eine Trennung stand nicht zur Debatte. Zwar habe der Verein "die Situation genau analysiert und in alle Wege gedacht, aber wir waren uns sehr schnell klar, dass es kein Thema ist, weil die Chemie zwischen Trainer und Mannschaft von Beginn an super war und nach wie vor ist", so Selke.
Stattdessen setzen die Erlanger lieber auf Konstanz auf der Trainerposition - und die Erfahrung von Mayerhoffer, der noch einen Vertrag bis 2026 besitzt. Der Fokus liegt darauf, in welchen Bereichen sich das Team verbessern kann. Daher stärkt Selke dem Coach auch den Rücken. "Wir wollen nicht den Kopf verlieren, sondern konsequent an uns arbeiten", gibt Selke als Marschroute für den restlichen Saisonverlauf aus.
Dabei glaubt er in dieser so verrückten Saison weiterhin an sein Team, denn schließlich ist Wetzlar als Tabellenachter nur vier Punkte entfernt. "Ich sehe uns am Sonntag in Berlin auch nicht chancenlos", meint ein kämpferischer HCE-Geschäftsführer.
Sebastian Mühlenhof