09.03.2025, 13:49
Frühlingsgefühle und Leichtigkeit
Lange Zeit war er verletzt und stand im Schatten von Routinier Domagoj Duvnjak. Nach dessen Verletzung ist Elias Ellefsen a Skipagötu ins Rampenlicht getreten: und so stark wie nie.
Was war es nur für ein Schock, als sich Domagoj Duvnjak bei der Handball-Weltmeisterschaft 2025 verletzte. Der Kieler Rückraumroutinier war beim verletzungsgebeutelten Rekordmeister in der ersten Saisonhälfte zur absoluten Lebensversicherung geworden, durchschnitt die gegnerischen Deckungsreihen und sicherte den Zebras teils im Alleingang wichtige Zähler im Meisterschafts- und Champions League-Kampf.
Duvnjak wurde umso wichtiger, weil Positionskollege Elias Ellefsen a Skipagötu verletzungsbedingt nur sechs Spiele absolvieren konnte, die Spieltage sieben bis zehn, dann wieder 16 und 17. Die Ausbeute: 14 Tore, 15 Fehlwürfe, drei Assists, vier technische Fehler. Der sonst so spielstarke Kreativkopf fand seine Form nicht, wirkte in vielen Aktionen unsicher.
Skipagötu ist ein ganz besonderer Spielertyp. Den Färinger zeichnet seine enorme Dynamik aus, sein großes Flair, seine Unberechenbarkeit. Mit seinen unerwarteten Geniestreichen spielte sich der 22-jährige in die Herzen der Kieler Handballfans, begeisterte auch im Trikot seiner Nationalmannschaft. Aber genau diese Leichtigkeit schien Skipagötu Ende 2024 zu fehlen.
Dementsprechend begann das Fingernägelkauen bei den Kielern im Angesicht der Duvnjak-Verletzung. Aber die aktuelle Form von Skippy, wie der Färinger liebevoll genannt wird, hat alle Sorgen vom Tisch gewischt. Jedes Spiel wird Skipagötu stärker, konsequenter, abgezockter, er wirkt befreit und ist wieder spielstark.
Die Verletzung von Duvnjak und der damit einhergehende Verantwortungsschub bei Skipagötu haben beim 22-jährigen eine Renaissance ausgelöst. Alle Unsicherheiten des Winters scheinen zeitgleich mit dem Frühlingslächeln des Märzbeginns aufgetaut, endlich wirbelt Skipagötu wieder die Deckungsreihen des nationalen und internationalen Handballs durcheinander.
Besonders zeigt sich das in der European League. Gegen die MT Melsungen netzte Skippy aus neun Versuchen neun Mal, in den Duellen mit dem FC Porto sieben aus zwölf und sechs aus neun. In der Bundesliga traf Skipagötu in den fünf Spielen seit Wiederbeginn 23 Mal, die Wurfquote wird Spiel für Spiel besser.
Und nicht nur das. Allen Fehlern zum Trotz, denn bei Skipagötu stehen in der Rückserie bisher 13 technische Fehler zu Buche, beginnt der Färinger wieder damit, seine Mitspieler in Position zu zaubern. Gegen Magdeburg und Bietigheim sammelte er je vier Assists. Dementsprechend klettert auch der Handball Performance Index (HPI) weiter, gegen die SG BBM zuletzt auf starke 79 Punkte.
Bei aller Euphorie muss natürlich angemerkt werden, dass Skipagötu noch keine perfekte Form gefunden hat. Aber er ist auf einem sehr guten Weg, sein enormes Potenzial weiter und weiter auszuschöpfen. Seine Renaissance zeigt auch, wie wichtig Vertrauen und Spielzeit sind.
Mit der Rückkehr von Domagoj Duvnjak, der gegen die MT Melsungen am Dienstag sein Comeback gab, haben die Kieler wieder ihre beiden etatmäßigen Spielgestalter an Bord und sind auch in der Meisterschaftsfrage keinesfalls zu unterschätzen. Und mit Linus Kutz steht ja auch direkt der nächste Youngster formstark bereit.
mao