27.07.2024, 22:32
Stimmen zum Auftaktsieg des DHB-Teams
Andreas Wolff und Co. tanzten zum Karnevals-Klassiker "Kölsche Jung" auf dem Parkett in Paris, ausgelassener hätte die Stimmung bei den deutschen Handballern nach dem furiosen Olympia-Auftakt kaum sein können. Angeführt von dem überragenden Torhüter Wolff siegte die Auswahl von Bundestrainer Alfred Gislason gegen Medaillenkandidat Schweden 30:27 (12:11) und machte einen Riesenschritt in Richtung Viertelfinale
Für das DHB-Team war es der erste Sieg gegen das Drei-Kronen-Team seit den Sommerspielen 2016 in Rio - und zudem eine erfolgreiche Revanche für die Niederlage im Spiel um Bronze bei der Heim-EM im Januar. Vor rund 5.700 Zuschauern in Paris war Rückraumspieler Renars Uscins mit acht Toren bester DHB-Werfer. Es gab allerdings auch Rückschläge: Tim Hornke musste bereits nach gut einer Minute vom Parkett, Spielmacher Juri Knorr sah früh die Rote Karte.
"Es tut gut, dass wir endlich mal einen Großen geschlagen haben. Die Mannschaft hat über 60 Minuten einen fantastischen Job gemacht und sehr konstant gespielt. Wir haben gegen Schweden zum zweiten Mal das Auftaktspiel bei Olympia gehabt und zum zweiten Mal gewonnen. 2016 gab es am Ende Bronze, gegen eine Medaille hätte ich auch dieses Mal nichts einzuwenden", sagte Andreas Wolff nach dem Traumstart an dem er mit zahlreichen Paraden großen Anteil hatte.
Auch Lukas Mertens war begeistert nach all den Widrigkeiten: "Verletzung Tim Hornke, Rote Karte Juri Knorr, wir waren am Ende nur noch elf Spieler auf der Bank. Wenn so etwas passiert, wächst du über dich hinaus. Geil, das haben wir uns echt verdient. Es ist wirklich grandios. Aber wir müssen weitermachen, wir haben hier noch gar nichts gewonnen", sagte der Außen gegenüber der dpa. Beste Werfer waren Renars Uscins mit acht und Johannes Golla mit fünf Toren.
Bereits nach einer Minute gab es dabei einen Rückschlag, Tim Hornke setzte zum Sprint in Richtung Deckung an - und humpelte vom Parkett. "Der Arzt hat gesagt, es scheint ein Sehnenanriss unter der Fußsohle zu sein. Ganz sicher sind wir uns nicht, das wissen wir erst nach einer MRT-Untersuchung", berichtete Bundestrainer Alfred Gislason unterdessen gegenüber der dpa.
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Auch der frühe Ausschluss von Knorr beeindruckte die deutsche Mannschaft nicht. "Natürlich war das ein Verlust, aber wir haben das gut weggesteckt", sagte Andreas Wolff dem SID. Auch der Spielmacher selbst konnte sich nach dem Spiel Gelassenheit erlauben: Seine Rote Karte, sagte Knorr, sei ihm "scheißegal, wir haben gegen einen großen Gegner gewonnen und zum ersten Mal seit langer Zeit bei einem großen Turnier gegen Schweden. Ich könnte nicht glücklicher sein."
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"Das hat geschmerzt, denn es sind zwei wichtige Spieler, aber das hat uns enger zusammengeschweißt und jeder hat für den anderen gekämpft", erklärte Sebastian Heymann gegenüber handball-world. "Jetzt sind wir einfach nur happy, dass wir mit breiter Brust und einem Erfolgserlebnis in das Turnier starten konnten", so der Rückraumspieler, der zudem anfügte: "Es war eine geile Stimmung."
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"Sie haben einen sehr, sehr guten Job gemacht. Andi legt los wie die Feuerwehr, aber wir haben es dann auch kontinuierlich gut durchgezogen", freute sich Reservist Rune Dahmke. "Auch, als wir einen kleinen Hänger hatten, sind wir dran geblieben", bilanzierte er mit Blick auf den ersten Durchgang. "Das war früher teilweise ein bisschen unser Problem, dass wir dann ab und zu ganz eingebrochen sind, aber das war heute überhaupt nicht der Fall und hinten raus haben wir in den wichtigen Situationen gute Entscheidungen getroffen."
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Eine lange Verschnaufpause hat das deutsche Olympia-Aufgebot nicht. Schon am Montagmorgen um 9.00 Uhr geht es weiter gegen Japan. Die Asiaten hatte die DHB-Auswahl im Testspiel vor einer Woche klar besiegt, gegen Kroatien musste sich das Team von Juan Carlos Pastor heute allerdings erst mit dem letzten Wurf geschlagen geben. Weitere Vorrundengegner sind Kroatien, Spanien und Slowenien. Die vier besten Teams jeder Sechsergruppe qualifizieren sich für das Viertelfinale.
"Ich hätte nichts dagegen, wenn das Turnier jetzt ähnlich verläuft", erklärte unterdessen Andreas Wolff mit Blick auf das 32:29 im Olympia-Auftaktspiel gegen Schweden vor acht Jahren - damals folgte unter Dagur Sigurdsson Bronze. Der Ex-Bundestrainer führte unterdessen erst den nächsten Japan und nach seinem Wechsel auch den nächsten Gegner Kroatien nach Paris. Es folgen Duelle gegen Spanien und Slowenien.
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"Wir haben eine junge, hungrige Mannschaft, die riesige Talente hat, aber jetzt schon die Qualität besitzt, um die ganz Großen zu schlagen", hatte Gislason schon vor dem Spiel voller Zuversicht gesagt. Für Deutschland geht es in den nächsten Spielen zunächst um den Einzug in die Hauptrunde, aber auch die Platzierung ist wichtig - in den Überkreuzvergleichen könnten im Viertelfinale Dänemark, Frankreich, Norwegen oder Ägypten warten.
cie, mit Material dpa, sid und red