28.01.2025, 16:39
Mit Knorr "alles in die Waagschale werfen"
Deutschlands Handballern bietet sich bei der WM eine historische Chance: Sie können zum dritten Mal hintereinander bei einem großen Turnier ins Halbfinale einziehen.
Als Portugals Senkrechtstarter in der Hotellobby in Badelatschen locker Shuffleboard spielten, schworen sich Deutschlands Handballer nur wenige Meter entfernt auf das "geile Viertelfinale" bei der WM ein. "Wir sind heiß. Das ist ein Spiel, für das du Handball spielst", sagte Linksaußen Lukas Mertens vor dem mit Spannung erwarteten Duell mit den Iberern am Mittwochabend (29. Januar, 20.30 Uhr/ARD) in Oslo.
Das DHB-Team hat dabei den Halbfinal-Hattrick vor Augen, die Medaillen sind zum Greifen nah: Ein Millionenpublikum wird in der Heimat vor den Fernsehern mitzittern, wenn der genesene Spielmacher Juri Knorr und seine Teamkollegen gegen das Überraschungsteam in der norwegischen Hauptstadt zur Primetime um ihren WM-Traum kämpfen. "Es wird ein sehr schwieriges Spiel", sagte Bundestrainer Alfred Gislason am Dienstag im vornehmen Mannschaftshotel Scandic Fornebu, das auch die noch ungeschlagenen Portugiesen bezogen haben: "Die Chancen stehen 50 zu 50."
Die DHB-Männer um Kapitän Johannes Golla zeigten sich am Dienstag beim Spaziergang am Fjord locker und entspannt, dabei steht viel auf dem Spiel: Gelingt dem DHB-Team gegen Portugal der nächste Coup, nimmt die erste deutsche WM-Medaille seit 18 Jahren Konturen an. Mehr noch: Die junge deutsche Mannschaft kann Geschichte schreiben. Vor allem Rückkehrer Knorr, der zuletzt zwei Spiele aufgrund einer Erkältung verpasst hatte, könnte für das DHB-Team auf der Medaillen-Mission zum X-Faktor werden.
"Juri ist auf jeden Fall einer von denen, der dabei sein wird", sagte Gislason, schränkte aber ein: "Wie fit er ist, muss man sehen." Knorr merke, dass er immer noch nicht "bei 100 Prozent ist. Aber natürlich wird es so sein, dass er phasenweise spielen kann."
Nach dem vierten Platz bei der Heim-EM vor einem Jahr und Olympia-Silber im vergangenen Sommer kann das Team von Gislason zum dritten Mal hintereinander bei einem großen Turnier ins Halbfinale einziehen. Dies ist in der Historie bislang nur der legendären Mannschaft von Alt-Bundestrainer Heiner Brand zwischen 2002 und 2004 gelungen, die sich seinerzeit mit dem EM-Titel krönte.
"Das sind die Spiele, die jeder spielen will", sagte Luca Witzke voller Tatendrang. K.o.-Duelle seien etwas ganz besonders, "da freuen sich alle drauf", versicherte der Rückraumspieler. Auch Golla "merkt das Kribbeln".
Der Respekt vor den Südeuropäern ist im deutschen Lager groß. Die Portugiesen um die starken Costa-Brüder Francisco und Martim - bislang nur eingefleischten Fans ein Begriff - qualifizierten sich erstmals für das WM-Viertelfinale und schicken sich nun an, die Handball-Welt zu erobern. Dass mit dem EM-Dritten Schweden, dem zweimaligen WM-Champion Spanien und Co-Gastgeber Norwegen in der Hauptrunde drei Schwergewichte aus dem Weg geräumt wurden, spricht für sich.
Während das Viertelfinal-Duell in der Heimat zum Straßenfeger werden dürfte, droht in der riesigen Unity Arena eine Geisterkulisse. Weil Gastgeber Norwegen schon raus ist, wurden bislang nur 4.000 von 13.500 Tickets verkauft. "Umso mehr bist du als Mannschaft selbst gefragt, dass du die Spannung hochbekommst. Dass du von den Emotionen her mit Anpfiff der Partie voll da bist", sagte DHB-Rechtsaußen Timo Kastening.
Zwar sei es bei einer vollen und stimmungsgeladenen Halle wie zuletzt teilweise in Herning "immer ein bisschen einfacher, sich da hochzupushen", doch als mögliche Ausrede will das im deutschen Team keiner gelten lassen. "Es ist ein Viertelfinale bei einer Weltmeisterschaft", sagte Kastening: "Wenn du da nicht von Minute eins oder schon die Tage vorher komplett fokussiert bist, dann hast irgendwas falsch gewählt."
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SID, red