29.07.2024, 15:56
Das Alles-oder-Nichts-Spiel
Showdown um das Weiterkommen: Nach zwei Niederlagen brauchen die deutschen Handballerinnen gegen Slowenien (Dienstag, 09:00 Uhr) einen Sieg, um noch auf das Viertelfinale hoffen zu dürfen.
Nach der Niederlage gegen Schweden stand Lisa Antl in der Mixedzone, wo nach den Spielen die Interviews geführt werden, und bemühte sich um Zuversicht. "Man darf nie aufhören zu träumen", erklärte die Kreisläuferin auf die abschließende Frage, wie groß sie die Chancen auf den Viertelfinaleinzug einschätze und verschwand in der Kabine.
Während die Niederlage gegen Schweden zwar nicht einkalkuliert, aber erwartbar gewesen war, warf die überraschende Auftaktpleite gegen Südkorea die Planungen der deutschen Handballerinnen über den Haufen. In einer Gruppe mit dem starken skandinavischen Trio Norwegen, Schweden und Dänemark hätten zwei Siege gegen Südkorea und den kommenden Gegner Slowenien gereicht (Mittwoch, 09:00 Uhr), um das Viertelfinale zu sichern. "Das ist frustrierend", sagte auch Antl. "Das war nicht der Auftakt, den wir uns gewünscht haben."
Nun wird es also eine Zitterpartie im Alles-oder-Nichts-Spiel: Deutschland muss mit mindestens fünf Toren gewinnen, um in einem möglichen Dreiervergleich auf dem 4. Platz vor Slowenien und Südkorea zu landen, der zum Einzug für das Viertelfinale berechtigt. Einen Dreiervergleich gibt es, wenn keins der drei Teams gegen eins der skandinavischen Teams punktet. "Wir sind uns einig, dass wir kämpfen müssen", gab Antl die Marschroute vor und betonte: "Wir brauchen genauso eine Kämpferleistung wie gegen Schweden."
Im Vergleich zum Auftaktspiel gegen Südkorea war der Auftritt gegen Schweden in der Tat eine Leistungssteigerung. "Wir haben ein anderes Gesicht gezeigt und haben gezeigt, dass wir durchaus verdient hier sind", betonte auch Antl. "Wir haben gezeigt, dass wir kämpfen können und dass wir als Mannschaft zusammenstehen."
Die Chance ist da, in der Olympia-Qualifikation gewann die deutsche Auswahl mit 31:25 (17:14) gegen Slowenien. "Wir kennen sie", unterstrich auch Antl. Kapitänin Emily Bölk pflichtete ihrer Mannschaftskollegin bei: "Am liebsten würde ich einfach die Performance von der Olympia-Qualifikation wiederholen, da hatten wir super taktische Lösungen."
Darauf hofft auch Bundestrainer Markus Gaugisch. "Vor drei Monaten haben wir sehr, sehr gut gespielt gegen Slowenien, hatten Spielfreude und eine gute und harte Verteidigungsform sowie ein gutes Torhüterspiel - ich hoffe, wir können da angreifen", teilte er mit. "Ein Schlüssel wird sicherlich sein, wie wir Ana Gros in den Griff bekommen - sie ist Sloweniens wichtigste Spielerin."
Ebenso wie Deutschland will jedoch auch Slowenien ins Viertelfinale - und weiß sehr genau, dass sie mit einem Punktgewinn gegen Deutschland die Tür weit aufstoßen würden. Denn während das deutsche Team gegen Slowenien stolperte, feierte Slowenien einen sicheren Erfolg. "Ich bin so stolz", freute sich Torhüterin Maja Vojnovic, die starke Paraden zeigte, über den ersten Sieg bei den Olympischen Spielen.
Die Spielerinnen um Topstar Groß und Torhüterin Vojnovic schrieben mit dem Erfolg Geschichte, denn es ist die erste Teilnahme einer slowenischen Frauen-Handballmannschaft an Olympischen Spielen. Sie habe "keine Worte", jubelte Kreisläuferin Natasa Ljepoja. "Wir standen kompakt und sie hatten keine Lösungen gegen uns. Wir sind das erste Mal hier und es ist direkt der erste Sieg."
Gegen Deutschland setzt Slowenien auf eine Mannschaftsleistung. "Wir haben natürlich Ana, aber alleine kann sie kein Spiel gewinnen. Es ist unsere Stärke, dass wir ein Team sind“, betonte Vojnovic und ergänzte: "Wir wissen, dass wir gewinnen müssen. Dafür ist es wichtig, dass wir einen klaren Kopf haben und keine dummen Fehler machen. Wir müssen clever sein."
Ihre Mannschaftskollegen Ljepoja erwartet "ein hartes Spiel". Sie verspricht: "Wir werden uns bestmöglich vorbereiten und sehen, was auf den Spielfeld passiert." Der Traum vom Viertelfinale, das stellt sie kla, lebt aber bei Slowenien. "Wir wollen Schritt für Schritt gehen und der nächste Schritt ist das Spiel gegen Deutschland", sagte sie und ergänzte mit einem Grinsen: "Wir werden sehen, wie viele dann noch folgen."
Auch Deutschland will den Schritt ins Viertelfinale machen, wie Antl ja eingangs festhielt. Gaugisch will jedoch vor allem endlich ein Erfolgserlebnis. "Wir schauen auf uns und wollen das Spiel gewinnen, im Optimalfall natürlich so, dass wir einen direkten Vergleich oder einen Dreiervergleich für uns entscheiden könnten. Aber zunächst geht es darum, endlich mal ein Spiel zu gewinnen und dafür vor allem endlich mal gut und konstant zu spielen."
jun