20.01.2024, 11:37
Blick in die Fußball-Historie
Bevor am heutigen Abend Deutschland und Österreich in der Hauptrunde der Handball-EM aufeinandertreffen, gibt es zahlreiche Verweise auf frühere Duelle im Fußball: Doch, was war in Cordona, was in Gijon? Wir haben ins kicker Archiv geschaut.
"Siebenmeter-Killer", "Torwart-Titan", "Lebensversicherung": Von allen Seiten prasselten die Lobeshymnen auf Andreas Wolff ein. Doch Deutschlands alles überragende Handball-"Krake" schob die Huldigungen nach dem Zittersieg gegen Island ganz schnell beiseite. Wolff richtete seine volle Aufmerksamkeit bei der Heim-EM direkt dem kniffligen "Bruderduell" gegen Österreich. "Bloß kein kölsches Cordoba - so lautet die Devise im DHB-Team", so der SID.
In der Kölner Arena vor knapp 20.000 Fans gegen Deutschland anzutreten, bezeichnete Mykola Bilyk als "Privileg". Zudem wollen die Österreicher unbedingt Revanche nehmen für die EM-Niederlagen zuletzt. Vor eigenem Publikum hatte es in der Wiener Stadthalle am Samstag auf den Tag genau vor vier Jahren eine 22:34-Klatsche gegen die DHB-Auswahl gegeben, 2022 eine Vorrunden-Niederlage in Bratislava.
Über Legenden wie die viel zitierte "Schmach von Cordoba", als Deutschlands Fußballer als Weltmeister 1978 gegen den kleinen Rivalen sensationell in der Zwischenrunde ausschieden, kann Gislason schmunzeln. "Es macht mir keine Sorgen, dass Deutschland und Österreich sportlich irgendwie Probleme miteinander haben. Das geht mich gar nichts an", so der Isländer.
Linksaußen Lukas Mertens sieht im Handball-Duell Deutschland gegen Österreich dagegen bereits "einen schönen Klassiker", fast wie im Fußball: "Die sind im Flow, die sind on fire." Und Österreichs Handballer wollen es den Fußballern nun gleichtun, die Deutschland nicht bloß in Cordoba, sondern auch zuletzt im November in einem denkwürdigen Spiel mit 2:0 besiegten. Doch, was war eigentlich in Cordoba? Und was war das in Gijon? Und, wer wurde eigentlich narrisch?
Im Fußball hat Österreich Deutschland selten die Stirn bieten können, einmal aber richtig in die Suppe gespuckt und einmal wurde das Fair Play mit Füßen getreten. Der kicker mit einer kompakten Übersicht über die Highlights einer Nachbarschaftsrivalität im Fußball.
Deutschlands erste WM-Teilnahme endete 1934 mit einem beachtlichen dritten Platz, der im "kleinen Finale" gegen das favorisierte Österreich errungen wurde. Diesem war mit seinem "Wunderteam" der Jahre 1931 bis 1933 sogar der Titel zugetraut worden.
Doch erst löste es sich durch Spielerwechsel ins Ausland und Nicht-Freigaben der Vereine quasi auf, dann hatten die Österreicher im Halbfinale gegen Gastgeber Italien auch noch Pech mit dem schwedischen Schiedsrichter Ivan Eklind. Ihre Motivation im Spiel um Platz 3 war daraufhin ohne den gegen Italien verletzten Anführer Matthias Sindelar überschaubar, die Reste des Wunderteams unterlagen Deutschland mit 2:3.
20 Jahre später hatte Österreich eine ähnlich starke Mannschaft beisammen, als es im Halbfinale der WM 1954 erneut auf Deutschland traf. Doch im Viertelfinale gegen die Schweiz (7:5), bei der "Hitzeschlacht von Lausanne", die bis heute das torreichste Spiel der WM-Geschichte darstellt, ließen die Österreicher zu viele Körner.
Deutschland um Fritz Walter überragte, dominierte, siegte mit 6:1 - der höchste deutsche Halbfinal-Sieg bis zum 7:1 gegen Brasilien 2014 - und bewies, dass das überraschend gewonnene Endspiel gegen Übermacht Ungarn zumindest kein Zufall war.
Des einen Freud ist des anderen Leid: Als das Aus von Titelverteidiger BRD im letzten Zwischenrundenspiel der WM 1978 gegen Österreich besiegelt war, ging das 2:3 auf der einen Seite der Grenze als "Schmach von Cordoba" in die Geschichte ein.
Auf der anderen Seite gilt der unerwartete Coup als "Wunder von Cordoba" und der Rundfunk-Kommentar von Edi Finger ("I wer' narrisch") während des Siegtreffers von Doppeltorschütze Hans Krankl als ähnlich legendär wie Herbert Zimmermanns Darbietung 1954 in Bern.
WM-Spiele zwischen Deutschland und Österreich standen lange Zeit für viele Tore, 1982 dann nicht mehr. Weil beim Turnier in Spanien die jeweils letzten Gruppenspiele noch zeitversetzt ausgetragen wurden, wussten Deutsche und Österreicher nach dem frühen 1:0 durch Horst Hrubesch, dass bei diesem Spielstand beide eine Runde weiterkämen.
Eine Absprache gab es zwar nicht, es sah aber so aus. Die "Schande von Gijon", ein furchtbares Ballgeschiebe, warf ohnmächtig zuschauende Algerier aus dem Turnier - wie ihre empörten Anhänger auf der Tribüne mit Geldscheinen wedelten, zählt zu den denkwürdigsten Bildern der WM-Geschichte.
Bei der Heim-EM 2008 wollte Österreich ein "zweites Cordoba" beschwören, als vor dem letzten Gruppen-Spieltag noch die Möglichkeit bestand, Deutschland auszuschalten und das Viertelfinale zu erreichen.
Bei seinem letzten Turnier machte Michael Ballack den Österreichern jedoch mit einem fulminanten Freistoßtreffer einen Strich durch die Rechnung. Der Co-Gastgeber (das Turnier fand auch in der Schweiz statt) war raus, Deutschland erreichte zumindest das Finale - unterlag dort 0:1 gegen Spanien.
cie mit Material SID und kicker