08.08.2024, 20:02
Kapitänin Emily Bölk blickt nach Aus im Olympia-Viertelfinale bereits nach vorne
Deutschlands Handballerinnen scheiterten im Olympia-Viertelfinale an Frankreich. Kapitänin Emily Bölk blickte bereits kurz nach dem Abpfiff nach vorne - und hofft auf Los Angeles 2028.
Nach dem Ausscheiden versammelte Emily Bölk das deutsche Team in einem Kreis und sprach noch auf dem Spielfeld energisch auf ihre Mitspielerinnen ein. "Ich habe ihnen gesagt, dass es natürlich weh tut, dass wir raus sind, aber dass ich bombenstolz bin, dass wir so eine lange Reise so geil abschließen konnten", verriet die Kapitänin anschließend.
Das 23:26 (10:13) im Viertelfinale gegen Gastgeber Frankreich war für die deutschen Handballerinnen ein würdiger Abschluss für das schwierige Olympia-Turnier. Die Mannschaft von Bundestrainer Markus Gaugisch verpatzte den Auftakt gegen Südkorea, zog mit nur einem Sieg aus fünf Gruppenspielen ins Viertelfinale ein und brachte dort den Titelverteidiger überraschend in Bedrängnis.
"Wir haben es Frankreich richtig schwer gemacht und den 26.000 Menschen ein geiles Spiel geliefert", freute sich die 26 Jahre alt Bölk anschließend. Die Kapitänin schwärmte von der Kulisse im Stade Pierre Mauroy in Lille, einem für die Olympischen Spiele umgebauten Fußballstadion.„Es macht einfach Bock, vor so vielen Leuten zu spielen.“ Mit 26.548 Zuschauern wurde der bisherige Weltrekord (20.022) für ein Frauenhandball-Spiel gebrochen.
Dass es am Ende nicht für den nächsten Schritt reichte, lag vor allem an der mangelnden Konstanz. Im Vergleich zu den Topnationen fehlt zudem die Erfahrung auf internationalem Parkett. "Da siehst du den Unterschied zwischen 45 und 200 Länderspielen", konstatierte auch Bundestrainer Markus Gaugisch mit Blick auf die Niederlagen gegen die Topnationen wie Frankreich oder auch die Halbfinalisten Dänemark und Schweden.
Während Deutschland mit Xenia Smits (126), Emily Bölk (121), Meike Schmelzer (117) und Julia Behnke (114) auf vier Spielerinnen kommt, die eine knapp dreistellige Länderspielanzahl haben, bringen andere Teams mehr Erfahrung mit. Bei Frankreich sammelte Estelle Nze Minko bereits 193 Einsätze, Schwedens Kapitänin Jamina Roberts kommt auf 239 - und die Norwegerin Camilla Herrem gar auf 312 Spiele.
"An Nationen wie Brasilien und Slowenien sind wir vorbeigezogen, da sind wir weiter", führte Gaugisch aus. "Gegen die Top-Nationen müssen wir an den Basics arbeiten; da geht es darum, dass du wenig hergibst. Der letzte Kick fehlt. Es sind Kleinigkeiten, das ist ein Entwicklungsprozess." So sei ein Ziel trotz des Viertelfinaleinzugs verfehlt worden: "Wir wollten einen 'Großen' schlagen, das haben wir nicht geschafft."
"Bei Olympia sind nur die Besten der Besten dabei. Dass wir das erste Mal seit 16 Jahren dabei waren, spricht für unsere Entwicklung", hob Bölk trotz fünf Niederlagen aus sechs Spielen dennoch den Schritt nach vorne hervor. "Wir sind an guten Tagen schon dran und werden weiter arbeiten. Ich bin überzeugt, dass wir dann irgendwann den Tag erwischen, an dem wir Sieger bei so einem geilen Match vom Platz gehen."
Sie lobte die Ansätze, die gegen Frankreich zu sehen waren. "Wir haben den Plan in der Abwehr durchgezogen und im Angriff so frei aufgespielt wie noch nicht vorher", sagte sie. "Da machen wir weiter und in vier Jahren wollen wir in L.A. wieder dabei sein und es noch besser machen." Wenn es darum gehe, "den Fight anzunehmen, sich mit den Stärksten der Welt zu messen, werden wir immer cooler."
Für den gesamten deutschen Kader waren es in Paris die ersten Olympischen Spiele, was zusätzlich zu dem sportlichen Niveau viele neue Eindrücke mit sich brachte. "Die Wochen sind so vergangen, das ist krass", sagte Bölk und schnipste mit den Fingern. "Meine Mama hat wahrscheinlich so wenig von mir gehört wie noch nie zuvor." Dennoch genoss sie das Erlebnis: "Man hat kaum Zeit, aber es ist richtig geil und macht Bock. Ich hoffe, es sind nicht meine letzten Olympischen Spiele gewesen."
In vier Jahren findet die nächste Auflage in Los Angeles (USA) statt. Bölk wäre mit 30 Jahren im besten Alter und könnte eine junge, deutsche Mannschaft anführen. Bereits auf dem Spielfeld nach dem Viertelfinal-Aus setzte sie am Ende ihrer Ansprache dieses Ziel: "Ich habe mich jeder Spielerin für dieses Abenteuer bedankt - und ihnen gesagt, dass wir in L.A. wieder angreifen."
jun