09.03.2024, 15:37
Mit 22 das erste Mal 2. Liga
In den letzten Spielen fiel Domenico Ebner immer wieder mit herausragenden Leistungen im Tor der Leipziger auf: 41,9% beim Auswärtssieg in Stuttgart, 35% beim 32:27 gegen die MT Melsungen, 42,9% beim deutlichen Sieg gegen den Bergischen HC. Im Podcast "Körperkulturfunk" des SC DHfK Leipzig schilderte er seinen eher ungewöhnlichen Weg zum Profihandballer.
"Ich bin mit 22 Jahren erst als Spätstarter in die 2. Liga gekommen. Ich war vorher nur in der dritten Liga aktiv, habe meine Ausbildung als Fachinformatiker gemacht und habe dann ein Pilotenprojekt beim Landratsamt in der IT gehabt. Dann kam ein Anruf aus Bietigheim, damals 2. Liga. Sie wollten einen Torhüter, der super wenig Geld verdient, weil sie eine klare Nummer eins haben. Damals war die Frage, ob ich das mache", schildert Domenico Ebner seinen Weg Richtung Profihandball.
Obwohl sein Vater ihm vehement davon abriet, den Schritt nach Bietigheim zu gehen und seinen unkündbaren Job beim Landratsamt zu beenden, wollte Ebner es probieren. "Ich kann mein Leben lang noch arbeiten", schilderte er seine Entscheidung - und es scheint die richtige gewesen zu sein.
"Nach dem ersten Jahr war ich die Nummer eins. Nach dem zweiten Jahr bin ich mit Bietigheim aufgestiegen. Im dritten Jahr habe ich vom Handball leben können, weil ich vorher noch zu 50% nebenbei gearbeitet habe", erläutert Ebner seinen schnellen Aufstieg. 2019 folgt dann der Wechsel zur TSV Hannover-Burgdorf, wo er vier Jahre spielte bevor er zu dieser Saison nach Leipzig wechselte.
"Viele Leute verstehen das vielleicht nicht, warum ich jeden Tag mit einem Lächeln ins Training gehe, aber ich sehe das einfach als riesiges Privileg, mein Geld mit dem Handball zu verdienen, jeden Tag den Traum eines jeden jungen Handballers zu leben", erklärt der Strahlemann im Podcast des SC DHfK.
Er fährt fort: "Eigentlich möchte ich noch zehn Jahre Handball spielen auf dem Profi-Niveau, weil es mir so viel Spaß macht. Ich genieße das einfach gerade wieder."
Als Sohn eines deutschen Vaters und einer italienischen Mutter hatte Ebner die Wahl, welcher Nationalmannschaft er sich anschließen würde. Beim italienischen Verband suchte man 2016 händeringend nach guten Handballern, da die Nationalmannschaft am Boden lag. Wegen seines Vornamens wurde man auf Domenico Ebner aufmerksam. 2017 bekam der damals 23-Jährige die Anfrage, ob er für Italien spielen will.
"Italien ist so ein schönes Land, auch von den Menschen her, vom Essen her, von allem. Ich liebe dieses Land. Das ist etwas, das einfach auf der Handball-Landkarte fehlt. Wenn ich zur Nationalmannschaft nach Italien fahre, ist es wie Urlaub für mich. Mein Herz geht da auf", schwärmt der 29-Jährige.
Nun ist Ebners großer Wunsch, einmal ein Großturnier mit den Italienern zu bestreiten. "Es ist so schade, weil die Heim-EM für mich in Deutschland mit den Italienern ein absoluter Traum gewesen wäre. Es kam jetzt leider doch vielleicht zwei bis vier Jahre zu früh", so der Torhüter.
"Nichtsdestotrotz haben wir gegen große Nationen tolle Spiele geleistet. Wir sind auf einem richtig guten Weg. Wir haben da wirklich gute junge Jungs, die riesiges Potential haben. Ich hoffe einfach, dass wir da in den nächsten Jahren etwas schaffen, das im italienischen Handball noch niemand geschafft hat", hat Ebner große Pläne.
Merle Klingenberg