06.02.2024, 12:00
Zweite Welle - Deine Handball-Kolumne
… alles nach Plan läuft. Aber wer weiß das schon? Fest steht: Die Fans dürfen sich mit dem Restart der Liga auf einen packenden Dreikampf zwischen Tabellenführer Magdeburg, Verfolger Füchse und Verfolger-Verfolger Flensburg freuen. Und auf 8.820 Minuten Handball aus der stärksten Liga der Welt, meint Handball-Autor Daniel Duhr in seiner Kolumne.
Fünf quälend lange Tage ohne Handball liegen hinter uns. 144 Stunden kalter Handball-Entzug, begonnen mit dem Abpfiff des EM-Finals zwischen Frankreich und Dänemark und beendet mit dem Anpfiff des Pokalspiels zwischen Lübbecke und Melsungen. Und drei Pokalkracher und nochmal zwei Tage ohne Handball weiter, startet endlich die Handball-Bundesliga wieder durch.
Und wie: Gleich zum Auftakt muss der Champions-League-Sieger zum Deutschen Rekordmeister - der THW Kiel empfängt den SC Magdeburg. Und anders als in den Vorjahren sind die Zebras diesmal nicht der Favorit. Allerdings würden Trainer Filip Jicha und seine Männer liebend gern mit einem Ausrufezeichen in den Dreikampf um die Meisterschaft eingreifen. Ein Dreikampf, wie er interessanter kaum sein könnte.
Die SG Flensburg-Handewitt hat in der Verfolgerrolle Platz genommen. Zwar gewann die Mannschaft von Trainer Nicolej Krickau alle zehn Heimspiele, leistete sich aber neben der erwartbaren Niederlage in Magdeburg auch noch zwei Pleiten in Stuttgart und Göppingen sowie zwei Unentschieden in Lemgo und in Hannover. Trotzdem sollte man die Norddeutschen noch nicht abschreiben.
Gleich zu Beginn gastiert die SG bei den Füchsen Berlin - bei einem Sieg säße Flensburg den Füchsen schon wieder auf zwei Punkte im Nacken. Neben der Kaderbreite - auch dank der hochkarätigen Sommerzugänge von Simon Pytlick und Kay Smits, um nur zwei zu nennen - sind auch die Erfahrung aus drei gewonnenen Meisterschaften und die angesprochene Heimstärke ein Plus. Schließlich muss sich Magdeburg auch noch in der Campushalle vorstellen.
Und Trainer Krickau? Der hatte schon im Dezember angekündigt, sein erstes Halbjahr in der Bundesliga in der Winterpause akribisch analysieren zu wollen, um noch stärker in die restlichen Bundesligapartien zu starten. So hat der Verfolger Nummer zwei mindestens das Zeug zum Verfolger Nummer eins - vielleicht auch zu mehr.
Die Füchse Berlin sind das aktuell auswärtsstärkste Team der Liga. Und weil sie zuhause auch erst ein Unentschieden gegen Göppingen zugelassen haben und eine bärenstarke Hinrunde hingelegt haben, stehen sie völlig zurecht punktgleich mit Magdeburg auf Platz zwei. Jaron Siewert zeigt eindrucksvoll, dass er bereit ist für seinen ersten Meistertitel als Trainer.
Teamgeist, Zusammenhalt und Siegeswillen der Füchse sprechen für sich. Die Füchse haben drei ihrer 15 Siege hauchdünn mit einem Tor Vorsprung eingefahren. Auch das ein Zeugnis der Mentalmonster aus der Hauptstadt.
Weiteres Plus im Titelrennen: Die Füchse verfügen über ein schier unerschöpfliches Reservoir an Top-Talenten, die selbst schwerwiegende Ausfälle wie den von Paul Drux - der übrigens auch wieder mit am Start ist - bislang mühelos auffangen. Und sie haben Dejan Milosavljev im Tor, den vielleicht aktuell größten Spielverderber für jeden HBL-Werfer. Aber Achtung - siehe oben - gleich zu Beginn kommt Flensburg zu Besuch. Und die haben in aller Regel keine Geschenke im Gepäck.
Und der SC Magdeburg? Grüßt bislang von der Tabellenspitze. Direkt am zweiten Spieltag verloren die Magdeburger bei den Füchsen, dazu kamen zwei Unentschieden in Leipzig und in Melsungen. Ansonsten: Meist klare, teils sehr klare Siege. Und ein sehr überzeugender Handball mit der Handschrift von Trainer Bennet Wiegert, dem amtierenden Champions-League-Sieger und Meister von 2022.Mannschaft und Trainer wissen, wie es geht. Der Kader: exzellent, auch in der Breite.
Dazu kommen zwei weitere Faktoren, die positiv auf den Erfolg des SCM einzahlen dürften. Den ersten erzählt Wiegert selbst: "Wir tanzen noch auf allen Hochzeiten. Weiter um alles spielen zu dürfen, pusht uns entsprechend zusätzlich." Und der zweite Faktor ist der Trainer selbst. Benno Wiegert, gleichermaßen ehrgeizig wie akribisch-fleißig, investiert wahnsinnig viel in den Erfolg, arbeitet selbst oft maximal am Limit - und wird dafür zum Saisonende vermutlich auch mit maximalem Erfolg belohnt.
In Zweite Welle schreibt Bestseller-Autor Daniel Duhr regelmäßig über aktuelle Handballthemen auf und neben der Platte. Und lädt Euch damit zur Diskussion ein. Welchen Standpunkt vertretet Ihr? Wir freuen uns auf Eure Meinungen.
Daniel Duhr