22.01.2025, 11:29
Füchse-Manager mahnt vor "Handball-Monokultur"
"Demo-Spiele vor der NBA", "Solidarfonds", "WM in der Diaspora": Top-Funktionär Bob Hanning sieht den Handball in seiner "olympischen Existenz" bedroht und fordert mehr Investitionen in nicht-europäische Märkte. "Der Handball muss schleunigst raus aus der Komfortzone", schrieb der Geschäftsführer der Füchse Berlin in der Sport Bild (Mittwochsausgabe).
Konkret schwebt Hanning vor, "dass wir jede zweite Weltmeisterschaft als Entwicklungshilfe ansehen. Alle vier Jahre richten wir die Turniere weiterhin in traditionellen Handballnationen aus und nutzen sie zum Geld verdienen. In den Sandwichjahren gehen wir in die Diaspora und finanzieren es aus der eigenen Tasche." Ähnlich hatte sich auch schon Berlins Sportvorstand Stefan Kretzschmar schon letzte Saison geäußert.
Seit der Jahrtausendwende fanden mit Ausnahme der Turniere in Tunesien (2005), Katar (2015) und Ägypten (2021) alle Weltmeisterschaften in Europa statt. "Lasst uns mal richtig mutig sein und ganz neue Wege gehen. Wie wäre es mal mit einer Endrunde in Kuwait, auf den Kapverdischen Inseln oder den USA?", schrieb Hanning.
Er sieht den Weltverband IHF in der Pflicht, Geld in andere Märkte, vor allem fernab des Atlantiks, zu investieren. "Rücklagen dafür sind da. Zumal es ein Investment wäre, das aus meiner Sicht absolut Sinn macht."
"Von den Teams außerhalb Europas, hat nur Ägypten eine realistische Chance auf das Erreichen des Halbfinals und somit auf den Kampf um die Medaillen", schrieb die IHF schon vor der WM im Tech-Magazin.
Dass der Handball ein europäisch dominierter Sport ist, zeigt sich also auch bei dieser Weltmeisterschaft erneut. Doch könnte das zur Gefahr werden. Schon mehrfach wurde die Frage gestellt: Droht dem Hallen-Handball das Olympia-Aus?
Hannings Vorschlag: "Lasst uns weniger Geld an Spieler und Verbände zahlen und die stetig wachsenden Gelder in unserem Sport stattdessen in die Breite investieren." Eine "Art Solidarfonds" sei denkbar.
In diesen sollen "europäische Verbände und gern auch Top-Klubs einzahlen, um Maßnahmen zu finanzieren, die den Handball nachhaltig voranbringen", schrieb der ehemalige DHB-Vizepräsident, der sich auch vorstellen kann, in den US-Colleges Nachwuchs zu werben: "Ziel muss es sein, den jungen Menschen Alternativen zum Basketball, zum Football oder zum Baseball aufzuzeigen. Vielleicht gibt es sogar die Möglichkeit, Demo-Spiele direkt vor NFL- oder NBA-Partien auszutragen."
Derzeit wird die WM in Norwegen, Kroatien und Dänemark ausgetragen. Und in den kommenden Jahren ist keine Abwechslung in Sicht: 2027 wird der Weltmeister in Deutschland gekrönt, 2029 steigt das WM-Turnier erneut in Deutschland sowie Frankreich, 2031 in Island, Dänemark und Norwegen.
Auch in Europa werden die Ausrichterländer rar - 2026 werden Dänemark und Norwegen gemeinsam mit Schweden das Turnier ausrichten, zwei Jahre später dann Spanien, Portugal und die Schweiz. 2030 sind dann die drei deutschen Nachbarländer Tschechien, Polen und Dänemark am Zug, ehe 2032 Deutschland und Frankreich gemeinsame Sache machen.
Die Austragung der großen Turniere in den immer selben Ländern berge "die Gefahr einer handballerischen Monokultur", so Hanning. Die Sportart spiele auf dem globalen Sportmarkt "keine Rolle - und erst recht nicht in Nordamerika, dem Kontinent der milliardenschweren Profiligen NBA, NHL und NFL."
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chs, SID