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"Das finde ich gefährlich"
Der Appell von Timo Kastening war ein Aufregerthema in der vergangenen Woche. Nach Bundestrainer Alfred Gislason erhält der Nationalspieler auch Unterstützung von Stefan Kretzschmar. "Ich finde die Aussage mega, echt geil, denn wir müssen da in vielen Bereichen unseres Spiels aufpassen", so Berlins Sportvorstand.
"Der Handballsport kann momentan ein bisschen glücklich sein, dass im Fußball noch mehr geschauspielert wird. Ich nehme jeden Spieler der MT Melsungen und von allen 17 Vereinen in der Bundesliga in die Pflicht", sagte Kastening nach der Partie seiner MT Melsungen gegen den SC DHfK Leipzig. "Am Ende sind die Schiedsrichter immer die Gearschten - egal, ob es bei uns oder beim Gegner ist. Wenn der Schlag irgendwie auf die Brust geht, wird der Kopf nach hinten genommen, und da versucht jeder Spieler zu schauspielern."
"Ich hatte das Gefühl, das muss ihm schon länger auf der Seele gebrannt haben", ordnet Host Florian Schmidt-Sommerfeld den Appell von Timo Kastening im Dyn-Vodcast Kretzsche & Schmiso ein. "Für mich gab es jetzt nicht DEN Auslöser in letzter Zeit." Aber Vodcast-Partner und Dyn-Experte Stefan Kretzschmar hat gleich mehrere Beispiele parat, die die Aussagen von Kastening stützten.
"Ich habe ja Eisenach gegen Göppingen gemacht, als Tibor Ivanisevic einen Kopftreffer bekommt. Genau genommen wird ein Leger vom Kreis probiert und der streift ihn so leicht am Kopf. Der Ball berührt den Kopf und er fordert dann sogar den Videobeweis, was ja per se schon verboten ist", so Kretzschmar.
"Das finde ich echt übertrieben. Auf Torhüterseite bei einem Leger einen Kopftreffer zu reklamieren und zu sagen, er hat mich leicht gestriffen. Das wäre unter meiner Ehre als Torwart da reklamieren zu wollen", führt Kretzschmar weiter aus und betont in Richtung des Serben: "Freu dich doch, dass du den Ball gehalten hast."
"Es gibt auch die Königsdisziplin, das ist mir bei einem Spiel von Hannover aufgefallen. Da wird ein Eins-gegen-Eins gesetzt und der aktive Arm, nicht der Wurfhandarm, der linke Arm geht unter den Arm des Abwehrspielers und zieht den dann nach oben im Eins-gegen-Eins zur Hand, so dass der Arm des Abwehrspielers im Gesicht des Spielers landet", so Kretzschmar.
Der 218-malige Nationalspieler führt aus: "In der Intention ist er auf Brusthöhe und durch die Aktion des Angriffsspielers wird der Arm nach oben gerissen und auf einmal landet der Arm im Gesicht - das hat der Angriffsspieler selbst verursacht. Zack, Zwei Minuten wird angezeigt", so Kretzschmar und regt sich auf, dass "der Kopf gerne mal nach hinten gerissen wird von einigen Spielern, bei der kleinsten Berührung im Gesicht".
"Ich finde den Videobeweis wirklich gut, aber wenn ich ihn mir manchmal anschaue und dann gucken sie sich drei Wiederholungen aus drei unterschiedlichen Winkeln an und entscheiden dann, da war die Hand im Gesicht, dann haben sie keine andere Wahl als zwei Minuten zu zeigen, aber ich finde es manchmal echt übertrieben, denn es sind Bewegungen, die keine Verletzungen nach sich ziehen", so der 51-Jährige.
Der ehemalige Weltklasse-Linksaußen nimmt auch die Nachfolger auf seiner Position ins Visier. "Wenn ich unsicher bin als Außen und den ersten (Wurf) verworfen habe, dann kann ich doch hingucken und im zweiten oder dritten Versuch guckt der Außen, wo ist denn der Fuß vom Abwehrspieler, um da vielleicht draufzutreten oder mit dem Knöchel vom Nichtsprungbein Kontakt zu suchen zum Abwehrspieler. Das hat ja mittlerweile schon Methode. Das finde ich gefährlich."
Für Kretzschmar steht fest: "Das machen Kreisläufer bei jeder Bewegung und das machen Außen mittlerweile auch. Da müssen wir aufpassen, dass diese Regel, die den Außen schützen soll, nicht negativ vom Außen ausgenutzt wird, um jedes Mal Siebenmeter oder Zwei Minuten zu ziehen."
chs