vor 1 Tag
Und was er der Konkurrenz voraus hat
Tim Freihöfer hat kurz vor der Winterpause den höchsten HPI aller Linksaußen in der Bundesliga - und fährt dennoch nicht mit zur WM. Nun hat sich der 22-jährige selbst zu Wort gemeldet.
Tim Freihöfer wirbelt aktuell durch die Handball Bundesliga. Der 22-jährige Linksaußen ist zum Senkrechtstarter der laufenden Saison avanciert und überflügelt seine Konkurrenz auf seiner Position mit zahlreichen Gegenstößen, sicheren Siebenmetern und einem breiten Wurfrepertoire.
Wenig überraschend also, dass Alfred Gislason den Rechtshänder in sein vorläufiges WM-Aufgebot berief. Und das obwohl der U21-Weltmeister noch kein Länderspiel bestritten hat. In den 19er-Kader, aus denen 18 Spieler mit zur Weltmeisterschaft fahren sollen, schaffte es Freihöfer allerdings nicht. Gislason wird aus seinem Aufgebot aller Wahrscheinlichkeit nach einen Torhüter streichen.
» Zum Artikel: Diese 19 Spieler nominiert Gislason für die WM-Vorbereitung
Bei den aktuellen Zahlen und Statistiken ist es kein Wunder, dass es durchaus Verwunderung darüber gab, Freihöfer nicht zu berücksichtigen. Schließlich liegt der 22-jährige im Handball Performance Index (HPI) auf Platz eins aller Linksaußen in der Liga, teilweise ist er seiner Konkurrenz weit enteilt.
# | Name | Verein | Nation | Einsätze | HPI | Fährt mit zur WM |
---|---|---|---|---|---|---|
1 | Tim Freihöfer | Füchse Berlin | GER | 16 | 79 | Nein (erweiterter Kader) |
2 | Emil Jakobsen | SG Flensburg-Handewitt | DEN | 16 | 78 | Ja |
3 | Milos Vujovic | VfL Gummersbach | MNE | 15 | 75 | Nein (nicht qualifiziert) |
4 | Samuel Zehnder | TBV Lemgo Lippe | SWI | 15 | 73 | Ja |
5 | Daniel Fernandez | TBV Stuttgart | ESP | 15 | 73 | Ja |
6 | Lukas Binder | SC DHfK Leipzig | GER | 16 | 73 | Nein |
7 | Matthias Musche | SC Magdeburg | GER | 8 | 72 | Nein |
8 | LUKAS MERTENS | SC MAGDEBURG | GER | 11 | 72 | JA |
9 | Christopher Bissel | HC Erlangen | GER | 16 | 72 | Nein |
10 | David Mandic | MT Melsungen | CRO | 16 | 72 | Ja |
... | ||||||
17 | RUNE DAHMKE | THW KIEL | GER | 16 | 68 | JA |
... | ||||||
38 | Tim Nothdurft | Rhein-Neckar Löwen | GER | 14 | 66 | Nein (erweiterter Kader) |
Allerdings muss auch berücksichtigt werden, wie sich dieser Wert zusammensetzt. Er konzentriert sich besonders auf offensive Leistungen und lässt defensive Errungenschaft weitestgehend außer Acht - Zeitstrafen ziehen hingegen Punkte ab. Und Spieler, die wie Rune Dahmke oder Tim Nothdurft auch auf Halb verteidigen können, bekommen diese einfach öfter als reine Außenspieler. Zudem starten Halbverteidiger seltener zum Gegenstoß.
Und Nothdurft ist auch einer der Akteure, der durch die Personalprobleme der Löwen auch mal Minuten auf Rechtsaußen sammeln musste. Auch da dürfte der Rechtshänder seinen HPI nicht gerade aufgebessert haben. Generell ist die defensive Flexibilität bei Dahmke und Nothdurft der größte Vorteil: sie erlauben es Gislason, etwa Juri Knorr in der Deckung auch mal auf Außen zu parken. Das bietet sich gerade an, wenn der Kreativspieler wie zuletzt bei Olympia immer öfter über die Halbseite kommt.
So hat Gislason bei der nahenden Weltmeisterschaft ein Duo aus dem pfeilschnellen und abschlussstarken Lukas Mertens, der eher Freihöfers Spielstil entspricht, und der sicheren Bank Rune Dahmke, der für Entlastung in der Verteidigung sorgen kann. Mit Freihöfer und Nothdurft stehen dahinter zwei entsprechende Spielertypen zumn Nachrücken bereit - und Mertens und Dahmke sind eben feste Größen in der Nationalmannschaft, bringen seit Jahren konstante Leistungen.
Das alles schmählert aber selbstverständlich nicht die Leistungen von Tim Freihöfer. Der Linksaußen spielt in dieser Saison schlichtweg überragend, trifft 80,47 % seiner Würfe und steht bereits bei 103 Toren. Einen Tempogegenstoß vergab der 22-jährige zuletzt am 3. Spieltag gegen die TSV Hannover-Burgdorf.
Logisch also, dass Freihöfer im Falle eines Ausfalls auf der linken Außenbahn erster Nachrücker sein dürfte. Vor allem, weil er der Nationalmannschaft auch beim Siebenmeter eine Sicherheit mitgeben könnte. Timo Kastening, Juri Knorr, Christoph Steinert oder Marko Grgic sind vier Kandidaten für den Siebenmeterstrich, überragende Quoten hat allerdings niemand. Kastening etwa liegt bei knapp 69 %-Erfolgsquote in der laufenden HBL-Saison, Freihöfer bei 83 %.
Vor dem Spiel gegen Frisch Auf Göppingen meldete sich Freihöfer nun auch selbst zu Wort. "Ich wäre kein Leistungssportler, wenn ich darüber nicht enttäuscht gewesen wäre", erklärte der Shootingstar bei Dyn, sagte aber: "Ich kann die Entscheidung verstehen. Es sind zwei routinierte Spieler mit dabei, die es seit Jahren gute Leistungen bringen, in der Bundesliga und in der Nationalmannschaft."
Es sei "jetzt nicht der richtige Zeitpunkt, etwas neues auszuprobieren". Freihöfer ergänzte: "Ich wünsche den beiden nur das Beste für die anstehende WM." Eine mögliche Nachnominierung ist dabei auch kein Thema für den 22-jährigen: "Ich rechne nicht damit nachzurücken, weil ich niemandem was Schlechtes wünsche. Ich hoffe, dass ich ein wenig regenerieren und den Kopf frei bekommen kann." Eines aber ist sicher: die Vorfreude, Tim Freihöfer zukünftig im DHB-Dress zu sehen, steigt mit jedem HBL-Einsatz.
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mao