01.06.2024, 15:17
"Wir sehen uns hier keinesfalls als Verlierer"
Der HSV Hamburg hat vor dem Schiedsgericht die Lizenz für die nächste Saison in der Handball Bundesliga erstritten. Die HBL sieht sich unterdessen "keinesfalls als Verlierer" sondern seinen Weg bestätigt, wie Frank Bohmann nach dem Urteil in einer Stellungnahme, die handball-world hier im Wortlaut dokumentiert, erklärte.
Hinweis: Vor der Stellungnahme von Frank Bohmann gab es eine Erklärung des Schiedsgerichts. Das angefügte Video gibt eine Zusammenfassung wieder, wir empfehlen - da sich die Aussagen des HBL-Geschäftsführers mehrfach auf die vorher erfolgten Ausführungen des Gerichts beziehen, die gesamte Stellungnahme des Schiedsgerichts zu lesen.
Die Worte des Vorsitzenden des Schiedsgerichtes sprechen für sich. Das habt ihr alle gehört in einem juristischen Deutsch.
Noch mal klar gesprochen: Der HSV Handball hat die Lizenz bekommen unter der Voraussetzung der Erfüllung einer zusätzlichen Bedingung, die bis kommende Woche Mittwoch erfüllt werden muss. Ist diese Bedingung erfüllt, dann gilt die Lizenz als erteilt und der HSV hat das Teilnahme-Recht an der Daikin Handball-Bundesliga Saison 24/25.
Das ist das Ergebnis in aller Kürze. Ihr habt mitbekommen, dass wir sehr lange getagt haben, weil wir verschiedene Sachverhalte beleuchtet haben. Am Ende des Tages ist es ein formaler Akt gewesen.
Die Rechtsprechung dazu hat der Vorsitzende rezitiert. Es geht um ein Transparenzgesetz aus dem Dezember und im Wesentlichen ging es darum, wo das Geld, dass wir in der Bedingung angefordert haben, eigentlich hinterlegt werden musste.
Wir haben es auf einem Konto das HSV Handball hinterlegen lassen, es hätte bei der Handball Bundesliga hinterlegt werden müssen. Um das mal ganz kurz darzustellen, aber im Grunde ist das die Entscheidung.
Pressefrage: Diese Bedingung, die jetzt erfüllt werden muss, ist eine zusätzliche Bank-Garantie oder was ist das genau?
Das kann eine Bank-Garantie sein oder es kann ein Geldbetrag sein, der dann aber auf einem Konto der HBL hinterlegt werden muss. Es geht um einen Liquiditätsnachweis.
Pressefrage: Gilt da wieder eine Uhrzeit?
20 Uhr. Die Uhrzeit, das habt ihr auch mitbekommen, die war unerheblich und jetzt gar nicht mehr Gegenstand der Überprüfung. Also ob es 12 Uhr oder 13:06 Uhr war, hat bei der Urteilsfindung keine Rolle gespielt.
Pressefrage: Ist das jetzt für die HBL nach der ersten Entscheidung eine Niederlage?
So sehen wir das nicht. Die Maßgaben der Lizenzierungskommission wurden durch das Schiedsgericht ausdrücklich bestätigt. Es ging hier um die tatsächlichen Formalien, aber den Weg den die HBL eingeschlagen hat, war der richtige und wir konnten auch zu diesem Zeitpunkt gar nicht anders entscheiden.
Pressefrage: Das heißt aber die HBL hat bei der Lizenzierung Fehler gemacht, oder?
Die HBL hat, sagen wir es mal so: Um auch operative Probleme zu lösen, sind wir abgewichen von unserem eigenen Satzungstext. Wir haben es im Prinzip zum Wohle des Lizenzantragstellers gemacht und das war ein wesentlicher Grund für die oder der Grund für die Entscheidung des Schiedsgerichtes. Es hätte woanders hinterlegt werden müssen.
Pressefrage: Mit welchem Gefühl fährst Du jetzt heute Abend nach Hause?
Das Gefühl spielt eigentlich gar keine Rolle. Wir haben auch vorher gesagt, wir akzeptieren natürlich jedes Urteil des Schiedsgerichtes. Es ist für uns auch die letzte Entscheidung. Wenn das entsprechend erfüllt ist, dann haben wir den HSV Handball nächstes Jahr als Mitglied der Daikin Handball Bundesliga mit dabei.
Pressefrage: Innerhalb des laufenden Verfahrens hat Dich da irgendwas überrascht?
Das Urteil hat mich schon so ein klein wenig überrascht. Man hat über alles Mögliche spekuliert, damit hätte ich offen gestanden selber nicht gerechnet.
Pressefrage: Der BHC hat schon angekündigt sich zu äußern. Ist da eine Klage zu erwarten?
Den BHC, den lassen wir hier mal bei Seite. Der hat mit diesem Urteil rein gar nichts zu tun. Dem werden wir es uns annehmen, wenn es dann so weit kommt.
Aber die Entscheidung, wie hier vorgegangen worden ist, und im gesamten Lizenzierungsprozess haben die Aktivitäten des BHC 0,0 Einfluss gehabt auf den Vorgang HSV.
Pressefrage: Ein Satz vielleicht zu Stimmung in dem Raum?
Die Stimmung war kollegial. Das muss man auch sagen, das habe ich auch im Verfahren gesagt, da gibt es gar keine Ressentiments. Die Lage beim HSV Handball war sicherlich existenzbedrohend, aber da sollten sie sich selber zu äußern. Das wird jetzt geheilt und damit haben sie wieder alle Voraussetzungen mit dabei zu sein.
Spätere Anmerkung zum Umgang und der Atmosphäre:
Das kollegiale Verhältnis besteht natürlich zu allen anderen Klubs gleichermaßen. Das heißt hier gab es nicht irgendeine Freundschafts- oder Sonderbehandlung - selbst, wenn man freundschaftlich verbunden ist.
Das gleiche gilt für jeden anderen der 36 Bundesligisten sowie für alle Aufsteiger von der dritten in die zweite Liga. Da gibt es kein Vertun. Es werden alle nach den gleichen Maßstäben behandelt und wir sind einzig und allein der Lizenzierungs-Ordnung verpflichtet. Wir regeln den fairen Wettbewerb und dazu gehört auch ein unabhängiges Schiedsgericht.
Pressefrage: Siehst du das Lizenzierungsverfahren als gestärkt oder eher modifikationsbedürftig an?
Wir lernen aus jedem Urteil, wie es auch immer ausgeht. Da werden wir - wie in den vergangenen Jahren oder auch den letzten Malen, wo wir Schiedsgerichtsverfahren hatten - auch unsere Lehren daraus ziehen. Wir sehen uns hier keinesfalls als Verlierer oder den HSV als Gewinner.
Wiegesagt, das Schiedsgericht hat bestätigt, dass der Weg, den wir gegangen sind, nachvollziehbar ist und das zu dem Zeitpunkt genau so entschieden hätte werden müssen. Den Fehler - oder so möchte ich es gar nicht nennen - die Formalie, die haben wir nicht richtig erfüllt. Das werden wir beim nächsten Mal sicherlich anders machen.
Pressefrage: Wie wichtig war es für Euch, dass heute eine Entscheidung getroffen wurde?
Das ist für alle Beteiligten der beste Weg. Es brauchen alle Planungssicherheit. Der HSV Handball, die Spieler, die Fans, die sich eine Dauerkarte kaufen wollen, und zwar nicht nur in Hamburg, sondern überall woanders auch, brauchen diese Sicherheit. Und unsere Organisatoren brauchen auch Sicherheit, wer spielt eigentlich wo mit. Das geht ja weiter bis in die zweite Liga und auch in die Ligen da drunter von daher begrüßen das sehr, dass wir jetzt zeitnah durch das unabhängige Schiedsgericht ein Urteil bekommen haben.
Stellungnahmen zum Urteil des Schiedsgericht über die HSV-Lizenz:
» Das sagt das Schiedsgericht zur Lizenz des HSV Hamburg für die Handball Bundesliga
» Das sagt die Handball Bundesliga zum Schiedsgericht-Urteil über Lizenz für den HSV Hamburg
» Das sagt der HSV Hamburg zum Schiedsgericht-Urteil über Lizenz für die Handball Bundesliga
» Das sagt der Bergische HC zur Lizenz für den HSV Hamburg für die Handball Bundesliga
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