02.06.2024, 11:45
Nach dem Erfolg im Schiedsgerichtsverfahren
Der HSV Hamburg hat vor dem Schiedsgericht die Lizenz für die nächste Saison in der Handball Bundesliga erstritten - sofern er eine Bedingung erfüllt. Aufsichtsratsmitglied André van de Velde, der den Verein unter anderem gemeinsam mit Rechtsanwalt Helge-Olaf Käding vor dem Schiedsgericht vertrat, sowie HSV-Geschäftsführer Sebastian Frecke zeigten sich danach erleichtert. handball-world hat die Stellungnahmen nach der Verhandlung im Wortlaut dokumentiert.
Hinweis: Vor der Stellungnahme der HSV-Vertreter gab es bereits eine Erklärung des Schiedsgerichts und eine von HBL-Geschäftsführer Frank Bohmann. Das angefügte Video gibt eine Zusammenfassung wieder, wir empfehlen - da sich die Aussagen der HSV-Vertreter mehrfach auf vorherige Ausführungen beziehen, die Stellungnahme des Schiedsgerichts und von Frank Bohmann vorher komplett zu lesen.
» Stellungnahme des Schiedsgerichts nach HSV-Urteil im Wortlaut
» Stellungnahme HBL-Geschäftsführer Frank Bohmann nach HSV-Urteil im Wortlaut
"Das Gericht hat sich den Sachverhalt ausgesprochen gründlich angeschaut und alle Argumente, sowohl unsere als auch die der HBL, berücksichtigt und alles gründlich abgewogen. Daraufhin hat das Schiedsgericht entschieden, dass die Bedingung im Rahmen der der Lizenzentscheidung nicht wirksam gesetzt worden ist. Erfreulicherweise haben wir die Lizenz jetzt erhalten, aber damit eine weitere Bedingung zur teilweisen Vorfinanzierung der kommenden Saison auferlegt bekommen", fasste Rechtsanwalt André van de Velde das Urteil in einer Pressemeldung des HSV Hamburg zusammen.
"Nach maximaler Anspannung in den letzten Tagen ist durchaus eine Erleichterung zu spüren und das Urteil ist für uns ein Erfolg. Und jetzt werden wir alles in die Waageschale werfen, um die Bedingung bis zum nächsten Mittwoch fristgerecht zu erfüllen. Wir haben unmittelbar nach dem Urteil bereits alle Hebel in Bewegung gesetzt und sind fest davon überzeugt, dass wir das hinkriegen werden", wird HSVH-Geschäftsführer Sebastian Frecke in dieser zitiert.
Was die beiden Vertreter des HSV Hamburg zuvor direkt nach der Verhandlung gesagt haben, hat handball-world in der Folge im Wortlaut dokumentiert.
André van de Velde: Wechselseitig haben sowohl die HBL wie auch wir auf alle Fristen und Formalitäten verzichtet, einfach auch um den Termin heute sicherzustellen. Denn die Schiedsklage datiert vom 17. Mai, das ist nicht mal zwei Wochen her. Und jetzt haben wir dreizehn Tage später die Entscheidung, die Rechtsklarheit bringt und Sicherheit auch im Blick auf das nächste Jahr. Das war beiden erkennbar wichtig.
Helge-Olaf Käding: Anzumerken ist auch: Das war ein hochkompetentes Schiedsgericht. Eine sehr, sehr souveräne Verhandlungsführung, wie ich sie noch nie erlebt habe. Also tiptop. Und ab und zu tauchte immer wieder das Wort verbandsinternes Schiedsgericht auf, aber das ist wirklich - für die Öffentlichkeit - ein absolut unabhängiges Gremium gewesen, was nach bestem Wissen und Gewissen so geurteilt hat, wie wir es erfahren.
Pressefrage: Da es kein einstimmiges Urteil war, welche Punkte sprachen eventuell dagegen?
André van de Velde: Das wissen wir nicht, das ist das Beratungsgeheimnis. Das Gericht hat auch gesagt, wir werden niemals erfahren, wer derjenige ist, der das Minderheitenvotum abgegeben hat. Das ist auch in Ordnung, so sind die Regeln, das halt auf der einen Seite die Mehrheit innerhalb des Spruchkörpers entscheidet und auf der anderen Seite, dass niemand außerhalb des Spruchkörpers das erfährt.
Pressefrage: Inhaltlich war ja der Knackpunkt offenbar die Formulierung der Bedingung?
André van de Velde: Letztendlich das, was Frank (Anm. d. Red.: HBL-Geschäftsführer Frank Bohmann) bereits gesagt hat: Die Bedingung ist halt unwirksam gesetzt worden und konnte deshalb am Ende des Tages nicht greifen.
» Stellungnahme HBL-Geschäftsführer Frank Bohmann nach HSV-Urteil im Wortlaut
Pressefrage: War das von Anfang an auch Euer Hauptargument oder hat sich das in der Verhandlung ergeben?
André van de Velde: Also es war schon Gegenstand unserer Argumentationslinie, definitiv. Wir hatten noch einen Strauß weiterer Argumente vorgetragen über die jetzt zum Teil gar nicht mehr befunden oder entschieden werden musste, weil das Gericht jetzt sozusagen diesen Punkt schon als streitentscheidend angesehen hat. Damit musste es über viele, viele Folgefragen überhaupt nicht mehr nachdenken und nicht mehr entscheiden, weil die dann quasi obsolet geworden sind.
Pressefrage: Welche Fehler muss sich denn der HSV in diesem Prozess vorwerfen?
André van de Velde: Ich zitiere mal gerne das, was ich vor vier Wochen gegenüber der Mannschaft gesagt habe: Wir hatten, am 6. Mai war das, 12 Prioritäten. Die Priorität Nummer 1 war die Lizenz und die Prioritäten Nummer 2 bis 12 waren die Lizenz. Jetzt ist der 30. Mai, Nachmittag, und ab jetzt beginnen wir mit der Priorität 13 fortfolgenden und mit der Aufarbeitung. Ich weiß nicht, was am Ende des Tages dabei rauskommt, ich weiß, aber das viel geschehen muss: Wir müssen Abläufe prüfen, wir müssen Strukturen überprüfen.
Frank hat gesagt, er sieht uns nicht als Sieger. Und ich sehe uns auch nicht als Sieger. Wir haben jetzt die Lizenz bekommen, die wir vorher nicht hatten. Aber wir haben auch die Leviten gelesen bekommen durch das Gericht, um es mal so zu sagen. Damit müssen wir jetzt umgehen.
Pressefrage: Die Lizenz gab es unter einer Bedingung. Wie zuversichtlich seid ihr, dass diese bis nächste Woche Mittwoch erfüllt wird?
Sebastian Frecke: Zuversichtlich. Wir haben jetzt nach der Urteilsverkündung bereits alle Hebel Bewegung gesetzt, die Bedingung bis nächste Woche Mittwoch fristgerecht zu erfüllen.
Klar, nach den aufreibenden letzten Wochen ist es jetzt schon eine Erleichterung, dass das Schiedsgericht entschieden hat, dass wir die Lizenz bekommen - mit der aufschiebenden Bedingung. Wir sind guter Dinge, dass wir die Bedingungen fristgerecht erfüllen.
Pressefrage: Aber so ganz große Freude konnte man jetzt nicht erkennen. Ist das mehr Erleichterung oder weiterer Druck, weil es diese erneute Bedingung gibt?
Sebastian Frecke: Andre hat es gesagt: Wir stehen heute, oder jetzt gerade, mit mehr da, als das mit dem wir heute früh angereist sind. Das muss man als klaren Erfolg von unserer Seite werten, deswegen ist die Freude da. Es liegt aber Arbeit vor uns.
Wenn die Bestätigung der Handball Bundesliga da ist, dass die Bedingung dementsprechend erfüllt ist, dann können wir uns auch richtig freuen. Jetzt gilt es weiterzuarbeiten. Aber es ist ein klarer Zwischenerfolg, den wir heute hier verzeichnet haben.
Pressefrage: Kannst Du etwas zu der Höhe der Bedingung sagen?
Sebastian Frecke: Da wird sich niemand zu äußern.
Pressefrage: Wie siehst du die Gesamt-Gemenge-Lage im Klub. Es ist ja kein Geheimnis, dass sich nicht alle hundertprozentig gut verstehen?
Sebastian Frecke: Andre hat es bereits richtig gesagt, dass die absolute Priorität die Lizenz hat und optimalerweise ist das nächste Woche Mittwoch der Fall, dass die Lizenz auf unserer Seite ist.
Alles weitere, was dann passieren und kommen wird, wird dann aufgearbeitet und diskutiert. Ich glaube, alle Beteiligten sind sich bewusst, dass das größte Gut des Vereins die Lizenz für die Handball Bundesliga ist und darum geht es für uns hauptsächlich.
Pressefrage: Andre hat gerade gesagt, ihr habt die Leviten gelesen bekommen. Wie würdest du das bezeichnen?
Sebastian Frecke: Wir haben definitiv auch in dem Verfahren noch mal unsere Grenzen aufgezeigt bekommen, an denen wir arbeiten müssen. Das muss man ganz klar sagen.
Das ist von Anfang an auch in der Argumentation unserer Anwälte gewesen, dass wir gar nicht bestreiten, dass es Themen aufzuarbeiten gibt. Die gibt es durchaus.
Aber wie es Andre eben auch gerade gesagt hat, das ist Bestandteil Nach-Lizenz-Erteilung kommenden Mittwoch, dass wir uns genau Stein für Stein angucken, dass in so eine Situation nicht mehr gekommen werden kann.
Pressefrage: Müsst ihr möglicherweise noch enger mit der Lizenzierungskommission zusammenarbeiten?
Sebastian Frecke: Dann müsste ich bei Mattes (Anm. d. Red.: Mattes Rogowski, Geschäftsleitung Sport & Lizenzen bei der HBL GmbH und Mitglied der Lizenzierungskommission) einziehen, um noch enger zusammenzuarbeiten.
Ich glaube, das Verhältnis - und das war auch heute im Laufe des Verfahrens so - ist ein sehr kollegiales und gutes. Der Austausch ist stetig da, so dass ich glaube, eine enge Zusammenarbeit gar nicht möglich wäre.
Einwurf Frank Bohmann: Das kollegiale Verhältnis besteht natürlich zu allen anderen Klubs gleichermaßen. Das heißt hier gab es nicht irgendeine Freundschafts- oder Sonderbehandlung - selbst, wenn man freundschaftlich verbunden ist. Das gleiche gilt für jeden anderen der 36 Bundesligisten sowie für alle Aufsteiger von der dritten in die zweite Liga. Da gibt es kein Vertun: Es werden alle nach den gleichen Maßstäben behandelt. Wir sind einzig und allein der Lizenzierungs-Ordnung verpflichtet. Wir regeln den fairen Wettbewerb und dazu gehört auch ein unabhängiges Schiedsgericht.
Pressefrage: Sebastian, weiß die Mannschaft das schon?
Sebastian Frecke: Die Absprache war, dass Jogi (Anm. d. Redaktion: Johannes Bitter) das übernimmt. Er hat die Mannschaft, die gesammelt inklusive der Geschäftsstellen-Mitarbeitern zusammensitzt, über den Ausgang und das Urteil informiert. Die wissen Bescheid und wir hoffen, dass sie das auch so positiv sehen wie wir.
Stellungnahmen zum Urteil des Schiedsgericht über die HSV-Lizenz:
» Das sagt das Schiedsgericht zur Lizenz des HSV Hamburg für die Handball Bundesliga
» Das sagt die Handball Bundesliga zum Schiedsgericht-Urteil über Lizenz für den HSV Hamburg
» Das sagt der HSV Hamburg zum Schiedsgericht-Urteil über Lizenz für die Handball Bundesliga
» Das sagt der Bergische HC zur Lizenz für den HSV Hamburg für die Handball Bundesliga
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