08.04.2024, 18:00
Darum macht ein Wechsel ins Ausland 100 % Sinn
Jetzt steht es also fest: Juri Knorr wird die Rhein-Neckar Löwen 2025 verlassen. Ein Wechsel ins Ausland deutet sich schon seit Tagen an - und das wäre nur logisch!
Ein Kommentar von Sebastian Mühlenhof
Nach einem regelrechten Wirrwarr um Juri Knorr herrscht nun zumindest etwas Klarheit: Der Mittelmann wird von einer Ausstiegsklausel in seinem Vertrag Gebrauch machen und die Rhein-Neckar Löwen im Sommer 2025 verlassen. Wohin es ihn zieht, ist noch nicht bestätigt - aber die Spuren zeigen eindeutig zum dänischen Top-Team Aalborg Handbold.
Damit verlieren die Mannheimer den Mann, der als Nachfolger von Andy Schmid den Verein in eine neue erfolgreiche Ära führen sollte. Die Verantwortlichen müssen also ihren Plan über Bord werfen - und das, bevor Knorr überhaupt seine Top-Form erreicht hat.
Zur Wahrheit gehört aber auch, dass die Verantwortlichen sich auch an die eigene Nase fassen müssen. Denn mein erster Gedanke war: Die Überlegung von Knorr, seine Zelte in Deutschland vorerst abzubrechen, ist mehr als logisch.
Seit der EM-Hauptrunde läuft er auf dem Zahnfleisch, wirklich Zeit zum Ausruhen hat er weder im Nationaldress noch im Löwen-Jersey bekommen. Dabei war dem Mann mehr als deutlich anzumerken, dass er endlich mal eine Auszeit braucht.
Bereits nach dem Österreich-Spiel bei der EM hatte er verlauten lassen, dass er "ein bisschen schlapp" ist und er "wer weiß wie viele Medikamente, die ich sonst nicht kenne, reingeworfen" hat, um dennoch spielen zu können. Doch statt auf seinen Spieler zu hören, ließ Bundestrainer Alfred Gislason, auch an Ermangelung an Alternativen auf der Mitte-Position, seinen Schützling 43 Minuten lang auf der Platte.
Nicht sonderlich viel mehr Pausen gibt ihm Löwen-Trainer Sebastian Hinze nach dessen Rückkehr, lediglich in der Abwehr darf er hin und wieder mal durchschnaufen. Die Folge: Knorr ist dermaßen überspielt, dass die Löwen ebenfalls in einer sportlichen Krise sind. Schließlich fehlt es dem Team im Rückraum an Unterschiedsspielern.
Dabei hätte der Klub doch auf die Worte von ihrem langjährigen Regisseur hören sollen. Schmid hatte sich vor der EM gewünscht, "dass er diesem Druck standhalten kann, dem ihm auch die Öffentlichkeit manchmal zu Unrecht auferlegt".
Rund drei Monate später scheint es so, dass der 23-Jährige dies nicht mehr kann. Auch Sonntag musste er bei Dyn wieder erklären, warum sein Team in Wetzlar verloren hat. Hinze beschränkte sich hingegen, wie häufig, auf seinen obligatorischen Auftritt bei der Pressekonferenz.
Diese bohrenden Fragen und dauerhafte Fokussierung wird Juri Knorr in Dänemark nicht mehr haben. Viel mehr würde er in einem Klub spielen, der in Mikkel Hansen einen ähnlichen Spielertypen bereits heilig gesprochen hat.
Schon jetzt ähnelt sich die Spielweise der beiden Profis enorm. Beide sind ungemein torgefährlich und verfügen über ein starkes Auge für den Nebenmann. Auch optisch bestechen sie mit ihrer langen Mähne, einzig das Stirnband fehlt Knorr noch.
Wenngleich ein Wechsel noch ungewiss ist, wäre er mehr als logisch. Schon in der Jugend trug er für zwei Spielzeiten das Trikot des FC Barcelona - ein seltener Schritt. In Aalborg könnte er nun wieder einfach nur Juri Knorr sein, ohne Woche für Woche seinen Teams den Arsch retten zu müssen. Für die Nationalmannschaft wäre das auf lange Sicht ein Gewinn.
Sebastian Mühlenhof