10.06.2024, 11:42
Magdeburg-Kapitän über die Rot-Serie
"Es ist einfach schade, denn ich will nur spielen. Aber diese Rote Karte sehe ich so nicht", war Christian O'Sullivan sichtlich enttäuscht nach dem Spiel um Platz 3 beim Truckscout24 Final4 in Köln. "Das ist keine Rote Karte", urteilte der Schweizer Nationaltrainer Andy Schmid bei Dyn, auch DAZN-Experte Johannes Bitter war der Meinung, dass "eine Zeitstrafe dem Spielgedanken entsprochen" hätte. Aber was war passiert?
In der 12. Minute wollten der Norweger, sein Teamkollege Janus Smarason sowie die Kieler Patrick Wiencek und Eric Johansson einen Ball nach einer Hernandez-Parade erobern. Wiencek, zuvor am Spanier gescheitert, kam auf kürzestem Weg aus dem Torraum und schob seinen Teamkollegen auch ein wenig in die Richtung von O'Sullivan.
Der aber traf mit seiner Hand den Schweden im Gesicht - nach Videobeweis entschieden sich die ungarischen Schiedsrichter nach Rücksprache mit dem EHF-Delegierten für die - auch dem Regelwerk nach- mögliche Rote Karte und nahmen das aus der anschließend in der zweiten Welle entstandende 8:9 von Tim Hornke noch zurück und es blieb beim Zwei-Tore-Rückstand des SCM. Als O'Sullivan sich auf die Plätze hinter dem Tor verabschiedete, wurde er vom SCM-Fanblock mit lautstarken "Sulli"-Rufen aufgemuntert.
"Man springt mit beiden Händen nach oben zum Ball", so O'Sullivan, der mit Blick auf die unübersichtliche Situation ergänzte: "Ich hatte mich auch mit Wiencek unterhalten, er hat sogar gedacht, dass er ihn vielleicht sogar getroffen hat. Man weiß es in dem Moment einfach nicht."
"Ich habe in meiner gesamten Karriere sechs Mal rot bekommen, davon viermal jetzt in Köln", konnte der 28-Jährige die unglaubliche Serie nicht fassen. "Ich habe schon einmal den Schlusspfiff nach 60 Minuten geschafft, aber dann ging es weiter", so O'Sullivan mit ein wenig Sarkasmus zur Vorsaison.
Im Halbfinale beim 40:39-Sieg nach Siebenmeterwerfen über den FC Barcelona kassierte er nach 61 Minuten seine dritte Zeitstrafe. Im Endspiel beim 30:29-Sieg über Industria Kielce nach Verlängerung hatte er 17 Sekunden vor dem Ende der regulären Spielzeit die dritte Hinausstellung erhalten. In diesem Jahr war dann im Halbfinale gegen Aalborg nach etwas mehr als 42 Minuten vorzeitig Schluss.
"Da werden sie Rot zeigen müssen", hatte auch Dyn-Experte Andy Schmid den Zweikampf gegen Thomas Arnoldsen eingeordnet, wo beim Aalborg-Youngster hinterher die Schulter schmerzte. Auch O'Sullivan sah diese Disqualifikation als gerechtfertigt an. "Wenn es so wie am Samstag ist, wo ich zu spät komme, dann ist alles gut."
Mit dem Doppel-Rot in diesem Jahr hat kein anderer Spieler häufiger den Roten Karton im Rahmen eines Final4 gesehen. Flensburgs Blaz Blagotinsek sah bei drei Teilnahmen je einmal den Rot, für Renato Sulic (Veszprem) und Thiagus Petrus (Barcelona) endeten zwei Partien vorzeitig.
Es war nicht nur die eigene Leistung, die bei Magdeburgs Kapitän zur Enttäuschung führte. "Ein Spiel um Platz 3 ist immer schwierig, denn man kommt ja nicht hier hin, um dieses Spiel zu spielen. Wir kommen aus einer sehr langen Saison und dann ist es nicht einfach dieses Spiel noch zu spielen. Trotzdem können wir uns nicht so präsentieren, wie wir das gemacht haben", sagte der Norweger mit Blick auf die erste Halbzeit und dem 14:23-Rückstand.
"Das war von allen zu wenig und das darf nicht sein. Das war nicht unser Anspruch und wir haben dann in der 2. Halbzeit auch unser wahres Gesicht gezeigt", so O'Sullivan zur Aufholjagd seiner Teamkollegen, die sich bis auf drei Tore (27:30) noch einmal herankämpften, für den Sieg aber nicht mehr in Frage kamen.
"Wir haben eine tolle Saison gespielt, aber eben nicht an diesem Wochenende. Wir haben hier gegen zwei sehr gute Mannschaften verloren. Wenn man hier nicht Topleistung bringt, dann verliert man. Es war keine schlechte Leistung gestern und auch die zweite Halbzeit heute war sehr gut. Aber hier muss man einfach sehr gut spielen, um zu gewinnen", so das Abschlussfazit des Skandinaviers.
chs