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Kretzschmar über Sagosen-Wechsel, Kolstad und das Aalborg-Aufrüsten
Mit dem Wechsel von Sander Sagosen nach Aalborg hat Kolstad vergangene Woche sein Aushängeschild verloren. Stefan Kretzschmar betont dennoch: "Das Projekt ist nicht tot oder kaputt" und zieht einen Fußball-Bundesligisten als Vergleich hinzu.
Mit Sander Sagosen hat der größte Starspieler Kolstad vergangene Woche mit sofortiger Wirkung Richtung Aalborg verlassen. Ist das Projekt Kolstad ohne den einstigen Hoffnungsträger damit gescheitert? "Ich glaube, das Projekt ist nicht kaputt oder tot, es ist halt nur anders", sagt Stefan Kretzschmar im Dyn-Format "Kretzsche & Schmiso".
"Es ist jetzt vielleicht etwas homogener. Vorher war es Sander Sargosen, seine Kumpels und der Rest. Jetzt ist es eine Mannschaft: Christian Berge hat als Trainer bis 2030 verlängert. Einige Spieler haben auch verlängert. Es ist nicht der Tod des Projekts, es ist vielleicht der etwas zurückhaltendere Weg", so der Vorstand Sport der Füchse Berlin, der von einer "sympathischeren Variante mit jungen, hungrigen Spielern" spricht.
Versuche, wie das Leuchtturmprojekt Kolstad sind kein Einzelfall. "Ich glaube, dass viele Fußballvereine es in der Vergangenheit ähnlich machen wollten wie Kolstad", so Kretzschmar, der den RB Leipzig als Vergleich heranzieht: "Am Anfang hat man gedacht, man kauft alternde Superstars, um das Niveau relativ schnell zu heben und aus niedrigen Klassen aufzusteigen. Man hat schnell gemerkt, dass dieses System nicht funktioniert, sondern dass es wichtiger ist, mit jungen, hungrigen Spielern zu arbeiten, die man früh scoutet und denen man die Chance gibt, sich zu beweisen und etwas zu erreichen. Damit war man dann viel erfolgreicher als mit vermeintlich alternden Superstars."
Kretzschmar sieht Sagosen zwar nicht als alternden Superstar, "aber ich hatte das Gefühl, dass Sander dem Druck nicht gewachsen war, in seinem Heimatland das ganze Projekt, die ganze Nation auf seinen Schultern tragen zu müssen. Er war athletisch nicht annähernd in der Verfassung, um diese Mannschaft zu tragen", so der ehemalige Weltklasse-Linksaußen, der meint: "Für ihn ist es wichtig, den Reset-Knopf zu drücken und woanders neu anzufangen. Leider hat er sich nicht getraut, in die Bundesliga zu gehen. Da war ihm der Wettkampf offensichtlich zu hart und er hat sich dann für Aalborg entschieden."
Für Aalborg, das ab Sommer auch Juri Knorr unter Vertrag hat, ist Sagosen nur eine von zahlreichen Top-Verpflichtungen. Dieses Aufrüsten bringe allerdings auch zahlreiche Risiken mit sich, warnt Kretzschmar. "Im Champions League Final Four 2024 haben sie auf sympathische Art und Weise das Finale erreicht und waren dort dann unterlegen. Jetzt werden sie die Superstar-Mannschaft. Der Charakter der Mannschaft verändert sich dadurch ja auch."
Er führt aus: "Da sind nicht mehr die jungen Dänen, die auf einmal wild durchs Land und durch die Champions League ziehen, sondern jetzt ist Aalborg die Superstar-Mannschaft. Das verändert den Druck auf diese Mannschaft. Das verändert auch den Blick anderer Mannschaften auf diese Mannschaft. Aalborg ist die Mannschaft to beat now. Die will man halt unbedingt schlagen, diese Ansammlung von Superstars. Ob Aalborg damit umgehen kann, das will ich erstmal sehen", so der 52-Jährige.
kli