vor 3 Stunden
Gradmesser Schweden
Zwei Tage Zeit, inklusive der Ablenkung durch die offizielle Eröffnungsfeier auf dem Boot der Delegation von Team D hatten Deutschlands Handballerinnen nach dem 22:23 gegen Südkorea, um die Auftaktpleite zu verarbeiten und den Blick nach vorne zu richten. Denn Gegner Schweden hat mit dem 32:28 über Norwegen ein Stimmungshoch.
"Das waren schon zwei harte Tage. Aber ich glaube, das gehört dazu. Wenn man die richtigen Lehren zieht, dann ist so eine Niederlage auch ein Punkt, der einem weiterhilft, auch wenn wir sie sehr gern vermieden hätten. Aber jetzt haben wir sie, also müssen wir damit umgehen", betonte Bundestrainer Markus Gaugisch am Samstagmittag.
"Hilfreich kann sein, dass wir das Tempospiel gegen Südkorea deutlich gewinnen. Wir machen damit elf Tore, was für uns bei einer hohen Effizienz ein guter Wert ist", erklärt Gaugisch zu den ersten Erkenntnissen von der knappen Niederlage.
Vier direkt verwandelte Gegenstöße, zudem Dölls Treffer zum zwischenzeitlichen 18:14 ins leere Tor der Südkoreanerinnen und eben sechs weitere Treffer aus dem Umschaltspiel standen in der Statistik des Bundestrainers am Ende.
"Eine zweite Erkenntnis ist, dass Südkorea das 7:6 sehr gut gespielt hat. Und wir müssen weniger kompliziert spielen, mehr Ruhe ins Spiel bekommen. In den Phasen, in denen wir ruhig unsere Sachen mit einem klaren Plan gespielt haben, waren wir erfolgreich. Und das müssen wir jetzt gegen Schweden genauso machen", betont Gaugisch.
Denn Schweden beherrscht das Spiel mit der siebten Feldspielerin ebenfalls in Perfektion, das zeigte auch die Partie gegen Norwegen. Einen Drei-Tore-Rückstand drehte man auch mit der siebten Feldspielerin zu einem 32:28-Sieg. Und dabei musste Trainer Tomas Axner sogar schon zu diesem Zeitpunkt auf beide Kreisläuferinnen verzichten musste. Sofia Hvenfelt war verletzt ausgefallen, Linn Blohm hatte Rot kassiert. Vor allem Carin Strömberg zeigte ihre Qualitäten als Aushilfe am Kreis.
Für den Bundestrainer ist das Spiel gegen Südkorea nun ad acta gelegt, der Blick richtet sich nach vorne. "Ich habe mit dem Aufstehen heute Morgen eingeläutet, dass dieses Buch jetzt neu aufgeschlagen wird. Also alles, was war, ist weg und das können wir nicht zurückholen. Und wir haben jetzt noch vier Spiele vor uns. Da ist Schweden der erste Gradmesser", erklärte Gaugisch. Nach dem Duell mit den Tre Kronor wartet am frühen Dienstagmorgen das Duell mit Slowenien. Erst danach warten mit Dänemark und Norwegen zwei Medaillengewinner der letzten beiden Großturniere.
Mit den Schwedinnen hat der DHB noch eine Rechnung offen . "Wir haben lange auf dieses Spiel gewartet, weil es noch die schmerzliche Erfahrung gibt aus dem WM-Viertelfinale. Entsprechend sind wir heiß, das voll anzugehen", sagte Gaugisch. Im Dezember des vergangenen Jahres hatte man nach einer Horror-Halbzeit mit 20:27 (6:16) den Sprung ins Halbfinale verpasst, konnte das Turnier aber auf Platz 5 abschließen. Schweden verlor seine letzten beiden Partien und wurde Vierter.
Zuvor hatte man in der Vorbereitung auf die Weltmeisterschaft einmal gewonnen und einmal verloren. "Wir können sie schlagen. Wir wissen das", sagte Linksaußen Antje Döll und auch Alina Grijseels versprach schon direkt nach der Auftaktniederlage: "Wir wissen, dass wir es besser können. Und wir werden es besser machen. Jede einzelne von uns."
Den Respekt haben sich die Blau-Gelben, deren Olympia-Trikots auch eine Hommage an die Fußball-WM 1994 sind, aber schon längst erarbeitet. "Sie spielen eigentlich einen ganz klaren Handball. Man sieht eine gute Handschrift des Trainers. Sie spielen sehr diszipliniert und geben dir nicht so viele Bälle. Das zeichnet sie aus. Zudem stellen sie eine sehr aggressive Deckung. Insgesamt haben sie eine sehr disziplinierte Mannschaft, die ihren Plan durchzieht", so Gaugisch, der mit Blick auf das eigene Team betont: "Das wünsche ich mir von uns, dass wir unseren Plan durchziehen und dass wir damit eben auch Schweden vor Probleme stellen."
chs