11.04.2024, 14:00
"Wir wollen alle Spiele gewinnen"
"Wir wollen alle Spiele gewinnen, das ist unser großes Ziel", sagt Bundestrainer Alexander Zimpelmann vor der Handball-EM der Gehörlosen im pfälzischen Frankenthal. Die Deafboys sind in der Heimat auf der Mission Gold.
"Schon von klein auf bin ich im Handball unterwegs. Meine Spielerlaufbahn habe ich mit 38 Jahren beendet, ehe ich mich ganz auf meine Trainerlaufbahn konzentriert habe", berichtet der mittlerweile 53-jährige Alexander Zimpelmann über seinen eigenen Werdegang. Der Auswahltrainer im Pfälzischen Handballverband hat den Fokus auf den "Deafboys", wie sich die Handball-Nationalmannschaft der Gehörlosen selbst bezeichnet.
"Durch viele Freunde hatte ich schon länger Kontakt mit dem Deutschen Gehörlosensportverband (DGSV) und habe die Entwicklung im Handball beobachtet. Da nach den Deaflypics in Samsun der Umbruch anstand, hatte man mich gefragt, ob ich mir diese Aufgabe zutraue. So übernahm ich im November 2017 das Amt des Bundestrainers", berichtet Alexander Zimpelmann.
"Mit gerade zwölf Spielern war der Start im ersten Lehrgang nicht so einfach, dennoch gelang es uns über die Jahre hinweg, weitere Jungs für den Gehörlosenhandball zu finden und auch den Neustart einzuleiten", berichtet Alexander Zimpelmann von der Entwicklung. "Das scheint dem Trainerteam über die Jahre hinweg auch gut gelungen zu sein, was sich auch mit den beiden Silbermedaillen bei den Deaflympics 2021 in Brasilien als auch bei der WM 2023 in Dänemark bestätigt hat."
"Aktuell beläuft sich der Kader auf 22 Spieler und wir sind weiterhin bemüht, talentierte Spieler, die auch die Voraussetzung einer Hörbehinderung erfüllen, in die Mannschaft zu integrieren. Nach den Deaflympics im kommenden Jahr in Tokio steht wieder ein personeller Umbruch bevor, deshalb bemühen wir uns weiterhin talentierte und hörgeschädigte Handballer in unser Team zu integrieren. Dazu gehört aber, dass wir in der Öffentlichkeit bekannter werden und auch Vereinstrainer uns solche Talente melden", so der Bundestrainer.
"Wir haben im März in Haßloch einen ersten Vorbereitungslehrgang absolviert. Das Team war zu dem Zeitpunkt athletisch und technisch/taktisch schon in einer entsprechenden Verfassung, so dass wir mit einem guten Gefühl den nächsten gemeinsamen Lehrgang vor der EM angehen können", berichtet Alexander Zimpelmann vom derzeitigen Stand.
"Wir treffen uns in dieser Woche zum nächsten Lehrgang in Rotenburg an der Fulda. Es sind fast alle, für die EM vornominierten Jungs an Bord. Lediglich Torwart Silas Schumacher von der HSG Delmenhorst ist diesmal verhindert, dazu müssen wir auch auf unsere beiden verletzten Rechtsaußen Joshua Hild und Simon Schöller verzichten", so der Bundestrainer.
"Mit Daniel Kinnback haben wir deshalb einen erfahrenen Spieler reaktiviert, dazu soll Tony Eberhardt zeigen, dass er ins EM- Aufgebot möchte. Beide Spieler spielen in ihren Vereinen auf Rechtsaußen, aber ich könnte mir da auch alternativ einen abwehrstarken Rechtshänder mit Gegenstoßqualitäten vorstellen", erklärt der Bundestrainer mit Blick auf den aktuellen Kader.
Der besondere Schwerpunkt beim kommenden Lehrgang liege in der Verbesserung des Zusammenspiels in Abwehr und Angriff sowie im Tempogegenstoß. Die Handball-EM der Gehörlosen findet dann vom 5. bis zum 11. Mai in Frankenthal in der Pfalz statt.
"Die Mannschaft von Frankreich kenne ich noch nicht gut", berichtet Alexander Zimpelmann mit Blick auf die Gegner. "Sie waren in den letzten Turnieren nicht qualifiziert und hatten in der letzten Zeit keine Spiele absolviert. Im allgemeinen Spielbetrieb der Vereine ist der Gehörlosen-Handball in Frankreich aber viel weiter als wir in Deutschland. Dort gibt es dreimal so viele Spieler, als bei uns und mein Gefühl sagt, dass sich dort etwas Großes entwickeln wird."
"Serbien hat eine erfahrene Mannschaft, die sich nie aufgibt. Sie sind zwar schon etwas in die Jahre gekommen, aber alles Kämpfernaturen und sie sind nicht zu unterschätzen", so der Bundestrainer, der einen klaren Titelkandidaten hat: "Kroatien ist der klare Favorit. Sie sind amtierende Olympiasieger sowie Weltmeister und stellen aktuell die besten Einzelspieler. In beiden Finals mussten wir uns gegen Kroatien geschlagen geben. Das wollen wir diesmal verhindern."
Helfen soll dabei auch der Heimvorteil. "Das große Ziel ist der EM-Titel", gibt Alexander Zimpelmann ein klares Ziel vor, das Ziel sei es "möglichst alle Spiele" zu gewinnen. Das Erreichen des Endspiels sei "für uns schon fast Pflicht, denn wir wollen uns auch für die Deaflympics 2025 nachhaltig empfehlen", so der Bundestrainer.
"Dazu hoffe ich, dass uns viele Zuschauer bei der EM unterstützen", so Alexander Zimpelmann, der anfügt: "Mit dem Teamspirit und der Unterstützung aller Fans in Deutschland, werden wir hoffentlich von einer Welle getragen und schaffen ein kleines Wunder."
red