21.05.2024, 18:28
Im Fokus von Bock auf Handball
Die SG BBM Bietigheim hat den Aufstieg in die Handball Bundesliga am Wochenende mit einem Sieg gegen den EHV Aue perfekt gemacht werden. Zeit um den Fokus von Bock auf Handball auf Iker Romero zu richten. Der frühere Weltstar hat als Trainer mit dem Klub den ambitionierten Plan für die Rückkehr in die Beletage des deutschen Handballs umgesetzt und gewährt besondere Einblicke.
Die SG BBM Bietigheim hat sich das zweite Aufstiegsticket in die 1. Liga hinter dem 1. VfL Potsdam gesichert, die Geschichte der beiden Aufstiegstrainer ist dabei eng miteinander verknüpft. BBM-Coach Iker Romero verbindet eine besondere Freundschaft mit seinem Potsdamer Pendant Bob Hanning. Dieser holte den Spanier als Spieler nach Berlin, beide gewannen mit den Füchsen 2014 den DHB-Pokal und 2015 den EHF-Pokal.
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Nach seinem Karriereende wurde Iker Romero zunächst Co-Trainer von Carlos Ortega in Hannover und machte sich dann in Bietigheim an den Aufstiegsplan. Mit der Vertragsverlängerung im November zeigte Bietigheim bereits vor dem Aufstieg, dass der Club dabei sein Vertrauen langfristig in die Arbeit des spanischen Trainers setzt. Bock auf Handball besuchte ihn vor einiger Zeit in seiner neuen Heimat.
"Es war schon immer so, dass wir sehr stark auf die eigene Jugend oder Spieler aus der Region gesetzt haben", sagt Bastian Spahlinger, Geschäftsführer der SG BBM Bietigheim in der sechsten Ausgabe von Bock auf Handball. Sein vermutlich bisher größter Coup war aber die Verpflichtung eines Superstars: Iker Romero wurde mit Spanien Weltmeister, gewann die Champions League und war in der Bundesliga für die Füchse Berlin aktiv, war Co-Trainer an der Seite von Carlos Ortega in Hannover und übernahm in Bietigheim erstmals als Chefcoach.
"Iker ist ein sehr guter Trainer und als Mensch einfach überragend. Es gibt erfolgreiche Trainer, die Titel gewinnen. Das heißt aber nicht automatisch, dass sie auch die Spieler tatsächlich weiterentwickeln können. Iker kann das. Er ist mit Sicherheit auch einer der Gründe, warum sich Spieler für uns entscheiden. Iker zeichnet sich durch seine Mentalität, seine Leidenschaft, seine Menschlichkeit und sein unglaubliches Handballwissen aus", betonte Spahlinger bereits vor gut einem Jahr in der Bock auf Handball.
Schon bei der Verpflichtung von Iker Romero sei das Ziel von Verein und Trainer gewesen, bis 2024 bereit für den Aufstieg in die 1. Liga zu sein. "Darauf ausgerichtet gelang es Romero in den letzten zweieinhalb Jahren aus entwicklungsfähigen Spielern eine spiel- und mentalitätsstarke Mannschaft zu formen. Er hat dem Team sein Spielsystem verinnerlicht und ihm seine Handschrift verpasst. Dies spiegelt sich nicht nur in der attraktiven, temporeichen Spielweise wider, sondern auch in der Tabelle", so der Verein bei der Verlängerung.
"Tatsächlich gibt es viele gute Gründe für mich, hier in Bietigheim zu verlängern", so Iker Romero zur Unterschrift bereits vor dem nun gesicherten Aufstieg. "Es macht Spaß, wie die Jungs jeden Tag trainieren, arbeiten und sich weiterentwickeln. Auch ist es schön zu sehen, welch großes Vertrauen die Spieler und Vereinsverantwortlichen in meine Arbeit und Handballphilosophie haben. Darüber hinaus fühle ich mich mit meiner Familie hier sehr wohl, das ist wichtig für mich", bekräftigt der Spanier.
Im Sommer 2021 wechselte Iker Romero zur SG BBM Bietigheim. Für den Spanier, der zuvor Co-Trainer unter Carlos Ortega bei der TSV Hannover-Burgdorf war, ist es der erste Cheftrainer-Posten. Sein Ruf eilt ihm voraus: Der Weltmeister von 2005 wurde in seiner Heimat sowohl mit Ademar León als auch dem FC Barcelona gleich mehrfach Spanischer Meister. Mit Barcelona gewann er 2005 und 2011 die Champions League, ehe er 2011 zu den Füchsen Berlin in die Bundesliga wechselte und dort als die "spanische Sonne" galt.
Das spanische Lebensgefühl und sein südländisches Temperament hat er nun mit nach Bietigheim gebracht. In seinem Haus, in dem er mit Frau Laura und den beiden Kindern lebt, hat er sich im Keller seine eigene kleine Bodega eingerichtet. Mit ihr hat sich Iker Romero ein bisschen Spanien mit nach Baden-Württemberg gebracht.
Die Böcke, deren Geweihe an der Wand hängen, hat er selbst in Spanien geschossen - zwei davon sogar gemeinsam mit seiner Frau Laura, die er während seiner Zeit in Berlin kennengelernt hat. Das Weinregal ist mit dem ein oder anderen guten Tropfen aus Spanien gefüllt. Für Wein und Tapas darf der typische spanische "Jamón" nicht fehlen, der an einer anderen Wand hängt.
Die Bodega ist für den 41-Jährigen nicht nur ein Rückzugsort, sondern eignet sich auch bestens für Gespräche unter vier Augen mit seinen Spielern. Und mit diesen hat er einiges vor: Iker Romero möchte in Bietigheim ein Team aufbauen, das langfristig in der ersten Bundesliga mitspielen kann.
"Wir werden zu 100 Prozent aufsteigen. Ich kann nur nicht sagen, wann. Aber wir werden es definitiv schaffen", sagte Iker Romero bereits vor gut einem Jahr beim Besuch von Bock auf Handball in seiner Bodega entschlossen - nun sind der Trainer und sein Verein am Ziel angelangt.
Der Spanier betonte aber schon damals: "Du brauchst dafür die richtige Basis, um nicht nur aufzusteigen, sondern auch um zu bleiben." Die Voraussetzungen dafür sind in seinen Augen gegeben: "Das Umfeld in Bietigheim ist super. Die SG ist ein familiärer Verein, der zugleich aber seriös und professionell arbeitet und der bereit ist, sich weiterzuentwickeln."
Genau das war auch der Grund, warum sich Iker Romero für Bietigheim entschieden hat: "Ich bekomme hier die Möglichkeit, eine Mannschaft aufzubauen mit einem Verein, der hinter mir steht. Das ist für mich interessanter als ein Team, das vielleicht ganz oben steht, in dem ich aber nicht meine Vorstellungen umsetzen kann."
Während im Training deutsch gesprochen wird, macht Iker Romero seine Spielvorbereitung auf spanisch. In der Regel analysiert er den kommenden Gegner im heimischen Arbeitszimmer, stellt entscheidende Spielszenen zusammen und notiert sich die wichtigsten Spielabläufe in seiner Muttersprache. Diese versteht auch sein Co-Trainer bestens.
Als Iker Romero sich für Bietigheim entschied, war ihm sofort klar, dass er diese Aufgabe zusammen mit Sebastià Salvat übernehmen möchte. Beide waren sich nicht zuletzt in ihrer Zeit bei den Füchsen Berlin begegnet - Iker Romero als Spieler, Sebastià Salvat als Assistenztrainer von Bob Hanning. Damals arbeitete Salvat gerade an seiner Doktorarbeit über das Angriffsspiel im Handball. Bevor Sebastià Salvat nach Bietigheim kam, war er als Co-Trainer von Raúl Alonso beim Champions-League-Teilnehmer HC Meshkov Brest in Belarus tätig.
Für Iker Romero gilt beim Thema Spielvorbereitung übrigens: Weniger ist mehr! "Ich finde, du solltest nicht mehr als 20 Minuten mit den Spielern sprechen und ihnen Videos zeigen. Wenn es länger dauert, dann vergessen sie das, was du ihnen am Anfang gesagt hast. Du musst deshalb das Wichtigste zuerst vermitteln, damit es hängen bleibt", erklärt Iker Romero.
Kleinigkeiten kann er seinen Spielern während des Spiels noch immer spontan mitgeben - und das sogar oft mit Sprachvorteil: Wenn er sich mit Juan de la Pena, seinem spanischen Spielmacher, verständigt, sprechen beide spanisch - und der Gegner kann nichts verstehen.
Ein "Trainer-Nerd" sei er nicht, sagt Iker Romero über sich selbst. Sein Credo: "Auch wenn du ein guter Trainer sein willst, musst du das Leben genießen. Wenn es Zeit für die Arbeit ist, dann ist Zeit für die Arbeit. Aber es muss auch Zeit für andere Dinge geben", sagt er. "Mit meiner Mentalität und meinem Charakter brauche ich nicht rund um die Uhr Handball. Ich möchte gerne alles haben. Dazu gehört auch die Zeit für meine Familie."
Spahlinger sieht für den Verein in der Ausgeglichenheit von Iker Romero ein großes Plus: "Neben der sehr erfolgreichen konzeptionellen Arbeit bringt er hier unheimlich viel positive Energie ein, die auf die Spieler und das ganze Umfeld ausstrahlt. Seine Gewinnermentalität ist ansteckend - nicht umsonst hat Iker als Spieler so ziemlich alles gewonnen. Doch trotz all seiner Erfolge ist er stets auf dem Boden geblieben und einfach ein sehr feiner Kerl", so der Geschäftsführer der SG BBM Bietigheim bei der Verlängerung.
Wenn er etwa länger frei hat, geht es für Iker Romero in die spanische Heimat nach Rioja, die er ab und zu vermisst. Aktuell ist er aber mit seinem Job in Bietigheim glücklich. "Für mich ist die Mischung gerade perfekt und ich bin hier Trainer, weil es mir richtig Spaß macht." Eines ist ihm allerdings klar: "Wenn ich merke, dass ich nicht mehr gut bin und keine Passion mehr habe, dann höre ich sofort auf. Ich muss nicht Trainer sein, bis ich 65 Jahre alt bin." Momentan aber brennt er für diese Aufgabe und für den Aufstieg mit der SG BBM Bietigheim.
Einige Zitate sowie die Fotos stammen aus einer Geschichte über Iker Romero aus der Ausgabe Nummer 6 von Bock auf Handball, in der es eine ausführliche "Behind the Scenes"-Geschichte über die SG BBM Bietigheim gab. Die Ausgabe Nummer 6 gibt es - wie auch die aktuelle Ausgabe Nummer 13 oder das Sonderheft Schiedsrichter - innerhalb Deutschlands versandkostenfrei im Bock auf Handball Shop. Das Magazin kann zudem im Abo bezogen werden - vier Ausgaben gibt es dann für 24,95 Euro.
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Über Bock auf Handball
Bock auf Handball erzählt interessante Geschichten über die Stars des Handballs. Das Einzelheft gibt es für 7,00 Euro im gut sortierten Zeitschriftenhandel sowie im Online-Shop als Einzelheft - versandkostenfrei in Deutschland - und im Abo. Zudem gab es im vergangenen Jahr ein Sonderheft zum THW Kiel und eines zum Themenbereich Schiedsrichter im Handball.
Elisabeth Trübenbach, Bock auf Handball, red