01.09.2024, 12:35
Nach Supercup
Die Füchse Berlin holen erstmals den Supercup. Im Nachgang überwogen beim Hauptstadt-Klub, vor allem aber bei Verlierer SC Magdeburg, die Belastungssorgen mit Blick auf die neue Spielzeit.
Bennet Wiegert schüttelte den Kopf. "Normalerweise widerspreche ich Trainerkollegen ungern", sagte der Coach des SC Magdeburg nach dem verlorenen Supercup gegen die Füchse Berlin und wandte sich in Richtung von Jaron Siewert. Der hatte zuvor von einer "starken" Magdeburger Mannschaft referiert. Eine Analyse, die Wiegert auf der Pressekonferenz ausdrücklich nicht teilen wollte: "Das muss ich ganz ehrlich sagen."
Der Meistermacher des SCM sendete zwischen seinen Worten eine zweigeteilte Botschaft. An die Füchse, dass diese den historischen Erfolg gegen den Doublesieger, den ersten Supercup-Triumph ihrer Vereinshistorie, nicht allzu hoch hängen sollten. Aber auch an die Spielplangestalter, dass nur knapp drei Wochen nach Olympia-Ende kein handballerischer Leckerbissen erwartet werden konnte.
"Man hat deutlich gesehen, dass dieses Spiel einfach zu früh kommt - für beide Mannschaften", sagte Wiegert nach dem Saisonauftakt in Düsseldorf, wo vor 9084 Zuschauern in der Tat einige Unstimmigkeiten auf dem Feld zu beobachten gewesen waren. Gut griffen die Rädchen auf keiner Seite ineinander. "Beide Mannschaften haben noch einiges zu tun für die Saison", analysierte Wiegert. Lukas Mertens hatte vor dem Spiel zugegeben, dass er sich nach der Rückkehr aus Paris "emotional fertig" gefühlt hat.
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Und so waren der SCM-Coach und Siewert nach dem 32:30 (17:17)-Erfolg der Berliner vor allem froh, dass sich kein Spieler in den umkämpften und hochspannenden 60 Minuten verletzte. Zu groß waren und sind die Sorgen nach der kurzen wie komplizierten Vorbereitung. Ein Höhepunkt wie Olympia müsse nicht nur physisch verarbeitet werden - auch und vor allem geistig.
"Wir können es uns alle nicht aussuchen. Ich weiß auch, in welchen Zwängen die HBL ist", sagte Wiegert auf der Pressekonferenz verständnisvoll in Richtung der Handball Bundesliga: "Es kann aber keiner von mir erwarten, dass ich das gut finden soll. Die Jungs haben zu kämpfen, vielleicht sogar mehr mental als körperlich." Sein Paradebeispiel: Dänemarks Olympiasieger Magnus Saugstrup, der ein schwaches Spiel zeigte.
Den Spielern müsse man "Raum" geben, forderte Wiegert: "Das richtige Maß zu finden, wird sicherlich die Kunst des einen oder anderen Bundesliga-Trainers, der viele Olympia-Fahrer hatte." Beim Doublesieger waren neun Spieler in Frankreich dabei, manche wie der Schwede Felix Claar oder Deutschlands Rechtsaußen Tim Hornke kehrten verletzt zurück und werden monatelang fehlen. Berlin entsandte drei Profis nach Paris und Lille - unter anderem Mathias Gidsel.
"Es wird eine lange Saison für die Olympia-Fahrer. Wir freuen uns alle auf den kommenden Sommer und einen langen Urlaub", sagte der dänische Olympiasieger lachend vor einer Saison, in der allein in Bundesliga und Champions League - mindestens - 52 Pflichtspiele auf ihn warten. Die Weltmeisterschaft in Kroatien, Dänemark und Norwegen dient in der "Winterpause" kaum als Erholungsprogramm.
Auch Siewert weiß, dass er sich etwas einfallen lassen muss, um nicht wie gegen Magdeburg die Belastung auf nur wenige Schultern wie den von Welthandballer Gidsel zu verteilen. "Da müssen wir Wege und Möglichkeiten finden", sagte der 30-Jährige und verkündete gleich die erste "Regenerationsmaßnahme": zwei freie Tage für sein Team.
SID