13.08.2024, 11:09
DHB-Präsident Michelmann hofft auf neuen Impuls
Der Beachhandball präsentierte sich am Rande der Olympischen Spielen in Paris. Die Beteiligten ziehen ein positives Fazit und hoffen auf eine Chance für ihre Sportart.
Fünf deutsche Beachhandball:innen durften in den vergangenen Tagen Olympia-Luft schnuppern. Die Welt- und Europameisterinnen Isabel Kattner und Lucie-Marie Kretzschmar mit Frauen-Bundestrainer Alexander Novakovic sowie Moritz Ebert und Severin Henrich, Vize-Europameister und WM-Vierter mit den Männern, waren vom Weltverband für den IHF Beach Handball Showcase nominiert.
Knapp 20 Kilometer südöstlich vom Eiffelturm, wo im Stade Tour Eiffel Beachvolleyball gespielt wird, präsentierten sie gemeinsam mit Beachhandballer:innen aus aller Welt den Beachhandball vor Offiziellen des Weltverbandes und des Internationalen Olympischen Komitees (IOC). Gespielt wurde am Maison du Handball des französischen Handballverbandes.
"Das war ein sehr guter Impuls für eine Zukunft des Beachhandballs im olympischen Programm", lobt Andreas Michelmann, Präsident des Deutschen Handballbundes, der einen Tag selbst vor Ort war. "Mit dem Maison du Handball zeigen uns die Franzosen zunächst, wie ein Zentrum für den Handball in einer Kultur- und Sportnation aussehen kann. Und in diesem Umfeld haben sie die Chance genutzt, während der Olympischen Spiele für den Beachhandball zu werben."
Der Weltverband IHF hatte 24 Männer und 24 Frauen aus insgesamt 17 verschiedenen Nationen nominiert, die in jeweils drei All-Star-Teams antraten. Komplettiert wurde das Teilnehmerfeld durch die beiden französischen Nationalmannschaften. Im Rahmen des dreitägigen Showcases (27. bis 29. Juli) traten die vier Teams pro Geschlecht jeweils zweimal gegeneinander an.
"Wir wollten spektakulären Beachhandball bieten und die Werte unseres Sports zeigen", umriss Frauen-Bundestrainer Novakovic die Ziele. "Wir wollten zeigen, dass Beachhandball vom Fairplay lebt und nicht so körperbetont wie in der Halle ist." Der doppelte Welt- und Europameister hatte im Vorfeld aber auch betont: "Es soll kein Schauspiel und keine Show werden, auch wenn es Showcase heißt. Wir wollen Sport und Wettkampf zeigen."
Das gelang mit spannenden Shoot-Out-Entscheidungen, spektakulären Kempa-, Spinshot oder Blockaktionen und schönen Paraden durchaus. Allerdings war streckenweise sichtbar, dass in den bunt gewürfelten Teams das Timing und die Automatismen fehlten, die in eingespielten Mannschaften entscheidende Faktoren für ein ebenso schnelles wie attraktives Spiel sind.
Die Spieler:innen hoben die positiven Aspekte hervor. "Es macht unfassbar viel Spaß", betonte Henrich bereits am ersten Spieltag und unterstrich: "Das Niveau ist sehr hoch. Die individuelle Qualität ist krass und nachdem wir uns eingespielt hatten, haben auch die Abläufe immer besser geklappt."
In den drei Tagen kam es mehrfach zu deutschen Duellen zwischen Kattner (Team Hydra) und Kretzschmar (Team Lyra) bzw. Ebert (Team Pegasus) und Henrich (Team Aquila). Während Ebert mit dem Team Pegasus vier von sechs Spielen gewann, feierten Kattner, Kretzschmar und Henrich jeweils drei Siege.
Novakovic coachte das Team Hydra (Frauen) sowie das Team Draco (Männer) gemeinsam mit dem Ungarn Tamas Neukum. "Ich bin sehr stolz und es ist für mich eine große Ehre, hier dabei zu sein", freute sich Novakovic über seine Nominierung. "Es ist auch eine Ehre für den Deutschen Handballbund, dass ein deutscher Trainer und vier deutsche Spielerinnen und Spieler dabei sind. Das zeigt, dass wir eine gute Arbeit in den letzten Jahren gemacht haben."
Auch abseits der Spiele genoss das deutsche Quintett die Stimmung und saugte in Paris Eindrücke auf. Die Eröffnungsfeier verfolgten Novakovic und die Spieler:innen direkt an der Seine stehend. "Das Olympia-Feeling ist da", bestätigte Henrich. Auch die Anlage am Maison du Handball war - als offizielle Fanzone der Olympischen Spiele - ganz im Branding der Spiele gehalten. Neben dem Sandplatz gab es verschiedene Mitmachangebote für Kinder und Erwachsene sowie ein kleines Handballfeld für die Variante Five-a-Side.
Nun hoffen die Beachhandballer:innen mit neuem Rückenwind auf eine Aufnahme ins Olympische Programm. "Beachhandball ist total attraktiv, weil es ein schneller Sport ist. Es findet am Strand statt, die Atmosphäre ist gut und es sind kurze Spiele", wirbt Kattner. "Wir hoffen alle, die hier waren, dass der Beachhandball den nächsten Schritt in Richtung Olympia macht."
Das hofft auch Michelmann. "Man muss ja nur zum Eiffelturm schauen und sehen, wie die Resonanz inzwischen beim Beachvolleyball ist", verwies der Präsident auf die Entwicklung einer anderen Sanddisziplin. "So etwas Ähnliches kann ich mir vor allem in einem Land vorstellen, das entweder wie Australien mit Brisbane 2032 den Outdoor-Sport zelebriert oder das den Handball-Sport in Gänze allen vier Disziplinen lebt."
Beachhandball sei noch einmal "eine vollkommen andere Form von Handball, als wir das aus der Halle gewohnt sind", so der 64-Jährige. "Das zieht nochmal ein anderes Publikum an und hat natürlich dadurch, dass es im Freien stattfindet, bei gutem und selbst bei nicht so gutem Wetter, seinen besonderen Reiz und auch natürlich nochmal eine ganz andere Art von Stimmung. Ich bin davon überzeugt, dass das eine weitere Kür für das olympische Programm sein kann."
jun