06.07.2024, 15:07
Deutsche Teams fiebern Viertelfinale entgegen
Die Beachhandball-Nationalspieler Mia Herr und Yannick Alt haben mit ihren Teams bei den Jugend-Europameisterschaften das Viertelfinale erreicht. Sie wollen das erreichen, was ihre großen Brüder schon geschafft haben: Eine EM-Medaille und die WM-Teilnahme.
Nach dem Spitzenspiel in der Vorrundengruppe B steht Mia Herr im Schatten des Center Courts und strahlt über das ganze Gesicht. Mit der weiblichen Jugend-Nationalmannschaft hat die Offensivspielerin gerade Ungarn besiegt, beim 2:0 (29:22, 26:22) war Herr mit 14 Punkten zweitbeste Werferin. Ihr Team hat damit ungeschlagen und ohne Satzverlust das Viertelfinale erreicht.
"Das war echt der Wahnsinn", jubelte die 15-Jährige. "Beide Mannschaften sind echt gut, Ungarn ist so ein starker Gegner, wir hätten mit einem Shoot Out gerechnet. Aber wir hatten eine so geile Stimmung und haben sie einfach zweimal geschlagen."
Auch Coach Frowin Fasold war beeindruckt. "Eindrucksvoll und gut", lautete das Fazit des Nationaltrainers, der aufgrund der Erkrankung von Fernanda Scovenna von Delegationsleiter und Männer-Bundestrainer Marten Franke an der Seitenlinie unterstützt wurde. "Wir haben im Turnier große Fortschritte gemacht und das haben wir gegen Ungarn gesehen."
Mit 10:0 Sätzen und einer 271:190 dominierte seine Mannschaft die Vorrunde. "Es passt einfach alles zusammen, jeder trägt seinen Teil dazu bei", freute sich Herr. Um 16:00 Uhr geht es im Viertelfinale weiter; Gegner wird Kroatien sein. "Natürlich ist die Vorfreude riesig, aber es ist auch Druck dabei, weil wir unbedingt gewinnen wollen", hält die 15-Jährige fest. "Ich bin sehr aufgeregt, aber ich denke, wir schaffen das."
Von dem einen Spiel hängt viel ab: Holt die deutsche Auswahl den Sieg, kämpft sie nicht nur um die Medaillen, sondern ist auch für die Jugend-Weltmeisterschaft im kommenden Jahr qualifiziert - und hat darüber die Chance, sich das Ticket für die Olympischen Jugend-Spiele 2026 zu sichern. "Wenn man nur daran denkt, kriegt man Gänsehaut", verrät Herr. "Es ist ein geiles Gefühl, dass wir diese Chance bekommen."
Das betont auch Fasold. "Dieser Weg steht nicht alle Jahrgängen offen, es ist eine große Ehre, aber auch ein großer Druck. Das Viertelfinale ist daher eigentlich ein erstes Finalspiel", blickt der Nationaltrainer voraus. "Wir wollen den Spielerinnen helfen, damit umzugehen und ich denke, wir können selbstbewusst und stabil in das Viertelfinale gehen."
Gelingt der Einzug ins Halbfinale, könnte Herr die zweite Medaille für ihre Familie holen - ihr großer Bruder Jannis Herr spielte vor zwei Jahren die Jugend-Europameisterschaft in Tschechien und brachte Bronze mit nach Hause. "Es war schon toll, bei ihm zuzugucken, aber jetzt selbst dabei zu sein, ist ein ganz anderes Level", strahlt Herr. "Ich kann es es noch gar nicht fassen, dass ich jetzt hier stehe und mitspiele."
Im Kader der männlichen Jugend-Nationalmannschaft steht ein Spieler, der genau weiß, wie es Herr gehen muss: Vor drei Jahren lief Philipp Alt, der große Bruder von Yannick Alt, ebenfalls in Varna bei der Europameisterschaft auf. Damals verpasste die deutsche Auswahl den großen Wurf, sicherte sich aber über den 5. Platz das WM-Ticket. Das ist das Ziel, was auch Yannick mit seinem Team verfolgt.
"Der Traum lebt", betont der Spezialist nach dem knappen 0:2 (22:23, 22:24) im letzten Hauptrundenspiel gegen Schweden. "Das ganze Team will die Weltmeisterschaft spielen und wir werden alles dafür reinhauen." Die erste Niederlage des Turniers spiele keine Rolle: "Es ist ärgerlich, aber das macht nichts. Wir haben es im Kopf abgehakt."
Im Viertelfinale (18:00 Uhr) geht es gegen Portugal, gegen die das deutsche Team in der Vorrunde gewann. Man werde "Vollgas geben", kündigt Alt an. "Druck wegen der Niederlage spüre ich nicht, nur Vorfreude auf das Viertelfinale. Der Weg wird weitergehen!"
Das glaubt auch Nationaltrainer Konrad Bansa. "Wir wissen, dass wir sie schlagen können und können mit entsprechendem Selbstbewusstsein spielen", sagt er. Gegen Schweden habe "ein wenig die Effektivität gefehlt und wir haben in der Abwehr nicht so einen Zugriff bekommen". Das soll gegen die Südeuropäer wieder besser werden, damit für Bansa und seinen Co-Trainer Felix Molsner im zweiten Anlauf der Traum von WM und Jugend-Olympia wahr werden könnte.
2016 spielte Molsner als Jugendlicher selbst unter Bansa die U16-Europameisterschaft - damals scheiterte das deutsche Team im Viertelfinale. Für Bansa war es "eine der bittersten Niederlagen" seiner Trainerkarriere, wie er einst sagte. Nun gibt es eine zweite Chance.
"Natürlich ist das das große Ziel - für mich, für Felix und für die Jungs", so der Nationaltrainer. "Wir haben alles dafür vorbereitet, dieses Schritt zu schaffen und das Halbfinale zu erreichen."
jun