04.03.2025, 11:55
Pokal-Party gegen den Nati-Frust
Die DHB-Frauen starten ohne Emily Bölk in die Saison ihrer Heim-WM. Die langjährige Kapitänin gehört vorerst nicht mehr zum Kader - hat in Ungarn aber gerade den nächsten Titel gewonnen.
Nach ihrer Titel-Botschaft an den Bundestrainer ließ es Emily Bölk richtig krachen. Immer wieder küsste die langjährige DHB-Kapitänin die goldene Trophäe, sie hüpfte mit Pyrofackel in der Hand durch die ungarische Nacht und feierte selig ihren nächsten Coup. Nach der großen Pokal-Party in Tatabanya konnte sie am Montag sogar ausschlafen - dabei wäre sie viel lieber zur Nationalmannschaft gereist.
Bölk, das Gesicht des DHB-Teams, die Rückraumspielerin, die bei der EM im Dezember ihr zehntes Turnier mit der Nationalmannschaft absolvierte, gehört überraschend nicht zu den 18 Auserwählten, mit denen die deutsche Auswahl in dieser Woche ins Jahr der Heim-WM startet.
DHB-Coach Markus Gaugisch hat sie vorerst aussortiert, die beiden Härtetests gegen den Olympia-Zweiten Frankreich am Donnerstag in Trier (18.30 Uhr) und am Samstag in Besancon (18.00 Uhr/beide DF1) dürfte Bölk höchstens am Fernseher verfolgen - obwohl Torhüterin Sarah Wachter und Annika Lott verletzungsbedingt ausfallen, verzichtete der Trainer auf jegliche Nachnominierungen.
"Wir wissen um die Qualitäten von Emily. Wir haben ihr im persönlichen Gespräch die Situation geschildert und die Entscheidung mitgeteilt", war Gaugisch in einer Verbandsmitteilung im Februar zitiert worden: "Die kommenden Länderspiele gegen Frankreich bieten uns aber die Möglichkeit, auf der Position weiteren Spielerinnen, die sich in den vergangenen Monaten empfohlen haben, eine Chance zu geben, sich in Aufeinandertreffen mit einem Weltklasse-Gegner zu beweisen und den Konkurrenzkampf zu schärfen."
Im Kampf um die WM-Tickets hat Bölk am Wochenende ihrerseits ein deutliches Zeichen gesendet. In der Crunchtime des ungarischen Pokalfinales bewies die 26-Jährige ihre Qualitäten, so dass Ferencvaros Budapest nach einer irren Aufholjagd im Siebenmeterwerfen tatsächlich noch der vierte Cupsieg in Serie gelang. Eine Viertelstunde vor Schluss hatte ihr Team gegen Champions-League-Sieger Györi ETO KC noch mit 17:22 zurückgelegen, ehe Bölk Verantwortung übernahm und auch dank ihr noch ein 25:24-Erfolg gelang.
Den Anschlusstreffer zum 21:23 drei Minuten vor dem Ende der regulären Spielzeit erzielte sie selbst, den Ausgleich neun Sekunden vor dem Ende bereitete sie vor. Und als Bölk im Siebenmeterwerfen ihren Versuch dann eiskalt in den Torwinkel setzte, gab es kein Halten mehr.
Bölk war 2021 unter Gaugischs Vorgänger Henk Groener gemeinsam mit Alina Grijseels zur Kapitänin der DHB-Auswahl ernannt worden. Nun ist sie erst einmal in den Wartestand versetzt. Der Nominierung, sagte Gaugisch, sei eine "detaillierte" Analyse des Jahres 2024 mit EM-Platz sieben und dem Olympia-Aus im Viertelfinale vorausgegangen. Bölk hat sich zu dem Thema bislang nicht öffentlich geäußert, für den SID war sie am Montag zunächst nicht zu erreichen.
DHB-Teammanagerin Anja Althaus hatte mit Blick auf das "großartige Ereignis" im kommenden Winter zuletzt betont: "Jede Spielerin muss dafür im Team ihre Rolle finden, darauf brennen, für unsere Nationalmannschaft zu spielen, und stolz sein, Deutschland zu repräsentieren." Bölk hat den Kampf ums WM-Ticket angenommen. So viel steht fest.
SID, red