15.02.2025, 15:35
"Einschneidendes Erlebnis"
Bennet Wiegert hatte berichtet, dass mit Antonio Serradilla ein Spieler des SC Magdeburg beim Attentat auf dem Weihnachtmarkt im Dezember vor Ort war. Nun äußerte sich der Spanier in der Bild zu dem "einschneidenden Erlebnis". Am Sonntag steht für den SCM das erste Heimspiel nach dem Anschlag statt.
Am 20. Dezember 2024 hatte ein Attentäter mit einer Amokfahrt auf dem Magdeburger Weihnachtmarkt sechs Menschen getötet und über 300 Menschen verletzt. In der Folge wurden auch Heimspiele des SC Magdeburg abgesetzt, der nun am Sonntag gegen die MT Melsungen wieder in der Getec-Arena antreten wird.
» Spenden für Betroffene in Magdeburg
Magdeburgs Spieler Antonio Serradilla war dabei nur Meter von dem Auto des Attentäters entfernt gewesen. Wiegert habe den Spanier sofort angerufen, der "nur geschrien und geweint" hätte. Er selbst hatte in der WhatsApp-Gruppe der Mannschaft gebeten, dass sich jeder Spieler bei ihm melden solle. Unter anderem wäre Albin Lagergren bei dem Attentat beinahe vor Ort gewesen.
"Ich hatte Magdeburg nach dem Anschlag sehr traurig verlassen. Nicht, weil ich und meine Freundin in unmittelbarer Nähe waren, als es passierte, sondern weil es für uns einfach ein einschneidendes Erlebnis war. Für den Klub, für die Stadt. Uns ging es danach sehr schlecht", berichtet Antonio Serradilla nun gegenüber der Bild.
"Wenn so etwas passiert, realisierst du, wie klein Handball oder deine Probleme im Vergleich dazu sind. Schon nach der Augen-OP hat sich für mich vieles verändert. Es hätte viel schlimmer kommen können. Du erkennst, wie wichtig die kleinen Dinge im Leben sind und genießt die Momente mit der Familie und den Freunden noch mehr, weil du sie nicht für selbstverständlich hältst", so Serradilla.
Der Handball helfe ihm bei der Bewältigung und auch, dass seine Freundin nun bis zum Saisonende in Magdeburg bleiben werde. Nach den abgesagten Spielen gegen Eisenach und Erlangen startete der SCM nach der WM-Pause mit einer Niederlage in Kiel und einem wichtigen Erfolg in der Champions League in Kielce.
Nun steht mit dem Top-Duell gegen Spitzenreiter Melsungen das erste Heimspiel nach dem Anschlag an. Es wird eine Schweigeminute vor dem Anpfiff geben. Dazu werden die Magdeburger mit Trauerflor auflaufen.
Außerdem hat der Klub 200 Betroffene/Rettungskräfte zum Spiel eingeladen. Die Busfahrer von zehn Handball-Erstligisten hatten Ende Januar, um etwa 100 Betroffene und Angehörige der Magdeburger Amokfahrt zu Karls Erlebnis-Dorf im Elstal zu befördern.
"Es wird kein normales Bundesliga-Spiel sein", sagt der gebürtige Magdeburger und SCM-Trainer Bennet Wiegert, der bereits Anfang des Monats erklärt hatte: "Ich bin in dieser Stadt geboren, es ist meine Heimatstadt. Ich bezweifle, dass man da jemals drüber wegkommt."
cie