vor 21 Stunden
Was sind die Gründe für diesen Erfolg?
Dänemark gewinnt die Handball-WM mit beeindruckender Überlegenheit und Souveränität. Der vierte Titel wirft die Frage auf: Was machen die Dänen besser als alle anderen?
Im edlen Ambiente des Taket-Klubs ließen es Mathias Gidsel und all die anderen dänischen Weltmeister richtig krachen. Die ausgelassene Feier über den Dächern von Oslo bildete für die dänischen Goldjäger den passenden Schlussakkord ihrer knapp dreiwöchigen Handball-Party, ehe sie am Montagnachmittag mit den Familien zum Rathausempfang mit traditionellen Pfannkuchen-Essen in Kopenhagen erwartet wurden.
"Es ist verdammt typisch dänisch, Weltmeister zu werden", jubelte Gidsel. Der überragende Welthandballer von den Füchsen Berlin - einmal mehr MVP und Torschützenkönig des Turniers - sprach nach dem durch und durch einseitigen Finale gegen Kroatien (32:26) nur aus, was alle dachten. Vier WM-Titel in Serie: Noch nie zuvor hat eine Mannschaft den Handball derart dominiert.
Dänemark bestieg nicht "nur" zum vierten Mal in Folge den WM-Thron, sondern tat dies in einer nie dagewesenen Souveränität. "Das ist schon ein wenig angsteinflößend", urteilte Eurosport-Experte Pascal Hens. Neun Siege in neun Spielen - sieben davon mit zweistelliger Differenz, zwei Mal waren es "nur" sechs Tore - zeugen von einer Übermacht, die Fragen aufwirft: Was machen die Dänen besser als alle anderen?
Da ist zum einen eine fantastische Spielergeneration um Gidsel zu nennen. Enormes Talent verbunden mit einer schier unendlichen Energie, mit kindlicher Spielfreude und grenzenlosem Erfolgshunger ergibt eine brandgefährliche Mischung. Hinzu kommt mit Nikolaj Jacobsen ein nimmersatter Trainer, der sich mit keinem Deut weniger als dem perfekten Spiel zufriedengibt.
Es wirkt mitunter etwas schrullig, wenn der langjährige Bundesligaspieler und -trainer seine Stars angesichts einer Zehn-Tore-Führung im WM-Halbfinale nach einem technischen Fehler anpampt. Doch seiner Beliebtheit bei Fans und Spielern tut das keinen Abbruch. Im Gegenteil. Auch dass Jacobsen seine Stammspieler nie schont und selbst Gidsel neun Spiele lang fast durchspielen lässt, passt zu seiner Philosophie. Seit Jacobsen die Dänen 2017 übernommen hat, wurde keines der 37 WM-Spiele verloren. Inklusive dem Olympia-Gold im vergangenen Sommer steht Jacobsen Titelsammlung mit den Dänen aktuell bei fünf.
Natürlich profitiert die dänische Nationalmannschaft auch vom Stellenwert des Handballs, der bei den Nordeuropäern gleichauf mit Fußball an der Spitze liegt. Länderspiele sind in Dänemark Straßenfeger, Gidsel und Co. gelten für die Jugendlichen als Idole. Als ein weiterer Grund für den aktuellen Vorsprung des kleinen Nachbarlandes wird von deutschen Handballfunktionären dieser Tage gern die Hallensituation genannt.
"Dänische Kinder verbringen ihre Nachmittage in den unzähligen für Jedermann geöffneten Sporthallen", schrieb Top-Funktionär Bob Hanning in seiner Kolumne für Bild am Sonntag, "bei uns in Deutschland gibt es nur streng reglementierten Zugang zu festen Trainingszeiten. Das geht nicht! Da müssen wir im Dialog mit der Politik schnell nachbessern."
Ein schnelles Ende der dänischen Dominanz ist aber selbst dann nicht in Sicht. Leistungsträger wie Gidsel (25), Rückraumspieler Simon Pytlick (24) und Torhüter Emil Nielsen (27) sind noch recht jung - und mit Blick auf das nächste Turnier ist da ja noch diese eine große Sehnsucht: endlich den EM-Titel zu gewinnen.
Die Tatsache, dass Dänemark all seine Spiele der Europameisterschaft 2026 in Herning austragen wird, dürfte in der Handballwelt weiteres Unbehagen auslösen. Denn dort, sagte Gidsel schon während der goldenen WM-Tage in diesem Jahr selbstbewusst, "sind wir mit unseren Fans im Rücken eigentlich gar nicht zu besiegen".
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