13.07.2024, 13:13
Olympia in Paris
Andreas Wolff ist der erfahrenste Spieler im Kader von Bundestrainer Alfred Gislason. Der Schlussmann, der in der neuen Saison wieder für den THW Kiel spielt, war als einziger schon in Rio dabei. Im Interview spricht der 33-Jährige über die Besonderheit von Olympia
Im Handball gibt es fünf Großturniere in vier Jahren. Wie ordnest du das Handballturnier von Olympia ein?
Andreas Wolff: Es ist das schwierigste Turnier im Handball, was du spielen kannst. Es gibt nur einen begrenzten Pool an Mannschaften, die überhaupt teilnehmen dürfen und dementsprechend hoch ist die Leistungsdichte bei diesem Turnier.
Anders im Vergleich zu EM oder WM ist, dass man wirklich mal die Zeit hat sich mit der Mannschaft auf dieses Turnier vorzubereiten. Nicht nur physisch, sondern auch spielerisch hat man viel mehr Möglichkeiten.
Bei EM oder WM hat man oft nur ein oder zwei Wochen, in denen man innerhalb der Saison das Turnier eingeschoben hat. Bei Olympia ist das Turnier praktisch der Saisonstart. Auch weil alle anderen Elitesportler der Welt da sind, ist Olympia etwas ganz Besonderes.
Worauf freust du dich bei besonders, wenn du an die Spiele von Paris denkst?
Ich freue mich auf die Atmosphäre im Dorf, die immer von Anspannung geprägt ist. Da sind viele Sportler, die vier Jahre lang nur auf diesen Moment hintrainiert haben. Da steckt etwas ganz Besonderes drin. Im Laufe der zwei Wochen wird das immer mehr durchmischt mit den Sportlern, die schon mit ihren Wettkämpfen fertig sind, die Enttäuschungen oder Erfolge verarbeiten.
Es ist z.B. im Kraftraum schon interessant zu sehen, welch unterschiedlichen Arten von Sportlern es gibt. Das motiviert einen, wie weit die Physis getrieben werden kann und wie weit man als Handballer eigentlich noch gehen kann. Das sind alles Topathleten, die fokussiert auf ihren Wettkampf sind.
Man sieht aber auch, wie unterschiedlich die Athleten ihre Wettkämpfe angehen. Da sind welche dabei, die die ganze Zeit ein wenig Spaß machen und locker sind und andere, die den totalen Tunnelblick haben.
Mit welchem Ziel oder welchem Traum reist du nach Paris?
Traum und Ziel ist natürlich die Goldmedaille, aber das wird natürlich nicht leicht. Aber man muss jedes Turnier mit dem Willen angehen es zu gewinnen und als Deutscher Handballnationalmannschaft traue ich es uns immer mindestens Außenseiterchancen auf den Sieg zu. Das wird auf jeden Fall schwer, wir müssen schon in der Gruppenphase guten Handball zeigen, um das nötige Selbstbewusstsein aufzubauen.
Wir haben eine junge, engagierte und ambitionierte Mannschaft, die auch sehr viel Potential in sich trägt. Da müssen wir sehen, inwiefern wir das Potential auf den Wettkampf übertragen können.
Du bestreitest deine dritten Olympischen Spiele, in Tokio waren nur Johannes Golla, Juri Knorr und Jannik Kohlbacher mit dabei und die waren aufgrund der Pandemie deutlich anders als noch Rio 2016. Bereitest du die anderen irgendwie auf die besonderen Umstände von Olympia vor?
Ich bereite die Jungs nicht auf Olympia vor, die sollen ihre eigenen Erfahrungen machen. Das ist für jeden etwas ganz Besonderes und jeder geht die Sache unterschiedlich an. Jeder hat seine Art und Weise, wie er sich darauf freut.
Natürlich werden wir hier und da Erfahrungswerte teilen. Die sind aber dann sehr spezifisch und vom Moment abhängig. Insgesamt haben wir junge Leute, die aber schon sehr verantwortungsbewusst und erfolgsgierig sind. Daher muss man ihnen nicht all zu viel Anleitung an die Hand geben.
Welche Bedeutung haben im Vorfeld die Testspiele mit Frankreich, Ungarn und Japan?
Den Tests kommt sehr viel Bedeutung zu, weil wir da die Erkenntnisse aus den letzten Wochen nun versuchen umzusetzen und analysieren können, was uns gelungen ist. Natürlich ist das nicht aussagekräftig, was bei den Olympischen Spielen dann passiert. Es sind Tests und Härtegrade, an denen wir uns messen lassen können.
chs