11.07.2024, 06:00
Kommentar zur Attraktivität der Bundesliga
Der THW Kiel hat mit dem Transfer von Andreas Wolff ein Zeichen gesetzt. Nicht nur an die nationale Konkurrenz, sondern an ganz Europa. Auch die Liga kann sich mit der Rückkehr des wohl bekanntesten deutschen Handballers brüsten. Warum ist das so?
Ein Kommentar von Sebastian Mühlenhof
Nach fünf Jahren in Polen ist er zurück: Andreas Wolff wird wieder den Kasten des THW Kiel hüten. Der deutsche Nationalkeeper soll beim Rekordmeister wieder konstant für Weltklasse-Leistungen sorgen, eben jene haben in der abgelaufenen Saison gefehlt.
Nicht nur beim THW freuen sie sich über diesen Coup, auch die Handball-Bundesliga (HBL) darf zurecht stolz sein. Schließlich ist dieser Transfer auch ein klares Signal, dass sich die HBL im Kampf um die Stars nicht verstecken muss.
Dabei machten genau diese Schlagzeilen vor gar nicht allzu langer Zeit noch die Runde, als Weltklasse-Spieler wie Sander Sagosen, Niklas Landin oder Magnus Röd die HBL verließen. Und das sind nur einige Beispiele. Die Liga drohte den Status als beste der Welt zu verlieren, besonders in Dänemark und Norwegen taten sich neue Großprojekte auf.
Einige Funktionäre schlugen Alarm und forderten Reformen. Der damalige Trainer der SG Flensburg-Handewitt, Maik Machulla, machte sich für eine längere Sommerpause stark, damit auch weiterhin die besten Profis in Deutschland spielen. Umgesetzt wurde seine Idee aber nicht wirklich.
Die jüngsten Transfers zeigen jedoch, dass die Liga auch ohne große Änderungen und trotz hoher Belastung weiterhin enorm interessant ist. Mit Emil Madsen kommt einer der spannendsten Linkshänder ebenfalls nach Kiel, sein ebenfalls begehrter Landsmann Aaron Mensing kehrt nach einem Jahr bei GOG Gudme zurück und geht zur MT Melsungen. Selbst Kentin Mahé hat sich zu einer Deutschland-Rückkehr entschlossen.
Die Argumente, warum Spieler eines solchen Kalibers sich für die selbst ernannte beste Liga der Welt entscheiden, liegen auf der Hand. Mit rund anderthalb Millionen Fans kamen in der abgeschlossen Spielzeit so viele Zuschauer in die Hallen wie noch nie zuvor.
Kein Wunder, gibt es doch zahlreiche Hexenkessel wie die Werner-Aßmann-Halle in Eisenach oder die Getec-Arena in Magdeburg. Aber auch die Wunderino-Arena in Kiel oder die Max-Schmelling-Halle in Berlin zählen zu den stimmungsvollsten Handball-Arenen dieser Welt. Und das sind wirklich nur vier Beispiele. Eigentlich könnte man jede Halle nennen.
Zudem sorgt der neuen Medienpartner Dyn mit seinen Formaten für mehr Interesse auf Social Media und bietet den Spielern damit auch mehr Vermarktungsmöglichkeiten abseits der Platte.
Doch auch sportlich läuft es rund für die deutschen Teams. Mit dem THW und SC Magdeburg standen jüngst zwei deutsche Teams im Final Four der Champions League, in der European League waren mit den Füchsen Berlin, den Rhein-Neckar Löwen sowie der SG Flensburg-Handewitt gar gleich drei Klubs aus Deutschland unter den besten vier Mannschaften.
Zudem ist die Bundesliga so spannend wie kaum eine andere Liga. Woche für Woche bedarf es Höchstleistungen, um zu gewinnen. Was auf der einen Seite eine hohe Belastung bedeutet, härtet die Spieler andererseits für die internationalen Aufgaben ab.
Ein weiterer wichtiger Punkt ist auch die finanzielle Stabilität der Klubs. Beim norwegischen Großprojekt in Kolstad gab es vor der Saison bereits große wirtschaftliche Sorgen. Mit Janus Smarason verließ ein Spieler bereits damals den Klub, in Magnus Röd und Torbjörn Bergerud folgen nun zwei weitere Stars. Solchen Sorgen müssen die Spieler bei deutschen Teams nicht haben, wenngleich es jüngst beim HSV Hamburg (mal wieder) Angst um die Zukunft gab.
Somit muss sich die HBL wohl auch in Zukunft keine Gedanken machen, den Status als stärkste Liga der Welt zu verlieren. Schließlich ist und bleibt Deutschland das Handball-Land Nummer eins. Siehe Andreas Wolff.