25.08.2024, 12:42
Linksaußen vom HB Ludwigsburg im Interview
Antje Döll geht in ihre zehnte Saison für die SG BBM Bietigheim, die ab dieser Saison als HB Ludwigsburg aufläuft. Im Interview spricht die 35-Jährige über die Vorbereitung auf die neue Bundesligasaison, das neue System der Play-Offs und ihre Erlebnisse bei den Olympischen Spielen.
Aus Bietigheim wird Ludwigsburg: Gleicher Inhalt, andere Verpackung oder was hat sich schon konkret geändert?
Antje Döll: Es ist schwer jetzt schon direkt ein Fazit zu ziehen. Ich denke, dass erstmal andere Verpackung, selber Inhalt stimmt, was das Handballerische betrifft. Ansonsten hatten wir schon einen Empfang bei der Stadt, also man hat so das Gefühl die Stadt Ludwigsburg hat richtig Bock auf uns, die sind sehr sportaffin. Das könnte wirklich eine schöne Zusammenarbeit geben und wir würden uns in jeglichen Sachen unterstützen, soweit es möglich ist.
Jetzt seid ihr Double-Gewinner, da stellt sich die Frage nach den Saisonzielen fast automatisch nicht, oder?
An der Zielsetzung hat sich nichts geändert. Also natürlich haben wir das jetzt noch nicht besprochen, aber man will ja auch nicht tiefstapeln. Wir haben dieses Jahr auch wieder eine Top-Mannschaft. Es wird sich zeigen, wie weit wir uns möglichst schnell finden. Wir haben natürlich mit den Play-offs die Möglichkeit der Play-offs, dass man es zum Ende wieder ausbügeln kann, wenn am Anfang ein bisschen was verrutscht. Also ich denke, wir wollen wieder Deutscher Meister werden, wir wollen Pokalsieger werden, wir wollen jetzt auch am 31.08. gerne den ersten Titel holen mit dem Supercup. Da sind die Ziele wieder hochgesteckt.
Wen siehst du da in erster Linie als eure Konkurrenz und welche Rolle spielen vielleicht die Play-offs?
Ich kann das jetzt noch nicht einschätzen, inwieweit THC und BVB ihre Neuzugänge gut einarbeiten, die haben gute Verpflichtung getätigt. Mit Bensheim muss man immer rechnen, die sind immer eklig zu bespielen. Die haben einen tollen Teamspirit und auch echt gute Spielerinnen in ihrem Kader. Gerade in den Playoffs könnte das zu einigen echten interessanten, knappen Spielen kommen.
Hast du schonmal Play-offs gespielt?
Ich habe tatsächlich mit Bensheim damals die Play-downs gespielt. Das war leider nicht so erfolgreich. Ich finde das Thema aber eigentlich ganz cool, weil du einfach mehr diese Alles-oder-Nichts Spiele hast. Das finde ich als Spielerin schon immer echt toll. Das ist einfach ein geiles Gefühl, wenn man die dann auch gewinnt.
Das kann dir natürlich auch immer schlecht in die Karten spielen, wenn du nach der normalen Runde auf Platz 1 bist, aber dann am Ende Verletzungsmisere hast oder wir werden hoffentlich eine lange, harte Belastung mit vielen englischen Wochen haben. Da muss man dann gucken, wie man das wegsteckt. Hoffen wir mal, dass alles alle verletzungsfrei bleiben.
Jetzt ist euch ja kurzfristig mit Karolina Kudlacz-Gloc eine Leistungsträgerin ausgefallen.
Mit Karo bricht ja nicht nur im Angriff jemand weg, sondern halt auch vor allem in der Abwehr, mit ihrer Erfahrung. Sie ist auch eine, die immer an ihre Leistungsgrenzen gehen möchte. Das ist schon herber Verlust. Aber ich hoffe, dass wir das dann gut kompensieren können.
Du hattest durch die Olympischen Spiele eine verkürzte Vorbereitung in Ludwigsburg.
Natürlich ist es immer ein bisschen schwierig, weil dir dann die Vorbereitungszeit fehlt. Ich bin natürlich auch froh drum, jetzt nicht noch mal vier Wochen oder länger Vorbereitung zu prügeln. Wir hatten unsere eigene Vorbereitung in dem Sinne. Wir sind ja alle clevere Handballspielerinnen, das sollte hoffentlich auch in dieser kurzen Phase dann möglichst gut klappen.
Wie lange durftest Du Urlaub machen nach den Olympischen Spielen?
Elf Tage, aber besser als nichts. Natürlich wäre ich gerne länger bei Olympia geblieben, da hätte ich auch weniger Tage in Kauf genommen. Aber das tat jetzt schon mal gut, zumindest ein bisschen abzuschalten.
Wie würdest du denn Olympia zusammenfassen? Was bleibt an Erinnerungen? Wie fällt die die Bilanz aus?
Es ist ein bisschen schwierig, weil man doch ein bisschen gemischte Gefühle hat. Jetzt rein vom Event her, war das natürlich einmalig. Das war schon sehr besonders. Da bin ich auch wahnsinnig glücklich darüber, dass ich das so miterleben durfte. Aber man fährt ja auch zu Olympia, um möglichst erfolgreich zu sein. Von daher bleibt das nicht ganz so positiv im Kopf hängen, weil einfach der Verlauf unserer Spiele habe ich mir ein bisschen anders erhofft.
Klar, wenn du das erste Spiel gegen Südkorea gewinnst, hast du vielleicht am Ende auch dieselbe Ausgangsposition, aber da waren paar Spiele dabei, wo wo wir absolut nicht mit zufrieden sein können auch was sein Körpersprache betrifft. Da war ich tätsächlich ein bisschen enttäuscht, da hat man ein bisschen dran zu knabbern gehabt. Aber im Großen und Ganzen ist das einfach noch mal ein anderes Level und andere Erfahrungen, die man gemacht hat.
Du hast schon viele andere Großturniere gespielt. Wie schwer ist es, bei Olympia den Fokus zu halten, weil ja ständig andere Events stattfinden?
Das hat jede Spielerin von uns ein bisschen anders gehandhabt. Das Schwierigste war einfach, dass du andere Gegebenheiten hattest. Du hattest jetzt nicht ein normales Doppelzimmer, sondern Achter- und Neuner-Apartments. Der Trainer hat mit beim Physio im Behandlungszimmer gewohnt.
Das war schon alles ein bisschen anders. Wenn du zu einer schlechten Zeit zum Essen gegangen bist, musstest du anstehen. Man musste sich erstmal zurechtfinden, das war natürlich schon stressig. Aber ich persönlich habe für mich da einen guten Weg gefunden, mich auch mal irgendwie zurückzuziehen, wenn es möglich war und mich auch gut auf die Spiele vorzubereiten.
Es war schon eine Herausforderung. Man muss auch wirklich noch einmal mehr in sich gehen und sich die Sachen holen, die man dann für sich persönlich braucht.
Zumindest von den Wurfquoten waren die Außen mit das Verlässlichste im deutschen Team...
Wenn man das so Revue passieren lässt, war das schon eines unserer besten Turniere, die wir gespielt haben als Außenachse. Persönlich findet man immer etwas im eigenen Spiel, das besser sein könnte. Aber ich glaube, dass wir, was unsere persönliche Leistung betrifft, da ganz zufrieden sein können.
Wir haben auch versucht, möglichst viel in die Mannschaft rein zu tragen, jetzt nicht nur auf, sondern auch neben dem Feld. Außen war oft in der deutschen Nationalmannschaft jetzt nicht unbedingt so das Aushängeschild, aber jetzt bei Olympia haben wir da gute Leistung gezeigt.
Jetzt bist du praktisch die Alterspräsidentin der Frauen-Nationalmannschaft. Da stellt sich automatisch die Frage, bei wie vielen Großturnieren wir uns noch auf Antje Döll freuen können.
Je älter man wird, desto öfter bekommt man diese Frage gestellt. Ich fühle mich körperlich richtig gut, ich habe keine Wehwehchen. Mir macht es immer noch sehr viel Spaß, es gibt auch immer wieder neuen Input, letztes Jahr neuer Trainer in Bietigheim, jetzt das Ereignis Olympia. Ich hoffe, dass mir der Spaß da noch lange bleibt und dann werden wir sehen. Für mich ist es immer noch eine Ehre, für Deutschland zu spielen und solange die Leistung stimmt und der Nationaltrainer mich aufstellt, will ich da auch gerne noch dabei sein.
Kommen wir mal zurück nach Ludwigsburg. Was sind deine ersten Eindrücke aus der Vorbereitung? Was sind die Baustellen, die ihr noch noch habt?
Wir werden natürlich gucken, dass wir viel taktische Sachen mit reinbringen. Das heißt Abwehrspiel natürlich mit vielen verschiedenen Optionen. Im Angriffsspiel haben wir jetzt ja Verpflichtungen auf entscheidenden Positionen, mit Jenny Karlsson und Mareike Thomayer neue Spielmacherinnen. Das werden wichtige Tage werden bis zum Supercup.
Ansonsten denke ich, dass das so von den Gegebenheiten für uns alles passig ist. Unser Trainerstab guckt auch, dass sie das mit Hallen- und Krafttraining dosieren, weil sie natürlich wissen, dass es jetzt für viele Spielerinnen eine lange Saison ist und wird. Vom ersten Eindruck her haben wir eine tolle Mannschaft. Das könnte echt gut klappen, dass wir da in eine Richtung arbeiten und auch Spaß außerhalb vom Handball haben werden.
chs