03.08.2024, 14:36
Bundestrainer nach Sieg über Spanien "extrem erleichtert"
Dramatischer Sieg gegen Spanien, die K.o.-Runde kann kommen: Deutschlands Handballer haben bei den Olympischen Spielen vorzeitig das Viertelfinale erreicht. Die Mannschaft von Bundestrainer Alfred Gislason besiegte den WM-Dritten Spanien dank einer leidenschaftlichen Vorstellung und starker Nerven mit 33:31 (20:18) und kann für die K.o.-Runde in Lille planen.
"Ich bin extrem erleichtert und zufrieden mit der Leistung, weil es ein unglaublich wichtiges Spiel war. Es hätte noch die Möglichkeit gegeben, bei einer Niederlage das letzte Spiel zu gewinnen und trotzdem draußen zu sein. Von daher war dieses Spiel gegen Spanien sehr, sehr wichtig", freute sich Bundestrainer Alfred Gislason nach der Partie auch mit Blick auf den lange möglichen Vergleich mit fünf Teams und je 6:4 Zählern (handball-world berichtete exklusiv).
Mann des Tages war Torhüter David Späth mit zahlreichen Paraden, vor allem in der dramatischen Schlussphase hielt der etatmäßige Ersatzmann von Andreas Wolff spektakulär. Zehn Sekunden vor dem Ende verhinderte er mit einer spektakulären Parade den Ausgleich. Zum besten deutschen Werfer avancierte Renars Uscins mit acht Treffern.
"Ich glaube, der Großteil der Leute in Deutschland weiß nicht, was wir in den letzten zwei Jahren gemacht haben und wie jung diese Mannschaft ist. Und was sie trotz dieser jungen Jahre jetzt schon geleistet hat, das ist sicherlich nicht selbstverständlich", stellte Gislason heraus. Neben Späth und Uscins ist seit gestern mit Justus Fischer ein weiterer U21-Weltmeister im Kader. Ebenfalls aus dem letzten Junioren-Jahrgang 2002/03 wäre auch noch Marko Grgic, der vor allem bei den Siebenmeter wichtige Tore setzt und zweitjüngster Spieler des Turniers ist, der auch schon eingesetzt wurde.
Durch die vorgenommenen Wechsel von Fischer und Rune Dahmke und den Auswechselungen von Tim Hornke und Jannik Kohlbacher sank der Altersschnitt noch einmal. Mit nun 26,5 Jahren hat Deutschland gemeinsam mit Kroatien das jüngste Team bei diesem Turnier. Fast vier Jahre fehlen diesen beiden Mannschaften zu den Topfavoriten Frankreich und Dänemark beim Altersdurchschnitt.
"Man sieht die Leistung der Spieler, die knapp über 20 Jahre alt sind. Das ist bei kaum einer anderen Nation so", betont Gislason. "Für die Jungs ist das eine riesige Bestätigung, Mannschaften wie Schweden und Spanien dieses Mal bei einem großen Turnier zu schlagen - trotz viel weniger Erfahrung. Ich glaube, das bringt sie sehr viel weiter."
Kroatien hat dort vor allem sein Torhütergespann mit Dominik Kuzmanovic (21) und Matej Mandic sowie Luka Lovre Klarica (je 22), die gerade den Junioren entwachsen sind. Mit Veron Nacinovic, Tin Lucin (je 24), Nikola Grahovac (25), Ivan Martinovic, Josip Sarac und Zvonimir Srna (je 26) können aber auch noch zahlreiche Spieler mit Perpektive für Los Angeles 2028 in der Mannschaft. Auch Dänemark hat mit Mathias Gidsel (25), Simon Pytlick (23) und Thomas Arnoldsen (22) sowie Kreisläufer Lukas Jörgensen (25) eine recht junge zentrale Achse.
Bevor in der nordfranzösischen Stadt Lille am Dienstag das Viertelfinale steigt, trifft das deutsche Team zum Vorrundenabschluss am Sonntag (14.00 Uhr /ARD und Eurosport) noch auf Slowenien. Dann geht es um den Gruppensieg, dann droht allerdings ein Duell mit Frankreich. Bei einer Niederlage könnte man auf Rang 3 abrutschen, müsste dann eventuell gegen Weltmeister Dänemark spielen. Beide Endplatzierungen werden erst nach dem deutschen Team ermittelt.
Heiß umkämpft, hitzig, hochklassig: Beide Teams lieferten sich am Freitag einen rasanten und überaus spannenden Schlagabtausch. Dabei überzeugte die DHB-Auswahl vor 5765 Zuschauern in der Arena Paris Süd, darunter auch Turn-Weltmeister Lukas Dauser, mit einem variantenreichen Offensivspiel und stresste die ausgebufften Spanier immer wieder mit überraschenden Angriffsaktionen und schnellen Abschlüssen.
"Wenn wir wie gegen Kroatien 19 Fehlwürfe haben, davon mehr als die Hälfte freistehend gegen den Torhüter, dann ist es immer schwer gegen solche Gegner", hatte Gislason vor der Partie gesagt und eine bessere Chancenverwertung als zwei Tage zuvor gegen die Kroaten (26:31) gefordert. Und Kapitän Johannes Golla und seine Mitspieler lieferten.
Deutschland präsentierte sich von Beginn an hellwach und in Spiellaune. Beim dritten Treffer von Uscins zum 6:4 ballte Gislason an der Seitenlinie beide Fäuste. Dank des Angriffswirbels konnte es das DHB-Team sogar verschmerzen, dass Torhüter Andreas Wolff hinten kaum eine Hand an den Ball bekam und beim Stand von 7:6 bereits nach elf Minuten mit David Späth wechselte.
Der junge Keeper führte sich bestens ein und parierte gleich drei Würfe binnen zwei Minute. Als Rune Dahmke wenig später auf 10:7 erhöhte (16.), tobte die mit zahlreichen deutschen Fans besetzte Arena. Sekunden vor dem Halbzeitpfiff erzielte Juri Knorr den deutsche Treffer Nummer 20.
Im zweiten Durchgang erwischten die Spanier den besseren Start. Auch der nun stark haltende Späth konnte nicht verhindern, dass Spanien nach 40 Minuten erstmals seit der vierten Minute wieder in Führung ging. Doch Deutschland ließ nicht locker und blieb vor allem dank des quirligen Uscins und der Späth-Paraden im Spiel. Sieben Minuten vor dem Ende glich Uscins mit seinem achten Treffer zum 30:30 aus. Dann wurde Späth zum Garanten des Sieges.
SID, Christian Stein